Waechter des Labyrinths
Antiquitätenbehörde, der zu seinen Füßen lag. «Du bist tot», sagte er. Er drückte sich den Schaft des Gewehrs an die Schulter und zielte auf das Gesicht des Mannes. «Du bist tot, verdammte Scheiße!»
Er hörte die Kugel des Scharfschützen nicht, die ihn tötete. Sein Gewehr krachte zu Boden. Und einen Moment später fiel er daneben.
II
Jedes Mal, wenn sie eine Kurve nahmen, rollte eine leere Wasserflasche über die Ladefläche des Transporters. Obwohl das Geräusch Edouard auf die Nerven ging, hielt er sie nicht fest. Denn solange er sie beobachten konnte, musste er Knox nicht ansehen, der mit auf dem Rücken gefesselten Armen und mit Klebeband verschnürten Beinen wie ein Bündel dort lag. Da man ihm auch den Mund zugeklebt hatte, atmete er schnell und hektisch durch die Nase, als hätte er eine Panikattacke.
Sie fuhren durch Kifissia und kamen dann aufs Land. Schotter knirschte unter den Rädern, als sie auf Michails Grundstück bogen und vor dem Haus anhielten. Davit öffnete die hinteren Türen, ohne Edouard in die Augen zu sehen. Wahrscheinlich schämte er sich genauso, wollte es aber nicht zeigen. Er packte Knox, warf ihn sich mühelos über die Schulter und trug ihn ins Haus. Dann ließ er ihn auf die Sofakante fallen, sodass er von dort auf den Boden prallte.
Nadja hatten sie im Erdgeschoss an einen Heizkörper gefesselt, bevor sie aufgebrochen waren. «Es tut mir so leid», sagte sie weinend, als sie Knox sah. «Es tut mir so leid.»
Er wurde kreidebleich, als er ihre verunstaltete Hand sah. Er schüttelte den Kopf, vielleicht um ihr zu verstehen zu geben, dass es nicht ihr Fehler war, vielleicht um die brutale Realität zu leugnen, die ihm bevorstand.
Michail setzte sich aufs Sofa und lächelte freundlich wie ein Chirurg, der seinen nächsten Patienten in Empfang nimmt. Dann riss er Knox das Klebeband vom Mund, knüllte es zusammen und warf es in die Ecke. «Ich wollte, dass Sie Ihre Freundin Nadja sehen», sagte er. «Ich wollte, dass Sie wissen, wer Sie verraten hat. Verrat ist völlig in Ordnung, nicht wahr? Oder sind Sie anderer Meinung?» Während der Fahrt hatte Michail Knox’ Taschen durchsucht. Jetzt hielt er sein Handy hoch, auf dessen Display das Foto war, das Gaille ihm geschickt hatte. Dann öffnete er die rote Schatulle und holte den Ring heraus, sodass ihn alle sehen konnten. «Na, wollten Sie ihr einen Heiratsantrag machen?»
«Das sind meine Sachen», sagte Knox. «Geben Sie sie mir zurück.»
«Oder vielleicht haben Sie es ja auch schon getan, und sie hat nein gesagt.»
«Sie können mich mal.»
«Ich würde es verstehen, wenn das alles ist, was Sie draufhaben. Ich wette, deswegen hat sie sich nach Agios Georgios verpisst. Vielleicht sucht sie sich einen Neuen. Ich habe unseren kleinen Flirt im Fahrstuhl genossen. Und sie auch, glaube ich.»
«Sie fand Sie widerlich.»
Michails Miene wurde härter. Er legte das Handy und die Schatulle auf den Glastisch und holte die Zange hervor. «Wir beide werden jetzt ein bisschen kostbare Zeit miteinander verbringen», sagte er. «Wenn Sie mir gegenüber respektlos sind, wenn Sie mir etwas verheimlichen, wenn Sie mir übermäßige Schwierigkeiten machen, wird es nur zu Ihrem Nachteil sein. Und zum Nachteil Ihrer Freundin. Dafür werde ich sorgen.»
«Das ist nicht nötig», meinte Knox. «Wenn Sie etwas wissen wollen, dann fragen Sie einfach.»
«Was für ein Held! Kein Wunder, dass sie Nein gesagt hat.» Er beugte sich zu ihm herab. «Zu mir wird sie sofort Ja sagen. Ich wette, sie denkt bereits darüber nach.» Mit der Sohle seine Stiefels zog er Knox näher heran und packte seine Hand. Dann nahm er den Daumen und klemmte ihn zwischen die Backen der Zange. Knox machte sich auf das Schlimmste gefasst und schrie schon in Erwartung des Schmerzes.
Edouard konnte es nicht mehr ertragen. «Nein!», platzte es aus ihm heraus.
Michail drehte sich um und durchbohrte Edouard mit seinem Blick. «Wie bitte?»
«Denken Sie mal darüber nach», sagte Edouard und wechselte ins Georgische, damit Michail nicht dachte, er würde Knox Tipps für das Verhör geben. «Nehmen wir an, Sie haben mit allem recht, dass also dieser Typ und sein Freund das Vlies gestohlen und es im Flughafen versteckt haben. Was ist, wenn sie kein Schließfach genommen haben? Wenn sie es bei irgendeiner Gepäckaufbewahrung abgegeben haben, wo man sich ausweisen muss, um sein Zeug zurückzukriegen?» Er deutete mit einem Nicken auf Nadja. «Und wenn seine Hand dann so
Weitere Kostenlose Bücher