Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
war mir auch keine besonders große Hilfe. Dantes Geheimnis zerfraß mich beinahe.
Er kam auf mich zu und streckte mir seine Hand entgegen. „Freunde?“, fragte er sanft.
Ich wartete einen Augenblick, dann ergriff ich sie zögernd. „Mal sehen“, antwortete ich kühl.
„Ich bring’ dich nach Hause.“
„Das musst du nicht.“
„Ich weiß. Komm schon“, bat er und lief los. Ich blieb trotzig stehen. Er drehte sich wieder um, als er bemerkte, dass ich nicht hinter ihm war. „Bitte tu mir den Gefallen und lass mich dich nach Hause fahren.“ Seine blauen Augen flehten mich an.
„Na gut“, gab ich, immer noch zornig, nach.
Auf dem Weg zum Wagen dachte ich darüber nach, ob ich ihn nach dieser Frau fragen sollte. War es angebracht? Nein, war es nicht, aber ich konnte einfach nicht anders. Ich musste wissen, wer sie war oder was sie für ihn war.
„War das gerade deine Freundin?“, fragte ich, wohl etwas zu neugierig. „Sie sah ganz schön wütend aus, du musst was Schlimmes angestellt haben. Wahrscheinlich hast du sie auch für verrückt erklärt“, sagte ich bissig.
Er lachte laut los. Verblüfft sah ich ihn an.
„Erstens habe ich nie gesagt, du seist verrückt, nur dass du dir etwas einbildest, was nicht sein kann. Ich bin nun mal nicht Jesus, der heilen kann. Da muss ich dich leider enttäuschen. Und zweitens war das meine Schwester. Gott bewahre, dass ich je eine solche Freundin bekomme. Weißt du, sie ist … na ja, wie soll ich sagen, Eleanor ist sehr eigen und mischt sich gerne in anderer Leute Angelegenheiten. Vor allem in meine. Sie meint es nur gut, sie will mich beschützen. So sind große Schwestern nun mal.“
„Ich kann das nicht beurteilen, ich bin ein Einzelkind.“
„Ab und zu wünschte ich mir, ich wäre auch eins. Aber andererseits möchte ich sie für nichts auf der Welt eintauschen. Es wäre ganz schön langweilig, wenn ich mich nicht mit Eleanor streiten könnte“, sagte er und verkniff sich ein Lachen.
Dante öffnete die Tür seines schwarzen Porsches. „Bitte einsteigen, Miss Davis“, bat er mich mit einem hinreißenden Lächeln.
„Danke“, sagte ich kurz.
Die Innenausstattung war sehr elegant. Schwarzes Leder und die neuste Anlage. Ich verstand nicht viel von Autos, aber es passte zu ihm. Meinem Dad hätte er bestimmt gefallen. Er liebte Autos. Als ich das letzte Mal darin saß, hatte ich zu viele Schmerzen, um es mir genauer anzusehen.
„Ist das ein älteres Modell?“, fragte ich, als er eingestiegen war.
„Ja, ein Porsche 911 aus den Siebzigern. Ich hab' einen der ersten gekauft. Es ist mein Lieblingsauto. Ich pflege ihn gut“, antwortete er stolz.
Einen der Ersten gekauft? Verwirrt sah ich ihn an. „Wie konntest du denn einen der Ersten kaufen?“, fragte ich stirnrunzelnd. „Da warst du noch nicht geboren.“
„Ach … ich meinte … meinen Vater. Sorry, hab mich wohl versprochen.“ Er sah nach vorn und ließ den Motor laufen.
Ich beließ es dabei. Es wäre ohnehin zu merkwürdig gewesen, über so etwas nachzudenken. Dante war auch so schon ein Rätsel für mich, da brauchte ich nicht noch mehr, worüber ich grübeln konnte.
Er war ein guter Autofahrer, vielleicht ein wenig zu schnell für die City, aber trotz der Geschwindigkeit fühlte ich mich sicher.
Aus der Anlage war leise ein Song von Chris Isaak zu hören. Dante sah also nicht nur gut aus, hatte Talent, offensichtliche heilende Kräfte, sondern auch einen guten Musikgeschmack. Ich merkte nicht, dass ich ihn anstarrte, bis sich auf seinen Lippen die Andeutung eines Lächelns zeigte.
„Du gehst also mit Sam aus?“, fragte er neugierig.
„Ja“, antwortete ich. „Woher weißt du das?“
„Ich habe euch gehört, als er dich vor dem Klassenzimmer gefragt hat.“
„Erstens ist es unhöflich zu lauschen, und zweitens wüsste ich nicht, was dich das angeht“, sagte ich leicht eingeschnappt.
„Du hast recht“, stimmte er mir zu,
Die höchstens zehnminütige Fahrt war viel zu schnell vorbei. Obwohl ich immer noch ein wenig wütend auf ihn war, genoss ich die kurze Zeit mit ihm.
Er parkte vor dem Haus, um mich aussteigen zu lassen. Ich drehte mich um, damit ich mich bedanken konnte, da war er auch schon ausgestiegen, um mir die Tür aufzuhalten. Ich stieg wie ein Tollpatsch aus, stolperte über den Randstein und musste mich an Dante festhalten, der fantastisch roch. Mir wurde beinahe schwindelig.
Er unterdrückte ein Lachen.
„Danke … fürs nach Hause fahren“,
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