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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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aufgesprungen. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. «Ich muss etwas sehen können», sagte er. Michail lehnte sich zur Seite, sodass Knox aus dem Fenster schauen konnte. Links befanden sich die Metro- und Eisenbahngleise, rechts das glitzernde Terminalgebäude und direkt vor ihm der überdachte Gang, der beides verband. Und um den Parkplatz herum wuchs eine breite, aber gut gestutzte Hecke, ungefähr so, wie er es erinnert hatte.
    «Und?», fragte Michail.
    «Wir waren auf der anderen Seite», sagte Knox und deutete mit einer Kopfbewegung auf einen vollbesetzten Abschnitt des Parkplatzes. Es war einfach Pech, dass genau in diesem Moment ein Geländewagen ausparkte, sodass Boris in die freie Lücke fahren konnte.
    «Und?», fragte Michail, sobald der Wagen stand.
    «Von hier aus kann ich es nicht sehen. Lassen Sie mich aussteigen, dann hole ich den Schlüssel.»
    «Sicher», spottete Michail. Er drückte Knox die Klinge fester an den Hals. «Ich rate Ihnen, sich jetzt langsam mal zu erinnern.»
    «Augustin hat ihn versteckt, nicht ich», sagte Knox.
    «Aber Sie waren bei ihm?»
    «Ja.»
    «Also los.»
    «Es war auf dieser Seite, von hier aus ungefähr nach zwei Dritteln des Weges», sagte er ihm. «Er liegt neben dem Stamm einer der Büsche. Augustin hat seine Initialen in die Rinde geritzt.»
    «Und die wären?»
    «AGP.»
    Michail nickte. «Los, macht schon», forderte er Davit und Boris auf.
    «Ja, Sir.»
    Mit einem flauen Gefühl sah Knox zu, wie die beiden sich auf die sinnlose Suche begaben, während Michail das Messer gegen seine Kehle presste.

VIERUNDDREISSIG

I
    Gaille schob den Sessel zur Seite und zog den Läufer weg. Da war etwas, eine Klappe im Zementboden. Das Holz hatte sich über die Jahre verzogen, sodass Gaille kräftig an dem Seilgriff ziehen musste, um sie zu öffnen. Staub und Schmutz wirbelten auf, dann strömte ihr ein leichter, aber deutlicher Essiggeruch entgegen.
    Nachdem Gaille die Luke ganz aufgeklappt hatte, sah sie die nackten Stufen einer schmalen Treppe vor sich. Am unteren Ende gingen Spinnweben, Staubfusseln und düstere Schatten in totale Finsternis über. Irgendwo war ein Kratzen zu hören. Ein Nagetier im Keller oder ein Vogel auf dem Dach; keine Frage, was ihr lieber wäre. Sie musste über sich selbst den Kopf schütteln. Die Solarzellen versorgten das Haus mit elektrischem Licht, also würde es vermutlich auch dort unten welches geben, obwohl sie von oben weder einen Schalter noch eine Glühbirne sehen konnte. Vorsichtig ging sie Schritt für Schritt die Treppe hinunter und tastete sich mit den Händen an den dunklen, rauen Wänden entlang. Am Fuße der Stufen war ein Gang, von dem drei Türen abgingen, zwei auf der linken Seite, eine auf der rechten. Sie öffnete die erste auf der linken Seite und tastete in der Dunkelheit umher, bis sie ein Seil berührte, an dem sie zog. Eine nackte, von der Decke baumelnde Glühbirne ging an und erleuchtete einen kleinen Raum mit einem Wasserbecken und Holztischen, die vor den Wänden standen. Auf einem der Tische stand ein Vergrößerungsgerät. Darum herum lagen alle möglichen Utensilien, die man in einer Dunkelkammer brauchte: mit Kennfarben versehene Entwicklerbäder, eine Auswahl an Lichtfiltern, Chemikalienbehälter, Zangen, Thermometer, eine Lupe, Schachteln mit Fotopapier. Drei Reihen Wäscheleine waren von Wand zu Wand gespannt und mit Klammern versehen, um die Abzüge zum Trocknen aufzuhängen, doch jetzt waren sie leer.
    Sie lief wieder in den Gang und öffnete die zweite Tür auf der linken Seite. Dieses Mal fand sie den Lichtschalter sofort. Der Raum war etwas größer als der erste und ebenfalls mit einem Becken ausgestattet, daneben gab es eine Werkbank, einen Schreibtisch und einen Stuhl. In Holzständern steckten Bechergläser, Kolben und Reagenzgläser, auf den Regalen standen Glasgefäße mit verschiedenen Chemikalien. Außerdem fielen ihr ein Bunsenbrenner, ein Ofen, digitale Waagen, Filter und ein Gerät auf, das für sie als Laie wie eine Zentrifuge aussah. Ein kleines Chemielabor.
    An die Wände waren mit Klebeband oder Reißzwecken Fotos geheftet, die sich so überlappten, als wären die jeweils neuen einfach dazugehängt worden. Das ermöglichte Gaille, wie bei den Schichten einer archäologischen Ausgrabung die Reihefolge nachzuvollziehen, in der Petitier sie angebracht hatte. Den ausgebleichten und ausgetrockneten Klebestreifen nach zu urteilen, schienen manche Bilder schon seit Jahren dort zu hängen

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