Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
nicht für mich lügen, das habe ich nie von dir verlangt.“
„Dann hätte ich also allen erzählen sollen, was passiert ist?“, fragte ich ein bisschen eingeschnappt.
Er lachte leise.
„Was ist daran lustig, Dante?“
„Na ja, ich bezweifle, dass dir jemand geglaubt hätte.“
„Ich kann sehr überzeugend sein, du kennst mich noch nicht richtig.“
„Ich denke, ich kenne dich besser, als du vermutest.“
Wir schwiegen und ich wusste nicht, ob ich das Schweigen brechen sollte, oder darauf warten, dass er das Wort ergriff.
„Bist du hier, weil ich es jetzt weiß? Willst du dafür sorgen, dass ich es vergesse?“, fragte ich mit gesenktem Blick.
„Was weißt du denn?“, fragte er mit ruhiger Stimme.
„Ihr seid keine Menschen, jedenfalls keine gewöhnlichen.“
Jetzt stand er vor meinem Bett und war kein Schatten mehr. Er setzte sich mir gegenüber und legte seine Hand auf meine. „Ich dachte, du hast mir und meiner Schwester zugehört?“
„Ja, habe ich.“
„Dann solltest du wissen, dass es nur einen Grund gibt, weshalb ich hier bin … deinetwegen. Und ich kann vieles, Sara, aber Erinnerungen auslöschen definitiv nicht.“ Er fixierte mich mit seinem Blick. „Ich weiß, dass es richtig ist, auch wenn es falsch sein könnte, deine Nähe zu wollen“, sagte er verführerisch.
Mein Herz schlug von Sekunde zu Sekunde schneller.
„Warum sollte es falsch sein?“
„Weil ich dich in Gefahr bringen könnte. So wie letzten Freitag.“
„Das glaube ich nicht“, sagte ich voller Überzeugung.
„Du weißt nichts von meinem Leben.“ Sein Gesichtsausdruck war jetzt ernst. Er entzog mir seine Hand und entfernte sich von mir.
„Und wer trägt die Schuld daran?“, fragte ich schnippisch. „Du willst mir doch nichts anvertrauen. Vor allem glaube ich, nicht in deiner Nähe zu sein, wäre für mich viel gefährlicher.“
„Du bringst dich gern in Gefahr.“ Er strich sich nervös durch die Haare, während er im Zimmer umherlief.
„Ganz sicher gehört es nicht zu meinen Hobbys, in Tiefgaragen von glatzköpfigen Unholden erwürgt zu werden, wenn du das meinst“, schnaubte ich.
„Es ist nicht leicht, dich zu beschützen, ohne dass du es bemerkst. Der Schuss in der Schule … das war nicht das erste Mal, dass ich dich gerettet habe — ob jetzt vor anderen oder dir selbst“, antwortete er mit einem schüchternen Lächeln.
Verwundert sah ich ihn an. „Ach ja? Wann denn noch? Bin ich so eine Gefahrenquelle?“ Ich konnte mich nicht erinnern, in so vielen lebensgefährlichen Situationen gewesen zu sein.
„Kannst du dich an deinen siebzehnten Geburtstag erinnern?“, fragte Dante und setzte sich wieder zu mir.
„Ja“, antwortete ich kurz.
„An den Wagen, der dich fast überfahren hat? Und an das Gefühl, weggezogen zu werden?“
Verwundert sah ich in sein Gesicht, das nur Zentimeter von meinem entfernt war. Wie viele Male hatte er mich schon ohne mein Wissen gerettet?
„Du …?“, fragte ich stammelnd. „Ab dem Tag hatte ich immer das Gefühl, nicht alleine zu sein. Ich dachte langsam, ich würde paranoid werden … Warum bist du mir nach Hause gefolgt?“
„Ich war nur da, um zu sehen wie es dir geht. Ich hatte bis dahin noch nie so in das Leben eines Menschen eingegriffen, nicht in der Art und ich hatte auch nicht vor, zu bleiben. Aber als ich dich auf deinem Bett sitzen sah, die Augen geschlossen, die Geige in der Hand … da … da konnte ich mich nicht einfach umdrehen und gehen. Ich setzte mich und hörte dir zu. Ich sagte mir selbst, sobald sie fertig ist, werde ich gehen. Aber als du meine Anwesenheit bemerkt hattest, wurde ich neugierig. Normalerweise ist es für Menschen nicht möglich, meine Gegenwart zu spüren. Du sahst mir in die Augen, auch wenn du es in diesem Augenblick nicht gewusst hast. Ich wollte wissen, warum du es konntest, wer du bist und was du an dir hattest, das mich dazu brachte, dich beschützen zu wollen“, antwortete er leise.
„Und warum hast du ausgerechnet mich gerettet, wenn du vorher nie solche Dinge getan hast?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete er ehrlich. „In der Sekunde, in der ich dich am Arm griff, habe ich nicht darüber nachgedacht, was genau ich damit auslöse. Ich reagierte, weil ich es musste. Auch wenn ich nicht dazu berechtigt bin, in das Leben von Menschen einzugreifen.“
Ich entzog mich seinem immer intensiver werdenden Blick, um meine sich häufenden Fragen nicht zu vergessen.
„Bist du meinetwegen an die Schule
Weitere Kostenlose Bücher