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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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und machte eine Schlinge, die er ihr um den Hals legte und festzog. «Nicht bewegen», verlangte er.
    Der Verkehr wurde dichter. Ein paar bewaffnete Männer in Uniform plauderten miteinander. Er hörte das dumpfe Dröhnen einer startenden Maschine, dann tauchte ein Jet der Olympic Airways über dem Hauptterminal auf und stieg in den wolkenlosen blauen Himmel. Der Sommer nahte. Es wäre schön, ihn zur Abwechslung mal wieder in Georgien zu verbringen. Er spürte einen leichten Groll gegen seinen Vater und seinen Großvater, die veranlasst hatten, dass er seit Jahren im Exil leben musste. Aber diese Zeit war so gut wie vorbei. Außerdem würde er im Triumph nach Hause kommen, weil er das Vlies mitbrachte und damit für den Sieg seines Großvaters sorgte. Er würde zum Nationalhelden werden und einen Ministerposten einnehmen. Das Verteidigungsressort war sicherlich lukrativ, aber er neigte eher zum Bildungsbereich. Mit Kindern zu arbeiten war einfach eine unglaublich lohnende und dankbare Aufgabe.
    Sie kamen durch eine Unterführung, fuhren an einer langen Reihe Fahrräder und Motorräder vorbei und folgten dem Transporter nach links auf den Parkplatz. Er war für gut hundertfünfzig Fahrzeuge angelegt, aber beinahe schon voll. Die Schäfchen flogen Ostern heim. Der Transporter vor ihnen wurde langsamer und fand einen freien Parkplatz. Zaal hielt in der Nähe an. Nachdem er die Handbremse angezogen hatte, gab ihm Michail Nadjas Schlinge. «Du weißt, was zu tun ist, wenn sie Ärger macht?», fragte er, ehe er ausstieg.
    Zaal nickte energisch. «Weiß ich, Chef», versicherte er ihm.

III
    Da es bereits Nachmittag war, suchte Gaille, solange es noch hell war, zuerst draußen nach Petitiers Dunkelkammer. In den Gewächshäusern und Schuppen war es jedoch viel zu feucht und hell, außerdem konnte sie nirgendwo Fotomaterialien finden.
    Vom vielen Herumlaufen pochte ihr Knöchel wieder heftiger. Um die Verletzung nicht noch schlimmer zu machen, beschloss sie, lieber eine Pause einzulegen. Vielleicht konnte sie Iain später von der Idee erzählen. Mal sehen, was er darüber dachte. Doch als sie ins Haus zurückging, fiel ihr wieder der leichte Essiggeruch auf, den sie und Iain schon am Morgen wahrgenommen hatten. Sie wusste, dass Essig im fotografischen Entwicklungsprozess als Fixierer verwendet wurde. Das konnte nur bedeuten, dass sich die Dunkelkammer irgendwo im Haus befand. Sie schaute in der Küche und in der Speisekammer nach Essig, ging dann von Zimmer zu Zimmer, durchsuchte jede Ecke und jeden Schrank, zog Bücher aus den Regalen und klopfte die Wände nach Hohlräumen ab. Nichts. Ihre Verwirrung wuchs. Sie blieb in der Mitte des Hauptwohnraums stehen, stemmte die Hände in die Hüften und schaute sich frustriert um.
    Ihr Knöchel pochte noch immer. Seufzend setzte sie sich auf den Sessel. In diesem Moment nahm sie das erste Mal wirklich Notiz von den Läufern, die scheinbar willkürlich auf dem Boden herumlagen. Besonders der größte von ihnen stach ihr ins Auge, der direkt unter ihren Füßen lag. Auf dem zwar ausgeblichenen, aber farbenprächtigen Gewebe waren Theseus und Ariadne zu sehen, die jeweils an einem Ende des teuflischen Labyrinths standen. Zwischen ihnen verlief ein goldener Faden, der sie miteinander verband.

IV
    Knox lag im Laderaum des Transporters auf der Seite, die Hände hatte man ihm auf dem Rücken zusammengeschnürt. Als er das Donnern eines startenden Flugzeugs hörte, wusste er, dass sie den Flughafen erreicht hatten. Beim Überqueren einer Bodenschwelle verspürte er einen heftigen Stich in den Rippen, die vom Waterboarding noch immer höllisch schmerzten. Der Wagen hielt an und setzte dann zurück, vermutlich in eine Parklücke. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Er schaute hoch zu dem Riesen, der mit verschränkten Armen unerbittlich auf ihn hinabstarrte. Es würde nicht lustig werden.
    Die Beifahrertür wurde geöffnet, und Michail kletterte in den Wagen. Er kniete sich auf den Sitz, griff nach hinten und zog Knox an den Haaren hoch. «Ich werde Ihnen jetzt den Knebel abnehmen», sagte er und hielt ihm das Messer an die Kehle. «Sie werden keinen Ton von sich geben. Sie werden mir nur sagen, wo genau dieser Schlüssel ist. Haben Sie mich verstanden?» Michail wartete, bis Knox genickt hatte, und löste dann den Knebel, sodass Knox ihn ausspucken konnte. Wie ein makabres Medaillon baumelte er um seinen Hals.
    «Und?», fragte Michail.
    Knox’ Mundwinkel waren trocken und

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