Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
Vom Netzwerk:
Türen, durch die man in endlos erscheinende Korridore hineinblicken konnte.
    Es brannte nirgends Licht. Aber das hatte ich auch nicht erwartet. Venusier benötigten kein Licht, um ihre Umgebung zu erkennen, ebensowenig, wie irdische Fledermäuse darauf angewiesen waren.
    An den Wänden entdeckte ich Stellen, die meine Radarimpulse stärker reflektierten als ihre Umgebung. Ich erkannte Symbole, die mir jedoch nichts sagten, da wir die Schriftsprache der Venusier nicht kannten.
    So trat ich aufs Geratewohl durch eine der Türöffnungen hindurch.
    Der nächste Augenblick brachte eine Überraschung. Der Boden unter mir setzte sich gleitend in Bewegung.
    Ein Laufband! durchfuhr es mich.
    Nichts Aufregendes für einen Erdenmenschen, aber immerhin ein weiterer nützlicher Hinweis auf das technische Denken der Venusier. Und nicht nur das! Da sie offensichtlich Wert darauf legten, lange Strecken möglichst schnell und bequem zu überwinden, mußte es zwischen ihrer und unserer Weltanschauung weitgehende Parallelen geben.
    Ich überlegte, wie die Helden aus den Science-Fiction-Abenteuern an meiner Stelle vorgegangen wären.
    Sicher hätten sie alles genau durchdacht, bevor sie handelten, und wären zu dem Schluß gekommen, daß es sich lohnte, friedliche Kontakte anzustreben. Zwei Rassen mit ähnlichen Denkweisen mußten Möglichkeiten zur gegenseitigen Verständigung finden, vor allem dann, wenn sie zum Überfluß auch noch im gleichen Sonnensystem beheimatet waren.
    Aber würden sie wirklich den guten Willen dazu mitbringen?
    Mein Geschichtsunterricht war sehr lückenhaft gewesen, aber soviel wußte ich, daß es auf der Erde paradoxerweise kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Menschen gegeben hatte. Die Gründe dafür leuchteten heutzutage niemandem mehr ein, dafür stammten sie zu sehr aus einer Periode irrationalen Denkens.
    Wer sagte mir aber, daß die Venusier diesen Tiefpunkt der Evolution bereits überwunden hatten wie wir?
    Bei diesem Gedanken hatte ich das Gefühl, als würde man mich in siedendes Öl tauchen.
    Mir wurde bewußt, daß auch wir Menschen noch nicht allzu weit von jenem Tiefpunkt entfernt waren.
    Hätte mir Dubois sonst die Anweisung geben können, einen Venusier zu fangen, zu verhören und anschließend zu töten?
    Ich blieb ruckartig stehen.
    Nein, Dubois’ Plan durfte nicht länger verfolgt werden! Ich mußte den Venusiern offen entgegentreten und mit ihnen als Erdmensch verhandeln!
    Die Schwierigkeit würde nur sein, ihnen glaubhaft zu machen, daß das venusische Gehirn in meinem venusischen Körper von einem terranischen Geist beherrscht wurde.
    So dachte ich jedenfalls.
    Aber nachdem ich die untervenusische Anlage etwa zwölf Stunden lang durchstreift hatte, ohne einem einzigen Venusier zu begegnen, begann ich zu ahnen, daß meine Probleme völlig anderer Natur sein würden.

 
4
     
    »Das ist Verrat an der Menschheit!« tobte Denis Dubois.
    Professor Hardenstein wartete mit einer Antwort, bis der Chefmediziner der Expedition ihm beruhigend zunickte.
    Danach blickte er den Sicherheitsbeauftragen unter seinen buschigen Brauen hervor leicht belustigt an. Er glaubte mit Sicherheit annehmen zu müssen, daß die Mission Berry Grands scheitern würde, eigentlich schon gescheitert war. In diesem Fall benötigte Dubois die volle Unterstützung der Wissenschaftler, wenn er eine härtere Bestrafung als die Rückstufung vermeiden wollte. Er würde keinen Gebrauch von der »zersetzenden« Äußerung des Psychologen machen können. Und das traf auch auf weitere ähnliche Äußerungen zu.
    »Wir wollen ganz offen miteinander reden, Mr. Dubois«, sagte er betont kühl. »Meiner Meinung nach sind die Gedanken, die der Junge entwickelt, eine logische Folge der gesammelten Erfahrungen.«
    »Er schöpft seine Weisheit aus spekulativer SF-Literatur, die zudem auf dem Index des Sicherheitskomitees steht!« schnaubte Dubois.
    »In meiner Jugend«, sagte Hardenstein bedächtig, »habe ich diese spekulative Literatur ebenfalls gelesen …«
    Denis Dubois lief rot an.
    »Das bringt Ihnen garantiert eine Persönlichkeitsumformung dritten Grades ein, Professor!«
    »Mit welcher Begründung?«
    Der Beauftragte öffnete den Mund, schüttelte den Kopf und schloß die Lippen wieder.
    »Sie kennen die einschlägigen Gesetze«, erwiderte er mühsam beherrscht. »Der Besitz und das Lesen von Schriftwerken, die auf dem Index stehen …«
    »… wird mit Persönlichkeitsumformung bis zum dritten Grad

Weitere Kostenlose Bücher