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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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durch eine Provokation zur Besetzung der Venus zu verleiten?
    Ich mußte an Denis Dubois denken.
    Falls die Menschheit tatsächlich von einer venusischen Bedrohung überzeugt werden würde, dann lag die Entscheidung über die Gegenmaßnahmen bei Leuten wie Dubois.
    »Sie werden sich hüten, auf dieser Höllenwelt zu landen!« stieß ich hervor. »Sie werden eine große Raumflotte bauen, sie mit Atombomben beladen und die Venus in eine Gluthölle verwandeln, in der kein Leben mehr existieren kann!«
    »So etwas liegt nicht in der Macht von Menschen«, entgegnete der Venuswächter ruhig. »Mit allen euren Atombomben könntet ihr ein paar tausend Schmelzstellen in den Sand brennen, aber mehr nicht. Ich würde hier unten kaum eine Erschütterung bemerken, und die radioaktive Verseuchung der Atmosphäre wäre im Endeffekt nicht größer als die durch alle Strahlenvulkanausbrüche eines Venusvierteljahres zusammengenommen.«
    Ich glaubte ihm.
    Agkoras Plan erschien mir teuflisch, aber sicher. Um die vermeintliche mächtige Rasse der Venusier ernsthaft schädigen zu können, mußten Landetruppen abgesetzt werden, die nach den neuralgischen Punkten der technischen Zivilisation zu suchen hatten. Aber bevor die Männer ihre Aufgabe erfüllen konnten, würden sie zu Venusiern geworden sein und als Venusier handeln.
    Das brachte mich auf einen anderen Gedanken.
    »Du hast wahrscheinlich die erste Stationsbesatzung und auch die Ablösung hypnotisch beeinflußt, damit sie in deinem Sinne handelten, Agkora. Wie aber willst du Tausende von Menschen gleichzeitig beeinflussen?«
    »Ich habe nur die erste Besatzung beeinflußt, Berry!«, sagte der Venusier ernst. »Die Ablösungsmannschaft ist von sich aus zu der gleichen Ansicht gekommen, wie ich sie vertrete. Ihre physische Umwandlung brachte automatisch auch eine Wandlung der Denkweise mit sich. Sie denken wie die alten Venusier – und das gleiche wird mit allen Menschen geschehen, die ihren Fuß auf die Oberfläche ihrer Ursprungswelt setzen.«
    »Aber mein Denken änderte sich nicht!« widersprach ich, obwohl ich die Antwort bereits ahnte.
    »Du machtest keine Umwandlung durch, Berry. Dein Körper ist ein Produkt biosynthetischer Prozesse, und das venusische Kunstgehirn unter deiner Rückenplatte besitzt kein eigenes Bewußtsein; es wird von einem Geist gesteuert, der noch immer zu seinem menschlichen Körper gehört. Noch nicht einmal mit Hilfe meines Hypnosegerätes war mir eine Beeinflussung möglich.«
    Ich überlegte fieberhaft, wie ich Agkora von seinem Plan abbringen konnte. Ich mußte hinauf, mußte die Menschen warnen. Sie brauchten ja nicht mehr zu tun, als künftig die Venus zu meiden, um sicher zu sein.
    »Nun, das war sehr interessant, Agkora«, sagte ich. »Jetzt aber würde ich gern an die Oberfläche zurückkehren und mich in die Station zurückziehen. Woanders könnte ich mich nicht wohlfühlen.«
    »Es tut mir sehr leid, daß ich dir diesen Wunsch noch nicht erfüllen kann«, antwortete Agkora. »Aber du würdest meinen Plan verraten. Deshalb bitte ich dich, vorläufig mein Gast zu sein, bis die große Aufgabe erfüllt ist.«
    Ich schnellte mich mit einem Satz in Agkoras Richtung.
    Aber mein Schädel prallte gegen eine unsichtbare Barriere.
    Als ich wieder in der Lage war, mein Organradar einzusetzen, war der Venusier verschwunden.
    Ich war ein Gefangener.
     
    *
     
    »Wenn du irgend etwas wünschst, brauchst du es nur über Organfunk anzufordern. Außerhalb des Raumes, in dem du dich befindest, existiert eine Automatik, die so programmiert ist, daß sie dir fast alle Wünsche erfüllen kann.«
    Fast alle Wünsche …! dachte ich voller Sarkasmus. Wie hatte mein Mathematikprofessor doch gleich den Begriff »fast« definiert: Wenn an einem Kilogramm Butter neunhundertneunundneunzig Gramm fehlen, so kann ich noch immer sagen, ich besäße fast ein Kilogramm Butter …!
    Ich beschloß, die Probe aufs Exempel zu machen.
    »Hallo, Automatik!« sendete ich. »Ich brauche eine Laserkanone, damit ich diesen ganzen verdammten Laden hier zerschmelzen kann!«
    »Anforderung unerfüllbar!« kam es zurück.
    Gleich darauf meldete sich Agkora wieder.
    »Du siehst hoffentlich ein, wie töricht du gehandelt hast, Berry. Ich kann deine Erregung natürlich verstehen, und auch deinen Freiheitsdrang, den du von den Altvenusiern erbtest. Deine menschlichen Artgenossen besitzen ihn ebenfalls in hohem Maße, obwohl sie paradoxerweise immer wieder nur Gesellschaftsordnungen aufbauen,

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