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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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Umformungsprozeß verstehst?«
    Diesmal mußte ich auf eine Antwort waren. Anscheinend konnte Agkora mit meiner Frage ebensowenig anfangen, wie ich zuvor mit seiner Erwähnung der Umformung.
    Oder – wußte er nicht, daß mein Venusierkörper ein biosynthetisches Produkt war?
    »Ich fürchte, Berry, man hat dich nicht darüber aufgeklärt, wie die Metamorphose verläuft. Sage mir bitte, woran du dich noch erinnerst, und ich will versuchen, deine Wissenslücken zu füllen.«
    »Was für eine Metamorphose?« fragte ich verzweifelt. »Ich bin doch ich geblieben. Nur mein Geist wurde dem Kunstgehirn dieses Biosynthesegebildes aufgeprägt!«
    »Willst du damit sagen, man hätte dich derartig zu täuschen vermocht, Berry? Hast du nichts von der Verwandlung gemerkt, nachdem man dich den Einflüssen des Regressionsfaktors ausgesetzt hatte?«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, mußte ich gestehen.
    »Das ist rätselhaft«, murmelte Agkora.
    Er kroch von dem ovalen Ruhelager, auf dem wir uns gegenübergesessen hatten, und begab sich zu einer niedrigen Schaltkonsole an der gegenüberliegenden Wand.
    Erst jetzt kam ich dazu, mir meinen neuen Aufenthaltsort anzusehen.
    Der Raum war so oval wie das Ruhelager – und wie der Rückenpanzer eines Venusiers. Fenster gab es nicht, nur ein weiteres Ruhelager und die Schaltkonsole, an der sich Agkora zu schaffen machte. Und die Belüftungsanlage sprühte einen stetigen Strom lebenswichtiger Kohlenwasserstoffe herein.
    Nach einiger Zeit kehrte Agkora auf das Ruhelager zurück. Ich konnte seine hochgradige Erregung förmlich spüren, auch wenn ich mir sagte, daß ich keinen realen Anhaltspunkt dafür besaß. Venusier vermochten ihre Gemütsbewegungen nur durch die Sprache auszudrücken. Natürlich handelte es sich wegen der Organfunkübermittlung nicht um Sprache im menschlichen Sinne, aber die Tatsache blieb, daß mein venusischer Gastkörper in der Lage war, Gefühlsgehalte wahrzunehmen, die ein anderer abstrahlte. Mein menschlicher Geist erkannte zudem keinen Unterschied zum menschlichen Hören und Sprechen, so daß ich schon deshalb bei dem vertrauten Begriff der »Sprache« blieb.
    »Hör zu!« begann Agkora, nachdem er mich eine Weile mittels seiner Radarorgane gemustert hatte. »Es kann einfach nicht anders sein, als daß man dich absichtlich täuschte. Die Berechnungen, die ich soeben anstellte, ergaben, daß es keinen anderen Weg zur Verformbarkeit gibt als den, den menschlichen Körper der Einwirkung des Regressionsfaktors auszusetzen. Dabei erfolgt zuerst eine allmähliche Verformung des Körpers, und zwar innerlich. Erst dann wandelt sich auch die äußere Form. Danach dauert es nochmals ungefähr drei Venustage, bis der willentliche Gestaltwandel beherrscht wird. Alle diese Vorgänge aber laufen so deutlich wahrnehmbar für den Betreffenden ab, daß er nur mittels Hypnose darüber hinweggetäuscht werden kann. Man hat dich hypnotisiert, Berry. Das würde auch etwas anderes erklären.«
    Ich schüttelte innerlich den Kopf, und mein Geist beherrschte das venusische Kunstgehirn inzwischen schon soweit, daß der Schuppenkopf tatsächlich ein menschliches Kopfschütteln imitierte.
    »Ich weiß, daß es nicht so war, Agkora. Aber das mag für unsere Verhandlungen unerheblich sein.«
    »Durchaus nicht«, widersprach der Venusier heftig. »Doch wenn du mir nicht glaubst, so kann ich die ehemaligen Menschen der Station holen, damit sie dir alles bestätigen.«
    Ich fühlte, wie der Wahnsinn meinen Geist zu überwältigen drohte. Dennoch zwang mich etwas, die volle Wahrheit zu erfahren.
    »Du meinst doch nicht etwa, diese … diese Venusier, denen ich zuerst begegnete, wären … umgewandelte Menschen gewesen…?«
    »Menschen wie du; und auch die erste Stationsbesatzung machte die Regression durch. Es waren Menschen, die auf die Erde zurückkehrten!«
     
    *
     
    Dem ersten Schock der Erkenntnis folgten die Zweifel. Ich hatte es damals, geistig vorbereitet durch meine frühere SF-Lektüre, fast als selbstverständlich hingenommen, daß es venusische Intelligenzen gab, die mittels ihrer metabolischen Fähigkeiten menschliche Gestalt annehmen konnten. Aber noch nie war in einem Werk meiner verbotenen Bücherei die Hypnose aufgetaucht, ein Mensch könnte sich unter dem Einfluß eines unbekannten Faktors in eine Panzerechse mit der Fähigkeit bewußter Molekularverformung verwandeln.
    Plötzlich war mein Mißtrauen gegen Agkora erwacht. Dieser Venusier wollte mir einreden, man

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