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Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Titel: Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Todorovic
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Sie wartete einen Moment. „Aber nicht, dass du mir dasselbe machst, verstanden?“
    „Keine Angst, ich hab in nächster Zeit nicht vor, zu heiraten“, sagte ich lachend. „Hast du die Briefe noch?“
    „Jeden einzelnen. Ich denke, darum ist auch meine Ehe mit Michael gescheitert. Er war nicht Josef. Auch wenn dein Vater ihn wirklich mochte.“
    „Wo ist Dad eigentlich?“
    „Im Arbeitszimmer.“
    „Geht es ihm gut, Granny? Er ist so merkwürdig in letzter Zeit.“
    „Mach dir keine Sorgen um ihn, du weißt doch, wie Christopher ist, immer beschäftigt.“
    „Du musst es wissen, schließlich bist du seine Mutter“, sagte ich lächelnd.
    „Auch Mütter wissen nicht alles … Er vergräbt sich lieber unter einem Berg Arbeit, als mit mir zu reden“, sagte sie etwas traurig. „Auch für ihn ist heute kein leichter Tag.“ Sie verließ nachdenklich das Wohnzimmer.
    Irgendwie kam mir das bekannt vor, denn ich versteckte mich auch lieber hinter meiner Musik, als mit Dad zu sprechen. Schnell wechselte ich den Sender, um mich abzulenken. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um die Beziehung zwischen mir und meinem Vater zu analysieren.
    Ich entdeckte Ghostbusters . Da fiel mir ein, wie ich den Geist loswerden könnte, wenn es ihn wirklich gab. Denn, wenn ich ihn mir nur einbildete, würde ich bestimmt bald in die Klapse landen. Ich beschloss, noch vor dem Abendessen in die Bibliothek zu fahren. Irgendein Buch gab es bestimmt: Wie werde ich einen Geist, der denkt, er sei keiner, los. In acht einfachen Schritten.
    Also stand ich auf und klopfte an der Tür von Dads Arbeitszimmer.
    „Ja.“
    Ich öffnete sie und blieb im Türrahmen stehen. „Hey Dad, ich geh noch in die Bibliothek. Muss noch eine Arbeit für Geschichte fertigmachen.“
    Das war nicht einmal gelogen, ich musste wirklich noch was für den Geschichtsunterricht vorbereiten, aber dazu brauche ich die Bibliothek nicht. Doch ich konnte meinem Vater schlecht sagen: Hey Dad, ich brauche ein Buch, um meinen unsichtbaren Freund loszuwerden.
    Er sah auf die Uhr an der Wand. „Es ist schon sieben“, stellte er fest.
    „Ich beeile mich auch, in spätestens zwei Stunden bin ich wieder da. Das Essen kann ich mir auch aufwärmen.“
    „In Ordnung, aber nimm dir für den Rückweg ein Taxi. Ich will nicht, dass du nach acht allein mit der U-Bahn fährst.“
    „Mach ich, bis später, Dad“, sagte ich und schloss die Tür hinter mir.
    Ich zog meine Jacke an und verließ die Wohnung. „Dich werde ich schon noch los“, murmelte ich.
    Es war schon dunkel. Oh, wie ich den Winter hasste. Die Kälte, die Nässe, den eisigen Wind.
    Während der Fahrt beobachtete ich eine Chinesin, die mir gegenübersaß und hektisch ihn ihrer Handtasche kramte. Neben ihr saß ein Junge mit schulterlangen blonden Haaren, der im Takt der Musik nickte, die leise durch seine Kopfhörer drang.
    Als ich seine Gegenwart auf dem leeren Platz neben mir spürte, stellten sich mir die Haare am ganzen Körper auf. Gereizt fluchte ich unter zusammengebissenen Zähnen: „Verschwinde.“
    „Warum?“, fragte er.
    Überrascht sah ich mich um.
    „Keine Angst, außer dir hört mich niemand.“
    „Super, dann denken die Leute, ich führe Selbstgespräche“, gab ich viel zu laut von mir. Und schon sahen mich fünf Augenpaare an. Verlegen sah ich auf meine Handtasche, die auf meinen Oberschenkeln lag. Ich hörte ihn lachen.
    Verärgert suchte ich nach dem Block, den ich eingepackt hatte.
    Warum suchst du dir nicht jemand anders, den du verfolgen kannst? , schrieb ich schnell und nicht in meiner besten Schrift.
    „Wen denn?“
    Weiß ich doch nicht. Vielleicht einen Mörder, der hätte wenigstens verdient, von einem Geist heimgesucht zu werden.
    Wieder lachte er.
    Es war ein schönes Lachen. Verdammt, das sollte mir nicht gefallen. Erstens war er unsichtbar und zweitens wahrscheinlich ein alter Knacker. Aber er klang nicht nach einem alten Mann.
    „Du bist viel interessanter als ein verurteilter Mörder“, sagte er amüsiert.
    Du täuschst dich, ich bin stinklangweilig.
    Er schwieg.
    Was willst du von einer Siebzehnjährigen lernen? Du schwebst, oder was ihr sonst so macht, sicher seit 50 Jahren oder so herum.
    „Ich bin im Grunde genommen erst neunzehn“, antwortete er.
    Na, dann bist du halt ein jung gebliebener Untoter.
    Ich schrieb gerade das letzte Wort, als die U-Bahn in meine Zielstation fuhr und sich die Türen öffneten. Fluchtartig sprang ich auf und rannte raus auf den Bahnsteig.
    Er

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