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Wächter des Elfenhains (German Edition)

Wächter des Elfenhains (German Edition)

Titel: Wächter des Elfenhains (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gavénis
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zurückzahlen können. Andion rieb sich fröstelnd seine Arme. Seine Hoffnung, mit Hilfe von Ionosens geheimnisvoller Kafén einen Weg in die Herzen der Elfen zu finden, zerbröckelte noch mehr, schien mit einem Mal so Erfolg versprechend wie der Versuch, allein mit einer Zahnbürste bewaffnet die heranstürmenden Orkhorden Saurons in die Flucht schlagen zu wollen.
    „Was nützt mir dieses Ding, wenn ich keine Gelegenheit bekomme, es jemandem zu zeigen, bevor ich massakriert werde!“, rief er verzweifelt. Er knirschte in hilfloser Wut mit den Zähnen. Das Flüstern des Hains wurde lauter, zog ihn mit jeder Minute, die verstrich, mehr in seinen Bann. Nicht mehr lange, und er würde dem Ruf folgen müssen, ob er wollte oder nicht. Seine Gedanken überschlugen sich, suchten fieberhaft nach einer Möglichkeit, die hungrigen Löwen zu besänftigen, bevor er sich anschickte, zu ihnen in die Grube hinabzuspringen. Er musste sie irgendwie ablenken, sich ein Zeitfenster eröffnen, wie winzig auch immer, das es ihm erlaubte, ihnen Ionosens Kafén zu präsentieren, ehe sie ihm in ihrem blinden Zorn den Kopf von den Schultern rissen. Es musste einfach einen Weg geben, schließlich war er ein Elf – ein Elf, ebenso wie sie.
    Der wirbelnde Strom seiner Gedanken stoppte jäh, als ihm unvermittelt etwas klar wurde. „Wenn tatsächlich Ogaires Blut in meinen Adern fließt und der Kerl so scharf darauf ist, sich meine magische Kraft unter den Nagel zu reißen, dann muss ich magiemäßig ja einiges auf der Pfanne haben! Und jetzt, wo der Hain mich ruft ...“ Er schaute Ionosen an, und sein Herz begann vor Aufregung schneller gegen seine Rippen zu schlagen. „Könnte ich irgendwie an diese Magie herankommen? Könnte ich sie benutzen, um mich gegen Neanden und die anderen Elfen zu schützen, bis sie bereit sind, mir zuzuhören?“
    Ionosen erwiderte seinen Blick mit sichtlichem Unbehagen, nickte aber. „Ja. Es ist möglich, wenn ich auch hoffe, dass es niemals dazu kommt.“
    „Aber ich spüre keine Magie in mir!“, rief Andion. „Woher weiß ich, was ich tun muss, wenn es soweit ist?“
    „Du wirst es wissen. Du wirst es instinktiv spüren.“
    „Bist du sicher?“
    „Ja. Es ist ganz natürlich, dass du im Augenblick noch keinen bewussten Zugang zu deinen magischen Kräften besitzt, doch das wird sich ändern, sobald du im Hain bist. Der Hain hat dich zu sich gerufen, und er wird auch die letzte Fessel sprengen, die deine Macht jetzt noch bindet.“
    Andion starrte frustriert zu Boden. „Ich wünschte dennoch, ich wüsste mehr über diese ganzen Dinge.“
    Immerhin konnte ihm das den Hals retten, wenn es wirklich hart auf hart kam. Doch Ionosen schüttelte den Kopf.
    „Es ist nicht entscheidend, was du darüber weißt. Elfische Magie beruht allein auf der Stärke des Willens. Vertraue auf dein Erbe, mehr ist nicht nötig.“
    Andion seufzte. „Ich hoffe, du hast recht.“
    Ionosen lächelte ihm beruhigend zu. Er zögerte kurz, dann legte er Andion eine Hand auf die Schulter und sah ihn ernst an.
    „Andion, da ist noch etwas. Sage niemandem, warum Ogaire dich töten will. Sollte der Rat jemals die Wahrheit über seine ruchlosen Pläne erfahren, werden sie in dir nichts anderes als eine Bedrohung sehen, ganz gleich, welchen Namen du trägst.“
    Mehr brauchte er nicht zu sagen; die Konsequenzen waren klar.
    Andion erhob sich. Entschlossen straffte er seine Gestalt und blickte in die Richtung, aus der, jubilierend und süß wie der Frühlingswind, der sich nach Monaten der Gefangenschaft aus der eisigen Umarmung des Winters befreit, der Ruf des Hains durch seine Seele strich.
    „Ich sollte jetzt gehen.“
    Ionosen nickte stumm. Er stellte sich neben Andion und nahm ihn bei den Schultern, dann kehrte sich sein Blick nach innen, und Worte begannen über seine Lippen zu strömen. Es war eine Sprache, wie Andion sie niemals zuvor gehört hatte und deren Melodie und Bedeutung ihm dennoch unendlich vertraut waren. Überrascht schnappte er nach Luft.
    Ionosen lächelte, als er sein verblüfftes Gesicht sah. „Du siehst, das Verständnis für die Sprache der Elfen liegt dir ebenfalls im Blut. Auch darüber musst du dir keine Gedanken machen.“
    Und offensichtlich auch nicht über etwas anderes. Plötzlich spürte Andion, dass er tatsächlich in Ionosens Zauber gehüllt war, einen Zauber, der einen Schleier der Unsichtbarkeit um sie wob und sie beide vor Ogaires Blicken verbarg. Die magische Energie war so intensiv, dass Andion

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