Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
eine Stunde.“
„Warum hast du mich nicht geweckt?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich sehe dir gern beim Schlafen zu.“
Ich lächelte ihn verlegen an. Er beobachtete mich beim Schlafen. Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, was er schon alles über mich erfahren hatte, während ich schlief. Vor allem, während ich von ihm träumte.
„Ich geh mal ins Bad. Sei nicht zu laut, sonst hört Dolores uns noch. Ich glaube, Dad gefiele es nicht, dass du am frühen Morgen in meinem Bett liegst.“
„Ich bin ganz leise“, flüsterte er und legte seine Arme gekreuzt unter seinen Kopf.
Ich setzte mich auf, nahm meinen Haargummi vom Nachttisch, band mir meine zerzausten Haare zusammen und ging zu meinem Kleiderschrank. Er war hoffnungslos überfüllt. Ich sollte unbedingt wieder einmal ein paar Sachen aussortieren. Was sah wohl nach Ich bin mit dem heißesten Typen der Stadt zusammen aus? Schließlich entschied ich mich für eine Jeans, die, wie ich fand, meinen Po richtig zur Geltung brachte. Dazu ein schlichtes, schwarzes T-Shirt. Perfekt.
„Sam wird vor Wut schäumen“, sagte Dante mit sichtlicher Freude. „Er wird sich furchtbar ärgern.“
„Freut dich das etwa?“, fragte ich und schloss die Türen des Kleiderschranks. „Mich nicht. Er ist einer meiner besten Freunde … zumindest war er das“, sagte ich bedrückt. Ich hatte ihm wehgetan und ihn bloßgestellt.
Dante stand ohne etwas zu sagen auf, kam zu mir und umarmte mich. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich habe nicht nachgedacht.“
„Es ist nicht deine Schuld. Es ist nur … weißt du, ich habe ihm … “
„Ich weiß, lass ihm Zeit, sich zu beruhigen. Ihr versöhnt euch bestimmt wieder“, sagte er tröstend.
„Ich hoffe, du hast recht.“
Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, dann warf er sich in den Sessel neben dem Fester, während ich ins Bad ging.
Ich legte meine Sachen auf den Wäschekorb und sah in den Spiegel. Verdammt! Ich sah furchtbar aus. Augenringe bis zum Kinn. Und Dante hatte mich so gesehen. Wie peinlich. Ich wusch mir gründlich das Gesicht, putzte mir die Zähne, bürstete mir meine Haare gut durch und zog mich an.
„Was machst du da?“, fragte ich, als ich aus dem Bad kam.
„Ich mache dein Bett.“
„Dolores wird denken, dass irgendetwas nicht stimmt, weil ich nie mein Bett mache.“
„Ach was“, sagte er und strich die letzte Ecke der Decke glatt. „Fertig. Können wir gehen?“
„Ja.“
Er kam zu mir rüber, um mir einen Kuss zu geben. „Wir sehen uns unten“, sagte er lächelnd.
Ich nickte und schon war er weg. Dann nahm ich meine Schuhe und ging in die Küche, um noch ein Glas Wasser zu trinken.
„Morgen, Dolores.“
„Guten Morgen, Sara. Möchtest du frühstücken?“, fragte sie, während sie den Kaffeebecher von Dad spülte.
„Nein, ich nehme mir einen Apfel für unterwegs mit“, antwortete ich. „Schönen Tag.“
„Dir auch.“
Granny stand im Morgenmantel im Flur. „Morgen, mein Schatz.“
„Hallo Granny. Muss schon los. Bis heute Abend.“
„Schönen Tag, Sara.“
„Danke“, sagte ich, bevor ich die Tür schloss.
Es war ein schönes Gefühl, Hand in Hand mit Dante zur Schule zu kommen. Auf der anderen Seite war es merkwürdig, weil nur ich sein Geheimnis kannte und weil die anderen uns anstarrten.
Maria sah mich mit einem breiten Grinsen an, während sie vor der Treppe wartete. „Es wurde auch langsam Zeit.“
„Morgen, Maria“, begrüßten wir sie beide.
Gemeinsam gingen wir zu dem Unterrichtsraum, in dem Maria und ich die erste Schulstunde hatten. Vor dem Zimmer beugte Dante sich zu mir herunter und küsste mich. Für einen kurzen Moment hatte ich vergessen, dass uns die halbe Schule zusah.
„Bis später“, sagte er mit einem Lächeln.
„Ja, bis später.“ Meine Wangen glühten.
Da Keira in Rom weilte, saß ich in Mathe neben Maria, die natürlich sofort alle Details wissen wollte. Ich erzählte ihr den grob umrissenen Ablauf der Ereignisse, bis Mr. Williams drohte, uns vor die Tür zu setzen, wenn wir weiterschnatterten.
Nach Mathe gingen wir getrennte Wege, bis zum Nachmittag. Mir grauste es vor Englisch, weil ich dort Sam sehen würde. Er sprach immer noch kein Wort mit mir und saß auch nicht mehr neben mir. Wenn wir uns im Flur über den Weg liefen, sah er mich nicht einmal an — als würden wir uns nicht kennen. Da er das die ganze letzte Woche getan hatte, machte ich mir keine großen Hoffnungen, dass es heute anders
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