Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
Hemd. »Das ist nur Tarnung.«
Angst mischte sich in Rachels Verwirrung. »A … aber warum? Warum solltest du eine Tarnung brauchen?«
»Sie hält mir bei Bedarf die Leute vom Hals. Ich lebe allein, und es gefällt mir. Dank dieses Aufzugs habe ich meine Ruhe.«
Rachel starrte ihn für einen langen Moment fassungslos an, dann sank sie auf die Stufen nieder, die ins Wohnzimmer hinunterführten. Plötzlich war sie erschöpft – er hatte sie überzeugt. Lachlan war kein Priester. Es passte zu dem, was ihr Instinkt ihr bereits die ganze Zeit gesagt hatte. »Du lebst lieber eine Lüge, als jemanden an dich heranzulassen?«
»Es ist einfacher.«
»Für wen?«
Darauf sagte er nichts.
»Du bist also kein Priester. Wunderbar. Dann ist wahrscheinlich auch alles andere, was ich über dich weiß, gelogen. Ist Lachlan wenigstens dein richtiger Name?«
»Ja.«
Sie war nicht sicher, wie sie seine knappe Antwort deuten sollte. Ihr folgten keine eiligen Versicherungen, dass der Rest von dem, was er gesagt hatte, die Wahrheit gewesen war – vermutlich, weil es sich anders verhielt. »Du weißt, dass das auch die Geschichte, die du über Drew erzählt hast, in Frage stellt, oder?«
»Trau deinem Instinkt, Rachel. Ich habe dir nichts über Drew erzählt, bevor du zu mir kamst. Damals hattest du bereits selbst Angst. Hör auf deinen Bauch. Du weißt, dass Drew gefährlich ist.«
Ja, das wusste sie. Sie spürte es. Die Übelkeit in Rachels Magen legte sich ein wenig. »Aber was bist du dann, wenn du kein Priester bist? Wie verdienst du deinen Lebensunterhalt?«
»Ich habe ein wenig Geld angelegt.«
»Genug, um dir in Südkalifornien ein Apartment mit drei Schlafzimmern mieten und einen Audi leasen zu können.« Erneut Stille. »Eine Frau, die noch bei Verstand ist, würde jedes einzelne Wort anzweifeln, das jetzt noch aus deinem Mund kommt. Und was mache ich Trottel? Ich sehe in dein dummes, vermöbeltes Gesicht und glaube dir.« Sie blickte ihn an. »Warum hast du mir das nicht früher erzählt?«
»Es tut mir leid, Rachel. Ich hätte es dir in der Tat früher sagen sollen. Ich bin nicht der Mann, für den du mich hältst, und ich wecke Erwartungen in dir, die ich niemals erfüllen kann.« Lachlan fuhr sich mit der Hand durch das kurz geschorene Haar. »Dass du jetzt hierherkommst, beweist es. Du wünschst dir etwas, das ich dir nicht geben kann.«
»Und was, glaubst du, Lachlan, wünsche ich mir?«
Der Ausdruck in seinen Augen wurde milder. »Einen Partner.«
Rachels Schultern reagierten auf das Wort, indem sie erschlafften. Es war eine stumme und untrügliche Bestätigung, dass diese Feststellung stimmte. Doch Rachel schüttelte den Kopf. »Ich hab’s schon einmal mit diesem Beziehungskram versucht. Hat nicht funktioniert.«
Lachlan ging neben ihr in die Hocke und hob ihr Kinn sanft an. »Grant war kein richtiger Partner. Wenn er es gewesen wäre, hätte es funktioniert.«
Die Gewissheit in seiner Stimme und die ruhige Anteilnahme in seinem Blick trieben Rachel die Tränen in die Augen. »Was weißt du schon davon?« Lachlan antwortete nicht, er schaute ihr nur in die schwimmenden Augen. Rachel wandte den Kopf ab. Sie hasste, was sie in seinem Blick sah – ein intuitives Wissen von ihrer schmerzhaften Vergangenheit, obwohl sie niemals auch nur ein Sterbenswörtchen darüber verloren hatte. Sie blinzelte die Tränen fort. »Vielleicht interpretierst du ja auch zu viel in meinen Besuch. Vielleicht will ich nur Sex.«
Lachlan erstarrte.
Ermutigt von der Anspannung in seinem Schweigen, fügte Rachel hinzu: »Keine Erwartungen, nur wilder, animalischer Sex.« Leise pfeifend entwich der Atem seinen Lippen. »Alleinerziehende Mütter kommen nicht viel herum, weißt du«, fuhr sie fort. Mit jedem noch aufgeregteren Herzschlag, der aus Lachlans Brust zu ihr drang, geriet Rachel mehr in Fahrt. Vielleicht drehte sie gerade vollkommen durch, aber es reizte sie ungemein, an dieser Situation zu retten, was es noch zu retten gab – auch wenn es nur der Sex war, den sie seit jenem Zusammenstoß im Treppenhaus wollte. Rachel hatte es satt, allein ins Bett zu gehen, ihre Lust war bereits zu lange unbefriedigt geblieben. »Es ist eine ganze Weile her, dass ich einen Orgasmus ohne meinen Vibrator hatte.« Sie hörte Lachlan hart schlucken. »Vielleicht will ich nur, dass du mir in dieser Richtung aushilfst.«
Und mit einem Mut, von dem sie gar nicht wusste, dass sie ihn besaß, sah sie Lachlan direkt in die klaren blauen
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