Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
hier, Süße. Ich habe noch eine Kleinigkeit zu erledigen.«
Emily sagte nichts. Sie starrte nur geradeaus.
Er lächelte. Es gefiel ihm, dass sie derart in seinem Bann stand. Während Drusus auf die geöffnete Tür der Tankstelle zuging, nahm er den Helm ab. Die Sonne brannte bereits vom Himmel herab und heizte die Luft auf 35 Grad auf. Ein perfekter Tag.
Der Tankwart hob den Kopf. »Drew. Was führt dich hierher?«
»Du, Mark, mein Freund.« Drusus sah sich um, er wollte sichergehen, dass sie allein waren. Dann sandte er eine erste Störwelle zur Überwachungskamera, die das Signal unterbrach und alle Aufzeichnungen bis zu seinem Eintreffen löschte. Eine zweite Störwelle versperrte die Tür. »Du.«
Marks Stimme sprang eine Oktave in die Höhe. Sie klang nun eilfertig und beflissen. »Ich hab’s gemacht. Ich habe in jeden Brotlaib Rattengift gespritzt und mindestens ein Dutzend verkauft. Diese Dreckskerle in der Stadt werden es bald bereuen, dass sie sich gegen mich verschworen und mich bei der Bank gefeuert haben.«
Drusus wandte sich dem langhaarigen Mann hinter der Theke zu. Das Tor zum Geist dieses Menschen stand nun, nach wochenlanger Infiltration, sperrangelweit offen. Der Dämon glitt ohne jede Mühe hinein und tauchte alles in trostloses Grau. »Ausgezeichnete Arbeit.« Er ortete den Gedanken, den er in Marks Unterbewusstsein eingepflanzt hatte, und erweckte ihn zum Leben. »Jetzt ist es Zeit, alles zu einem Ende zu bringen.«
Der Blick des jungen Mannes wurde mit einem Schlag leer. Er riss den eingeschweißten Brotlaib auf, der ihm am nächsten lag. »Ich werde berühmt sein«, sagte er, während er eine Handvoll Brotscheiben herausnahm. Achtlos stopfte er sie sich in den Mund und begann zu kauen. »Sie werden mich nie vergessen.«
»Da hast du recht«, pflichtete ihm Drusus schmunzelnd bei. Die Schlagzeile am folgenden Tag würde ziemlich spektakulär ausfallen:
Elf Unschuldige tot, sechs mit schweren Vergiftungen im Krankenhaus.
Das Rattengift, das er Mark zugespielt hatte, war hochtoxisch und nur auf dem Schwarzmarkt der Chinesen zu bekommen gewesen. Die Ärzte würden alle Hände voll zu tun haben, die Vergifteten zu retten. »Besonders dank des YouTube-Videos, das du ins Netz gestellt hast. Gute Arbeit.«
Der Dämon sah zu, wie sich das Gesicht des Tankwarts purpurn färbte und seine Augen aus den Höhlen quollen. Als der Mann eine erkleckliche Menge Mageninhalt ausspuckte, die sich über die Theke ergoss und sein T-Shirt hinunterlief, trat Drusus einen Schritt zurück. Heftige Spasmen schüttelten Marks Körper und warfen ihn zu Boden, wobei er eine kleine Bonbonschale mitriss, deren Inhalt klappernd auf das Linoleum fiel. Drusus wartete geduldig, bis die Zuckungen nachließen und das Licht aus Marks Augen wich. Dann beugte er sich in freudiger Erwartung einer verdorbenen Seele über den Körper. Als sein Werk getan war, verließ Drusus die Tankstelle, glitt auf den Sattel vor Em und lenkte das Motorrad zurück auf den Highway.
Ja, in der Tat. Ein absolut perfekter Tag.
»Ich kann es einfach nicht glauben. Er nimmt noch immer nicht ab.« Frustriert warf Rachel das Handy aufs Armaturenbrett.
»Und vermutlich ist das der Grund dafür«, sagte Lachlan und wies auf einige Autos vor ihnen, die an der Straße geparkt waren. »Ist er das nicht – der mit dem Koffer? Gleich neben dem roten Cabrio?«
»Ja.« Verblüffend. Ein Blick auf ihr Hochzeitsfoto, und Lachlan hatte sich Grants Gesicht bereits eingeprägt. Andererseits war ihr Ex-Mann schon immer durch sein Aussehen aufgefallen. Rachel krallte sich am Türgriff fest. »Schneide dem Auto den Weg ab. Lass ihn nicht losfahren.« Sobald der Audi zum Stehen gekommen war, sprang Rachel heraus und eilte zwischen den parkenden Autos hindurch. »Grant, warte!«
Ihr Ex-Mann sah auf. Das Paar in dem roten Sebring, ein Mann mittleren Alters und eine üppige, jüngere Frau, wurden ebenfalls aufmerksam. »Rachel?«
»Hast du Em gesehen?«
Grant nickte. »Vor ungefähr einer halben Stunde. Mit ihrem Freund.«
Rachel fiel fast in sich zusammen. »Du hast sie gehen lassen?«
»Ich wusste nicht, dass ich sie bei mir behalten sollte.«
»Wenn du an dein verdammtes Handy gegangen wärst, hättest du es gewusst. Ich versuche seit Mitternacht, dich zu erreichen!«
»Ich habe geschlafen. Ist das ein Verbrechen?«
»Wenn deine Tochter in Gefahr ist – ja!«
»Ich bin spät ins Bett gegangen und habe mein Handy auf lautlos geschaltet. Was ist
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