Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
Vom Netzwerk:
sah auf ihre zitternde Hand. Auf der Innenseite waren noch immer in verwaschener Tinte zehn magische Ziffern zu lesen: Lachlans Handynummer.
    »Warten Sie einen Moment.« Rachel versuchte sich an einem aalglatten Lächeln und scheiterte kläglich. Sie entfernte sich einige Schritte, nahm das Telefon aus der Handtasche und wählte Lachlans Nummer. Für das unkontrollierbare Zucken ihrer Finger schien das Tastenfeld viel zu klein zu sein, Rachel musste viermal neu beginnen. Sie drehte Drew den Rücken zu und wartete darauf, dass Lachlan abnahm. Es klingelte einmal. Fünfmal. Neunmal. Nichts. Rachel blieb fünfzehn Klingelzeichen lang in der Leitung, bevor sie die trostlose Wahrheit akzeptierte: Sie war auf sich allein gestellt.
    »Wir sollten die Einkäufe hineinbringen«, sagte Drew freundlich, als sich Rachel ihm wieder zuwandte. »Die Eiscreme schmilzt bereits.«
    Rachel starrte ihn nur an. Das Bild, wie er in der Küche stand und liebenswürdig die Einkäufe einräumte, wollte in ihrem Kopf einfach keine Gestalt annehmen. Stattdessen bestand ihr Gehirn darauf, Drew ein silberglänzendes Messer in die Hand zu geben, das gut zu der Erinnerung an das dunkelrote Blut aus Lachlans Wunden passte.
    »Mom.« Em stupste sie mit dem Ellbogen an. »Gehen wir hinein.« Die hellen blauen Augen ihrer Tochter waren aufmerksam, das blasse Gesicht wirkte voller Hoffnung. Hier, schien es stumm zu sagen, hier hast du deine Chance, den schlimmen Streit wiedergutzumachen. Lass ihn mit reinkommen, und ich werde dir alles verzeihen.
    Und Rachel wollte es, wollte es wirklich … Aber da ihrer beider Leben in Gefahr war, wie hätte sie es erlauben können? Ihr Blick begegnete erneut dem von Drew, diesmal ein wenig gefestigter, von ehrlichem Zorn getragen. Dieses Monster konnte sie nicht in ihre Wohnung lassen. Sie öffnete den Mund und begann: »Ich –«
    Doch Drew kam ihr zuvor. Seine Miene war nun sehr ernst, das Lächeln wie fortgewischt. »Ich sehe die Sorge in Ihren Augen, Rachel, und ich verstehe auch, dass es Ihnen schwerfällt, mir zu vertrauen. Ich bin ein Fremder. Aber ich schwöre, Em wird nichts geschehen. Sie ist mir sehr wichtig – genauso wichtig wie Ihnen –, und Sie haben mein Wort, dass sie bei mir in Sicherheit ist.«
    Drew sprach direkt zu ihr, allein zu ihr, in dem Versuch, Rachel glauben zu machen, dass er Em keinen Schaden zufügen würde. Doch Rachel kannte die Wahrheit über diesen Mistkerl, und keine noch so eloquente, hinterlistige Rede aus seinem Mund konnte sie je davon überzeugen, dass er vertrauenswürdig war. »Gehen Sie«, sagte sie gepresst. »Gehen Sie und lassen Sie uns in Frieden.«
    »Mom!«
    Bei Ems ersticktem Schrei kehrte der Anflug eines Lächelns auf Drews Gesicht zurück. Rachels Herz stolperte und fiel in ein tiefes Loch. Sie hatte Drew direkt in die Hände gespielt. Er hatte sicher sogar gehofft, dass sie seine Anstrengungen zunichte machte, darauf gezählt, dass sie seine Bitten mit Füßen trat. Alle die sorgfältig gewählten Worte waren ein Teil seiner Aufführung, einer Aufführung, die nur für Em gedacht war. Er machte sich nicht einmal die Mühe, zu antworten, er stand einfach nur da und ließ Rachels Worte für sich arbeiten.
    »Was zum Teufel ist bloß mit dir los?«, blaffte Em und ließ die Einkaufstüte auf den Gehsteig fallen, ohne einen Gedanken an das zerbrechliche Glas darin zu verschwenden. »Drew hat alles Menschenmögliche versucht, um deinen Erwartungen gerecht zu werden, und es reicht dir immer noch nicht. Was soll er denn noch machen, damit du endlich zufrieden bist?«
    »Er ist nicht der, für den du ihn hältst, Em. Er ist ein wahres Monster. Drew und seine Freunde haben letzte Nacht Pater MacGregor überfallen und ziemlich schlimm zugerichtet. Frag ihn doch einmal danach!«
    Em blinzelte irritiert. Ihr Blick wanderte zu Drew.
    »Em, bitte.« Drews Augen weiteten sich schockiert. Seine plötzliche Blässe und die offensichtliche Verstörung schienen echt zu sein. »Ich schwöre, dass ich nicht weiß, wovon deine Mutter spricht. Niemals würde ich jemanden überfallen. Ich kenne diesen Pater Mac-irgendwas nicht einmal.«
    Selbst der verzweifelte Unterton in Drews Stimme klang glaubwürdig. Wenn Rachel nicht Lachlans Verletzungen gesehen und Drew nicht bereits zugegeben hätte, dass er MacGregor kannte, wäre wahrscheinlich auch sie auf dieses Theater hereingefallen. »Pater MacGregor sagt, dass Sie es waren«, erwiderte Rachel kalt. »Und ehrlich gesagt glaube

Weitere Kostenlose Bücher