Waechter des Labyrinths
schlafen, ehrlich. Meine Beine tun höllisch weh von dem vielen Rumgelaufe. Ich brauche eine weiche Unterlage. Bitte, Gaille.»
«Ich weiß nicht», sagte sie.
«Sei doch nicht so prüde», entgegnete er. «Du kannst mir vertrauen, das weißt du doch. Immerhin haben wir letzte Nacht noch einen Schlafsack geteilt.»
Da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, rutschte sie zur Seite. Wenigstens war die Matratze breit genug für zwei. Er legte den Schlafsack neben sie, kletterte hinein, lächelte sie an, wie sie in der Dunkelheit gerade noch erkennen konnte, drehte sich dann auf die Seite und legte ihr einen Arm um die Taille. «Lass das», sagte sie.
«War nur Spaß», meinte er seufzend und zog den Arm weg. «Und du und der gute Danny? War das seine Vorstellung von einem romantischen Urlaub oder so? Eine Konferenz in Eleusis?»
«Wir wollten eigentlich auch noch die Inseln besuchen», sagte sie abwehrend. «Ich wollte schon immer mal nach Ithaka.»
«Ihr müsst unbedingt nach Kefalonia, wenn ihr dort seid. Die Überfahrt mit der Fähre dauert nicht lang, und es ist absolut überwältigend. Das absolute Gegenteil von Athen.»
«Magst du Athen nicht?»
«Ich hasse Athen. Das Schlimmste an meinem Job ist, dass ich mein halbes Leben damit vergeude, hin- und herzupendeln.» Er lachte etwas gekünstelt auf. «Eins ist jedenfalls klar: Wenn ich eine schöne Frau beeindrucken wollte, würde ich mit ihr nicht nach Athen fahren.» Er nahm ein Kissen und drehte es auf die kühlere Seite. «Vielleicht besser, dass ich keine mehr habe.»
Gaille wusste nicht recht, was sie darauf erwidern sollte. «Gute Nacht», sagte sie.
II
Der Flughafen hatte eine eigene medizinische Abteilung, aber nachdem der Polizeiarzt von Knox gehört hatte, wie er gefoltert und geschlagen worden war, bestand er darauf, ihn in ein nahegelegenes Krankenhaus zu bringen, wo es die technischen Instrumente gab, um innere Verletzungen festzustellen. Dort saß Knox nun auf einem Behandlungstisch und wartete auf die Ergebnisse, als die Pendeltür aufging und Theofanis mit einem Umschlag und einer Plastiktüte hereinkam. «Hier sind Sie», sagte er. «Ich habe Sie gesucht.»
«Jetzt haben Sie mich ja gefunden.»
Er ignorierte Knox’ Ton und öffnete die Tüte. «In Nergadses Transporter haben wir ein paar Sachen von Ihnen gefunden», sagte er. «Angelos wollte, dass Sie sie zurückkriegen.»
«Angelos?», fragte Knox überrascht.
«Er ist kein schlechter Kerl», sagte Theofanis. «Er hat nur manchmal einen harten Job.»
Knox schaute in die Tüte und sah seine Brieftasche, sein Handy und die rote Ringschatulle. «Danke», sagte er. Es war zwar ein plumpes Friedensangebot, aber er nahm es trotzdem gerne an. Bevor er die Schatulle einsteckte, vergewisserte er sich, dass der Ring noch da war. Dabei musste er an Gaille denken und an Michails Drohungen. Er nahm sein Handy heraus und erinnerte sich, dass Michail Gailles Fotos und die SMS gesehen hatte und damit alle Informationen besaß, die er brauchte, um sie aufzuspüren.
«Was ist?», fragte Theofanis, der Knox’ Unruhe bemerkte.
«Nergadse», sagte Knox. «Er hat geschworen, dass meine Freundin Gaille dafür büßen muss, wenn ich ihn verrate.»
«Der Mann ist tot.»
«Ja, aber wer weiß, was er getan hat, bevor er gestorben ist?»
«Während er auf der Flucht war?»
«Sie haben ihn nicht kennengelernt. Ich schon. Er war kein Typ, der leere Drohungen macht oder alles vergisst, nur weil er sich um andere Dinge kümmern muss. Außerdem hatte er die besten Verbindungen. Seine Familie ist unglaublich mächtig. Wenn er die entsprechenden Befehle gegeben hat …»
«Machen Sie sich deswegen keine Sorgen», erwiderte Theofanis. «Die Nergadses sind am Ende. Die ganze Familie ist von der georgischen Regierung verhaftet worden.»
«Sind Sie sicher?»
«Ich habe selbst mit einem Regierungsvertreter gesprochen. Ich musste ihm von dem armen Kerl erzählen, den Michail erschossen und verbrannt hat.»
«Trotzdem», sagte Knox. «Ich muss mit Gaille sprechen. Ich muss wissen, ob es ihr gutgeht.»
«Warum rufen Sie sie nicht einfach an?»
Er schüttelte den Kopf. Das hatte er bereits von dem Münztelefon im Eingangsbereich des Krankenhauses aus versucht. «Ich erreiche sie nicht.»
«Ich könnte einen Wagen schicken.»
«Sie ist auf Kreta etwa zwei Stunden Fußmarsch vom nächsten Dorf entfernt.»
«Ach so.» Theofanis verzog sein Gesicht. «Dann vielleicht nicht. Jedenfalls nicht am
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