Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
ich aber selbst schuld. Wenn ich nicht so faul wäre und mehr Sport treiben würde, wäre diese Treppe kein Problem für mich.
„Keira, ich brauche eine Pause.“ Ich blieb stehen, lehnte mich an die kühle Wand und trank mein Wasser.
„Gehen wir weiter“, sagte Keira nach fünf Minuten. „Wir haben es gleich geschafft.“
Ich riss mich zusammen und folgte ihr. Als wir die Dachterrasse erreichten, atmete ich erleichtert aus. „Ich muss sitzen.“
Ich steuerte eine kleine Treppe auf der linken Seite an. Um uns herum fotografierten die Touristen fleißig.
„Wir sollten keine zu lange Pause einlegen, sonst sind wir zu müde, um weiter zu gehen.“
„Was heißt hier weiter?“, fragte ich erschöpft.
„Da drin geht’s weiter“, antwortete sie und zeigte auf die Kuppel.
Ich seufzte. „Super.“
„Nur noch 200 Stufen.“
„Ja, nur noch.“ Ich rollte mit den Augen. „Ich fülle rasch meine Wasserflasche nach.“
Ich stand auf und ging zum Brunnen, der vor den Toiletten war. Zwei Männer kühlten sich gerade das Gesicht mit Wasser. Ich wartete einen Moment, bis sie fertig waren, und füllte dann meine Flasche wieder auf. Und schon ging es weiter.
Nach einer Ewigkeit und gefühlten 1.000 Stufen erreichten wir die Aussichtsplattform. Ich war fix und fertig. Die Treppe war so schmal gewesen, dass kaum eine Person Platz hatte. Es war heiß, eng und stickig und eine regelrechte Erlösung, oben anzukommen.
Die Leute drängten sich nach vorn ans Geländer. Keira und ich versuchten auch, einen Platz zu ergattern. Ich musste ihr recht geben: die Aussicht war unglaublich. Wir sahen direkt auf den Petersplatz. Er schien mir von hier oben wie eine Postkarte, die Menschen wie kleine Ameisen.
„Wow. Der Wahnsinn.“
„Ich habe es dir doch gesagt.“ Keira lächelte.
Wir machten ein paar Fotos.
„Ich sehe sogar das Colosseum “, sagte ich erstaunt.
„Sara! Hier können wir ein wenig sitzen“, rief Keira.
Ich war so gefesselt, dass ich nicht bemerkt hatte, wie sie sich von mir entfernt hatte. Ich ging zu ihr hinüber.
Einige Minuten saßen wir einfach nur da, genossen die leichte Brise, die uns um die Nase wehte, und hörten dem Stimmengewirr zu, das um uns herum herrschte.
„Sara.“
„Ja.“
„Ist vielleicht ist es nicht der beste Zeitpunkt, aber ich muss dir etwas erzählen … Eigentlich wollte ich es dir schon lange sagen, aber ich musste zuerst selbst damit klarkommen.“ Ihr Gesicht war ernst und etwas traurig.
„Und was?“
„Meine Mom hat mich angerufen.“
Mit offenem Mund starrte ich sie an.
„Ja, so habe ich auch reagiert.“
Keiras Mutter hatte die Familie verlassen, als Keira gerade einmal acht Jahre alt war. Sie ließ sich von Mr. James scheiden, um einen zehn Jahre jüngeren Mann zu heiraten und mit ihm nach Griechenland auszuwandern. Seit fast zehn Jahren hatten sich die beiden nicht mehr gesehen und seit fünf nicht miteinander gesprochen. Das Einzige, was Keira von ihrer Mutter bekam, waren die jährlichen Geburtstagskarten.
„Wann hat sie angerufen?“
„Vor knapp drei Wochen.“
„Woher hat sie deine Nummer?“
„Dad hat ihr erzählt, wo ich bin und ihr meine Nummer gegeben. Sie möchte mich sehen. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll … Es ist keine leichte Situation zwischen euch, aber sie ist deine Mutter.“
„Ja … die Mutter, die es nicht für nötig gehalten hat, mich in den letzten fünf Jahren auch nur einmal anzurufen, oder mich zu besuchen. Sie ließ mich einfach zurück, um mit diesem Arsch durchzubrennen.“ Wut und Zorn klangen aus ihrer Stimme.
Ich legte den Arm um ihre Schulter. „Ich weiß … und es ist verständlich, dass du wütend bist. Jeder wäre das.“
„Weiß du, solange sie sich nicht gemeldet hat, konnte ich so tun, als gäbe es sie nicht, zumindest konnte ich es gut verdrängen, weil mich meine Wut sonst wahrscheinlich aufgefressen hätte, und jetzt steigt alles wieder in mir hoch. Die Enttäuschung, der Schmerz. Ich bin so wütend, Sara.“
„Was hat dein Dad dazu gesagt?“
Sie atmete schwer aus. „Ich solle tun, was ich für richtig halte. Ich müsse mir um ihn dabei keine Gedanken machen. Er denkt, es wäre vielleicht gut, wenn ich mit ihr rede … Aber ich habe es kaum fünf Minuten mit ihr am Telefon ausgehalten. Wie soll ich sie dann sehen? Ich würde sie anschreien.“
„Vielleicht wird es Zeit, dass sie erfährt, wie weh das getan hat.“
„Vielleicht.“ Sie
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