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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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tun.«
    Rachel starrte ihn an. Ihr Puls flirrte wie der Flügelschlag eines Kolibris. Dann schloss sie die Augen und seufzte. »Gott, was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich hätte die Tür niemals öffnen dürfen.«
    Mit ihrem leicht nach vorn gereckten Kinn, den geschlossenen Augen und einem Körper, der geradewegs zu einer Berührung einzuladen schien, stellte Rachel eine Verlockung dar, der Lachlan nicht widerstehen konnte. Er beugte sich vor und drückte ihr einen kurzen, heftigen Kuss auf die Lippen. »Ich bin froh, dass du es gemacht hast«, murmelte er und sog ihren Duft ein. Süß und warm, wie Geißblatt an einem Sommerabend.
    Rachel wich zurück. »Ich versuche, mich zu benehmen, aber du machst es mir nicht gerade leicht.«
    »Tut mir leid«, log er erneut.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.« Mit roten Wangen ging sie in die Wohnung voraus. »Setz dich dort in den Sessel.«
    »Ob das helfen wird?«, fragte Lachlan zweifelnd. Für seine Begriffe hätte man schon den Atlantik zwischen sie beide bringen müssen.
    Rachels Augen verengten sich, und sie zeigte auf den Sessel. »Marsch.«
    Lachlan tat, wie ihm geheißen. Rachel ging in die Küche und holte einen Krug Eistee aus dem Kühlschrank. Lachlan musste lächeln, als er sah, dass Rachel in sein Glas so viele Eiswürfel gab, dass fast kein Platz mehr für den Tee blieb. »Willst du mich einfrieren?«, fragte er belustigt und nahm den Eistee entgegen.
    »Hör auf, zu grinsen, und stell schon deine Frage.« Rachel suchte sich einen Platz in sicherer Entfernung und trank einen Schluck.
    »Was kochst du heute?«
    »Ist
das
deine Frage?«
    »Nein, ich bin nur neugierig. Hier riecht es so gut.« Der herzhafte Geruch von Fleisch, das im Ofen schmorte, die ruhige Hintergrundmusik aus dem Radio, die brennenden Kerzen und die Familienfotos auf dem Kaminsims – alles war so wunderbar gemütlich. Lachlan fühlte sich, als wäre er seit langem irgendwo zu Hause.
    »Brathähnchen«, antwortete Rachel mit einem kleinen stolzen Lächeln über das Kompliment.
    Unvermittelt traf Lachlan der stechende Schmerz des Verlustes. Es war lange her, dass er sich gestattet hatte, an ein Zuhause zu denken oder an eine Frau, die für ihn kochte – an Komplimente, die ein Lächeln auf mürrische Gesichter lockten. Früher einmal war er ziemlich gut darin gewesen, jemandem ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
    Mit unmerklich zitternder Hand stellte Lachlan das Glas auf den kleinen Beistelltisch. »Meine eigentliche Frage ist: Was wünscht sich Emily am meisten?«
    »Wozu möchtest du das wissen?«
    »Wenn Drew sie auf seine Seite ziehen will, wird er versuchen, es ihr zu geben, um ihr Vertrauen zu gewinnen.«
    Rachel wurde still. Ihr ovales Gesicht sah nachdenklich aus. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Lass dir Zeit.«
    Als ihr Blick den seinen traf, war er voller Schmerz. »Nein, du hast mich nicht richtig verstanden. Ich habe absolut keine Ahnung. Früher kannte ich Em sehr gut, aber jetzt …«
    »Hast du nicht gesagt, du hättest ihr Tagebuch gelesen?«
    »Ja. Eine Seite nach der anderen über ihre Ängste vor der Schule und Freunden und Jungen. Nichts über Ems Wünsche und Sehnsüchte. Die Hälfte davon war sowieso chiffriert, nur Initialen statt Wörter.«
    »Gibt es einen Traum, den sie sich erfüllen will, etwas, das so gut wie unerreichbar ist und das sie schon immer machen oder besitzen wollte?«
    Rachel verzog das Gesicht. »Nicht, dass ich wüsste. Sie schwärmt zwar immer wie alle anderen von dem Zeug, das sie im Fernsehen sieht, aber einige Minuten später hat sie es wieder vergessen.«
    »Also gut«, sagte Lachlan und stand auf. »Denk noch einmal darüber nach. Und lass es mich wissen, wenn dir etwas einfällt. Es wird uns helfen, herauszufinden, was Drew als Nächstes plant.«
    »Sollte ich Em danach fragen?«
    »Lieber nicht. Wenn sie mit Drew darüber spricht, wird er wissen, woher der Wind weht.«
    »In Ordnung.«
    Rachel machte ein Gesicht, als hätte sie versagt. Lachlan konnte es nicht mit ansehen. Er zog sie in seine Arme und drückte die Wange an die weiche Wolke ihres Haars. Während er so bei ihr stand, sein Körper an ihrem, mit dem dringenden Wunsch, sie zu beschützen, und diesem warmen Feuer in seiner Brust, hätte er sich fast eingeredet, dass eine gemeinsame Zukunft möglich war. »Du kennst deine Tochter besser, als du denkst«, sagte Lachlan sanft. »Die Kleidung hat doch das Mädchen darunter nicht verändert. Was Emily heute wichtig ist, war

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