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Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Titel: Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Todorovic
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meine und seine Jacke mit.
    Wir nahmen den Lift in das oberste Stockwerk.
    Als wir dann vor der Treppe zum Dach standen, sah ich ihn stirnrunzelnd an. „Ich werde da nicht raufgehen.“
    Er grinste, nahm mir meine Krücken aus den Händen und stellte sie an der Wand ab, dann beugte er sich herunter und schon war ich in seinen Armen.
    „Ich schwöre dir, wenn wir runterfallen, dann … “
    „So schwer bist du nun auch wieder nicht.“
    Vorsichtig stieg er die Stufen hoch, bis zur Stahltür, die auf das Dach führte. Er stellte mich ab und öffnete sie. Es war frisch. Der Wind blies uns um die Ohren. Wir liefen zum Rand hin. Die Stadt lag uns zu Füßen.
    „Weißt du, wann wir das letzte Mal hier waren?“, fragte er nachdenklich.
    „Nach der Beerdigung meiner Mutter.“
    „Die Zeit vergeht ganz schön schnell, nicht wahr?“
    „Ja“, antwortete ich leise.
    „Mein Dad will Clair heiraten“, sagte er. „Ich glaube, nur deswegen hat er das mit der CD organisiert.“
    „Sam, er ist dein Dad. Das tun Väter für ihre Söhne.“
    „Ach komm schon, Sara, wir wissen beide, dass es so ist. Seine Zukünftige ist gerade mal sechs Jahre älter als ich.“ In seiner Stimme war Verachtung zu hören. „Er will mich nur milde stimmen. Darum versucht er, mich zu kaufen. Die Scheidung ist gerade mal zwei Monate her. Man kann fast nicht glauben, dass er Mom geliebt hat, wenn man bedenkt, was er ihr damit antut.“Er neigte den Kopf, seine schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht.
    Ich legte tröstend meine Hand auf seine Schulter. „Tut mir leid, Sam.“
    Er drehte sich um und lächelte gezwungen. „Ich bin gekommen, um dich aufzuheitern und nicht umgekehrt … Gehen wir wieder, es zieht ganz schön.“
    „Ja, ich friere langsam.“
    „Ich wollte einfach nur wieder mal diese Aussicht genießen.“ Jetzt war sein Lächeln wieder heiter.
    Ich humpelte neben ihm her.
    „Das kann man sich ja nicht mit ansehen“, sagte er und hob mich wieder hoch.
    Sam verbrachte den ganzen Nachmittag bei mir und sah sich alle Filme an, die ich wollte, ohne zu jammern.
     

Frühling in Rom
    Dante
     
    Seit drei Wochen versuchte ich, Sara aus dem Weg zu gehen — nur, um ihren Fragen zu entgehen. Ich hätte es einfacher haben können, wenn ich ihr fern bleiben würde. Aber es ging nicht. Ich musste ihn ihrer Nähe sein. Nicht nur um sie zu schützen, sondern weil ich es brauchte. Es zerriss mich, wenn ich es nicht war. All die Dinge, welche ich nicht verstehen konnte, wenn Josh sie mir beschrieben hatte, waren jetzt so klar. Auf eine unschöne Art und Weise war die Liebe für unser Volk Geschenk und Verdammnis zugleich.
    Die Dämonen in der Londoner Villa hatte ich ausgeschaltet und trotzdem beschlich mich immer wieder das Gefühl der Unruhe. Edion war nicht unter ihnen gewesen, was mir den Zweifel nicht genommen hatte, dass er noch lebte. Die Gefahr für Sara war nach wie vor da. Und ich würde alles tun, um sie zu schützen.
     
    Sara
     
    Das erste Sonnenlicht schimmerte durch den Vorhang meines Zimmers und vertrieb die trostlose, graue Morgendämmerung. Ich zog die Vorhänge auf und sah hinaus. Der Frühling war erwacht. Er hatte den kalten, nassen Winter in die Flucht geschlagen. Ich öffnete das Fenster und ließ die noch etwas kühlen Sonnenstrahlen herein. Eigentlich sollte ich glücklich sein, der Winter war vorbei: Endlich wieder T-Shirts, kurze Hosen, Besuche im Park und ganz wichtig: keine Stiefel mehr. Doch das alles konnte mich nur ein wenig aufheitern, weil ich seit Tagen nicht mehr mit Dante gesprochen hatte. Oder sollte ich sagen: Wochen? Ich hatte mich nicht nur einmal deswegen in den Schlaf geweint. Liebeskummer war scheiße. Ich hatte versucht normal mit ihm umzugehen, aber ich wusste, dass er log, deswegen konnte ich nicht so tun, als wäre nichts. Dafür war ich einfach nicht der Typ. Jetzt zahlte ich den Preis dafür. Aus dem Schrank suchte ich mir einen schwarzen Rock und ein T-Shirt heraus. Darüber zog ich noch eine leichte Frühlingsjacke.
    Heute ging ich seit Jahren zum ersten Mal allein zur Schule. Keira hatte die Chance bekommen, für drei Monate in Europa zu tanzen. Dafür wurde sie von der Schule befreit. Sie war erst seit Samstag weg, aber ich vermisste sie jetzt schon. Rom war so weit weg. Keira hatte bitterlich geweint, als sie sich am Flughafen von Miguel verabschiedet hatte. Sie tat mir so leid. Auch ich hatte geweint, aber wir vereinbarten, dass ich sie besuchen würde und wir den Sommer gemeinsam in

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