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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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aufgehängte schwarze Kleidungsstücke zu sehen, auf dem Boden ein Haufen durcheinandergeworfener Schuhe. Selbst die kniehohen Schnürstiefel, die Em wie ihren Augapfel zu hüten gelobt hatte, waren auf diesem Haufen gelandet.
    Rachel trat ins Zimmer. Sie stieg über die am Boden verstreuten Kleidungsstücke und ging hinüber zum Schreibtisch. Auf der Suche nach allem, das ein gewisses Interesse für irgendetwas erkennen ließ, förderte sie unter leeren Fastfood-Behältern rings um den Computer einige Zeitschriften zutage. Da sie darin jedoch nichts fand, wühlte sich Rachel durch die Schubladen – und stieß auf ein Messer. Nicht irgendein Messer, sondern eines der Steakmesser mit Ebenholzgriff, rasiermesserscharf. Mit gerunzelter Stirn nahm Rachel es heraus. Warum verwahrte Em ein Messer in ihrem Zimmer?
    »Was machst du da?«
    Als sie Ems leise, drohende Stimme hörte, wirbelte Rachel herum. Das Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb. Ihre Tochter stand in der Tür, den MP 3-Player in der Hand. Dunkel klagten ihre Augen die Mutter wegen des Vertrauensbruchs an. O Gott. Da Rachel nichts anderes übrigblieb, entschied sie, die Wahrheit zu sagen. »Ich habe das Gefühl, dass ich dich verliere, Em. Ich bin hier, weil ich nach einem Hinweis darauf gesucht habe, wer du geworden bist. Nach etwas, das mir helfen kann, endlich zu dir vorzudringen.«
    »Vielleicht wolltest du auch wieder mal in mein Tagebuch schauen.«
    »Ich habe dein Tagebuch nicht gelesen.«
    »Und warum nicht? Bin ich ein bisschen zu früh zurückgekommen? Wie unangenehm, dass ich Mami bei ihrer kleinen Bespitzelungsaktion gestört habe.«
    »Das war es doch gar nicht«, verteidigte sich Rachel.
    »Was denn dann, Mom? Hausarrest, Zimmerdurchsuchung. Herrgott, als Nächstes vergitterst du meine Fenster und schließt mich ein.«
    Rachel wurde rot und wechselte schnell das Thema. »Warum hast du ein Steakmesser in deinem Zimmer?«
    »Welche Rolle spielt das?« Em zog die Schultern hoch. »Wahrscheinlich habe ich etwas gegessen.«
    »Em, hör mir zu. Ich mache mir nur Sorgen um dich, das ist alles. Diese ganze Geschichte mit Drew treibt mich noch in den Wahnsinn, ich geb’s zu. Er macht mir Angst.«
    »O ja, er ist wirklich furchteinflößend. Er trägt eine schwarze Lederjacke und fährt Motorrad.«
    »Das ist nicht alles.« Rachel vertraute darauf, dass ein Teil der früheren Em noch immer existierte. Der intelligenten Einserschülerin, die sich über alles Gedanken machte. Wenn Em wüsste, wer Drew wirklich war, würde sie sicher das einzig Richtige tun und ihn verlassen. »Er ist nicht der, für den du ihn hältst, Em. Lach … Pater MacGregor kennt Drew von früher, und er hat gesagt, dass Drew in etwas Schlimmes verwickelt war.«
    Als Lachlans Name fiel, wurde Em still, und Rachel wusste, dass dies ihre Chance war. Obwohl sie Em keinen Schrecken einjagen wollte, hoffte sie, dass die Wahrheit ihre Tochter aufrütteln würde. »Er dealt mit Drogen, Em.«
    Sobald Rachel den Satz ausgesprochen hatte, versteinerte Ems Gesicht. Das Mädchen stieß ein schroffes Lachen aus und ging hinüber ans Fenster. »Wow, er hatte recht. Er sagte, dass du dir irgendeine übertriebene Geschichte ausdenken würdest, damit er schlecht dasteht. Ich hab’s nicht geglaubt, aber tatsächlich, jetzt ist es so weit.«
    »Es ist keine Geschichte. Es stimmt.«
    »Wirklich? Du solltest mal deine sogenannten Fakten überprüfen, Mom. Ich habe mit Pater MacGregor über Drew gesprochen. Und jetzt rate mal … Er hat mich verstanden. Er hat’s kapiert. Im Gegensatz zu dir versuchte er nicht, mir einzureden, dass Drew ein fieser, jämmerlicher Drogendealer ist.«
    Zu spät erkannte Rachel die Falle, in die sie getappt war, und ruderte zurück. »Pater MacGregor wollte dir eben keine Angst machen.«
    »Netter Versuch, aber das kauf ich dir nicht ab.«
    »Em, ich –«
    »Weißt du, was das Lustige daran ist? Ich habe dich verteidigt. Drew hat mir erzählt, dass er zu dir gegangen ist, um mit dir zu reden, aber dass du ihm nicht zuhören wolltest. Er hat Stein und Bein geschworen, du hättest ihm befohlen, sich von mir fernzuhalten, und damit gedroht, die Polizei auf ihn zu hetzen. Ich hab ihm gesagt, dass meine Mom das niemals machen würde, dass du eigentlich ganz in Ordnung bist, ganz gleich, wie sehr du mich nervst. Dass du mich nur glücklich sehen willst und dabei manche Dinge versaust, weil du es eben zu sehr willst. Aber jetzt weiß ich nicht mehr, ob das überhaupt stimmt.

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