Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
Cafés.
„Ich glaube, ich winke ihnen mal zu. Dante sollte mir unbedingt seinen Freund vorstellen.“
„Nein, lass das“, protestierte ich, doch leider zu spät.
Sie lächelte und winkte, sie sollten reinkommen. Das fehlte mir gerade noch, ein weiterer peinlicher Moment mit Dante Craven. Dante und sein Begleiter, ein großer, dunkelhaariger Mann mit Dreitagebart, betraten das Café. Gut gelaunt gesellten sie sich zu uns.
Eindeutig viel zu alt für Maria. Er wirkte aber äußerst sympathisch, mit seinem breiten Lächeln, das ein paar schneeweiße Zähne zum Vorschein brachte. Sehr ansehnlich , würde Granny sagen. Wenn sie jünger wäre, würde er genau in ihr Beuteschema passen. Das war eindeutig ein richtiger Mann, wie er im Buche stand. Trotzdem schlug mein Herz nicht seinetwegen schneller.
„Hallo, Leute, ist es eine reine Frauenrunde oder dürfen wir uns dazusetzen?“
„Nein, nein, setzt euch ruhig“, sagte Maria, mit einem verführerischen Lächeln, das ganz offensichtlich an Dantes Freund gerichtet war.
„Darf ich euch vorstellen: das ist Hugh. Hugh, das sind Maria, Keira, Hillary und Sara. Sie gehen auf dieselbe Schule.“
Ich war überrascht, dass er sich innerhalb von einem Tag alle unsere Namen gemerkt hatte.
„Freut mich, euch kennenzulernen“, sagte Hugh und ließ sein Lächeln aufblitzten.
„Ebenfalls, Hugh“, sagten wir nacheinander und gaben ihm die Hand.
„Leider muss ich euch auch schon wieder verlassen.“
„Wo willst du denn hin?“, fragte Dante.
„Savannah.“ Er zeigte mit dem Kopf in Richtung des Fensters.
Dante winkte einer kleinen Frau mit feuerroten, kurzen Haaren zu, die ihm freudestrahlend zurückwinkte.
„Grüß sie von mir“, bat Dante.
„Ja, sicher. Sag Josh, ich ruf ihn an wegen morgen.“
„Mach ich, wir sehen uns.“
Er hob die Faust aus und schlug seine Fingerknöchel gegen die von Hugh.
„Schönen Abend wünsche ich euch.“
„Danke“, stimmten wir gemeinsam ein.
Er drehte sich um und verließ das Joe`s .
So wie Dantes Freund die Frau auf der Straße küsste, war es wohl seine Freundin. Eine bittere Enttäuschung für Maria.
Dante setzte sich zu uns an den Tisch und bestellte sich einen Kaffee.
Keira stupste Maria, was mir ein bisschen verdächtig vorkam.
„Entschuldigt mich bitte, ich komme gleich wieder.“ Maria stand auf und ging zu Lukas, der hinter dem Tresen Gläser spülte. Hinter Dantes Rücken zwinkerte sie mir zu.
„Ich sollte dringen mal für kleine Mädchen“, informierte uns Keira.
„Ich komme gleich mit“, sagte Hillary.
Oh, diese hinterhältigen Schlangen — und so was nannte sich Freundin.
Plötzlich saßen nur noch er und ich an dem Tisch, in dem überfüllten Café. Nervös versuchte ich seinem Blick auszuweichen, sah immer wieder zu ihm hoch und wieder auf meine Tasse Tee. Ich wollte ja nicht zu unhöflich wirken. Meine Finger umklammerten die Tasse, als hätte ich Angst, sie würde davonspringen.
„Wohnst du in Brooklyn?“, fragte ich, um das Eis zu brechen. Stille hätte diesen Moment nur noch peinlicher gemacht.
„Nein, wir wohnen außerhalb. Dad wohnt nicht gern in der Stadt.“
Er wollte mir offensichtlich nicht verraten, wo genau er wohnte. Was meinte er mit außerhalb ? Das konnte ja alles bedeuten.
„Dann hast du es ganz schön weit bis zur Schule.“
„Mit dem Auto nicht.“
In seinem Ton lag etwas, was ich nicht deuten konnte. Auf seinen vollen Lippen lag ein schüchternes Lächeln … bei dem ich fast vom Stuhl geschmolzen wäre.
„Was macht ihr denn in Brooklyn? Gibt`s in Manhattan nicht genug Cafés?“
„Maria wohnt hier und sie steht auf den Kellner“, sagte ich ehrlich, aber vor allem, um ihr eins auszuwischen. „Und du? Da du hier offensichtlich nicht wohnst?“
„Es gibt hier gleich um die Ecke einen tollen Buchladen. Sehr gemütlich. Wenn ich ein Buch brauche, komme ich immer hierher.“
„Ich dachte ihr seid gerade erst hergezogen?“, fragte ich verwundert.
„Meine Schwester wohnt schon lange in New York, ich war sie oft besuchen.“
Weshalb hatte er dann gestern gesagt, ich solle ihm die Stadt zeigen, wenn er sie doch offensichtlich schon kannte? Wenn mich mein Gefühl nicht täuschte, wollte er wohl Zeit mit mir verbringen. Oder nicht? Im Bann seines Blickes gefangen, überwältigte mich ein anderes Gefühl: Unsicherheit. Es fühlte sich an, als würde eine andere Person an dem Tisch sitzen statt mir. Mein Gott, wohin sind sie bloß auf die Toilette gegangen?
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