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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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zweiseitig gewesen war.
    »Jetzt glaube ich dir«, sagte der Venusier. »Dein Verhalten beweist mir, daß die Verbindung zwischen diesem Körper und deinem Geist nur sehr locker ist.«
    Ich erwiderte nichts darauf. Noch mußte ich um mein seelisches Gleichgewicht ringen.
    Agkora wartete rücksichtsvoll, bis ich mich mit der veränderten Lage einigermaßen abgefunden hatte. Dann sagte er:
    »Ich wollte dir etwas über unsere Rassen erzählen, Berry. Es wird dir unglaublich vorkommen. Dennoch bitte ich dich, mich bis zu Ende anzuhören und mich nicht zu unterbrechen. Danach will ich dir gern alle Fragen beantworten.«
    Ich nickte nur.
    Und der Venusier berichtete.
    Er sagte, daß seine Vorfahren sich auf der Venus entwickelt hätten. Die Verhältnisse auf dem zweiten Planeten der Sonne wären besonders günstig für eine rasche Evolution gewesen, denn die starken und wechselnden Reize der Umwelt forderten die tote Materie zur Bildung veränderlicher Erscheinungsformen heraus – und veränderliche Erscheinungsformen setzten Belebtheit voraus.
    Auf einer bestimmten Stufe der Evolution mußten die Venusier jedoch feststellen, daß an der Oberfläche keine Zivilisation aufgebaut werden konnte. Deshalb entwickelte sich die venusische Zivilisation tief in der festen Kruste des Planeten, wo es möglich war, die Veränderungsfaktoren fast völlig auszuschließen.
    Lange Zeit hindurch jedoch hatte man keine Ahnung, daß es außerhalb der undurchsichtigen Atmosphäre andere Himmelskörper gab, andere Sonnen und Planeten. Erst Versuche zur Beeinflussung des Venusklimas erbrachten, sozusagen als Nebenprodukt, die Erkenntnis, daß es außerhalb der Atmosphäre noch etwas anderes gab.
    Die ersten Raumsonden wurden gebaut. Infolge der hochstehenden Energietechnik gelang es in kurzer Frist, die inneren Planeten des Sonnensystems zu erforschen.
    Die Erde wurde entdeckt.
    Auf der Erde fanden die Venusier plötzlich alles das, was ihnen auf der Venus fehlte: stabile Umweltverhältnisse und damit die Möglichkeit, eine Zivilisation mit einfachen Mitteln direkt auf der Oberfläche zu errichten.
    Außerdem war die Erde unbewohnt.
    Eine großangelegte Auswanderung begann. Innerhalb von sechshundert Venusjahren wurde die Bevölkerung des zweiten Planeten auf den dritten Planeten umgesiedelt.
    Auf der Venus selbst blieben nur die gewaltigen technischen Anlagen der ehemaligen subvenusischen Zivilisation zurück – und eine Gruppe von Wächtern, die regelmäßig abgelöst wurde.
    Aber die irdischen Verhältnisse verlangten den Venusiern zu wenig Anstrengungen ab. Die Kolonisten konnten die Körperform, die sie gemäß den irdischen Bedingungen gewählt hatten, für immer beibehalten. Sie brauchten sich nicht ständig zu verändern, brauchten nicht einen unablässigen Kampf um Nahrung, Atemluft und Temperaturregelung zu führen – und sie vergaßen einen großen Teil des wissenschaftlichen Erbes ihrer Vorfahren.
    Nur wenige von ihnen sahen darin ein Unglück. Alle anderen empfanden die Erde als Paradies und verfielen dem Müßiggang. Sie weigerten sich eines Tages sogar, Mannschaften für die Venuswache zu stellen.
    Es kam zum offenen Bruch zwischen den beiden Gruppen.
    Da die »Venustreuen« nur ein kleines Häuflein ohne Einfluß und Macht waren, beschlossen sie, auf den Ursprungsplaneten ihrer Rasse zurückzukehren.
    Damals hatten die Nachkommen der Erdkolonisten bereits die Fähigkeit verloren, ihre molekulare Körperstruktur zu verändern.
    Als die Venustreuen jedoch auf den Heimatplaneten zurückkehrten, stellten sie fest, daß ein noch unbekannter Umweltfaktor der Venus ihren Metabolismus zur Regression veranlaßte. Sie wurden wieder zu vollwertigen Molekularverformern.
    Über viele Jahrhunderte hinweg bauten sie die subvenusische Zivilisation weiter aus. Gleichzeitig schickten sie in regelmäßigen Abständen Beobachtungsschiffe zur Erde, die Kontakt mit den Kolonisten halten sollten.
    Doch bald wollten die Kolonisten nichts mehr von ihnen wissen. Sie zerstörten ihre Funkstationen, mit denen bisher der Kontakt mit Beobachtungsschiffen aufrechterhalten worden war.
    Und dann kam die »Große Wolke«‘.
    Eine dichte, riesige Wolke interstellaren Gases und Staubes erreichte das Sonnensystem und begann langsam hindurchzuwandern. Die Strahlen der Sonne wurden abgeschwächt, auf der Erde wurde es kalt; ein Teil der Oberfläche bedeckte sich mit kilometerhohen Eisschichten.
    Die Venuswächter sandten eine kleine Flotte aus, um ihren

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