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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Osterwochenende. Außerdem ist der Fall ja jetzt erledigt.»
    «Erledigt?», schnaubte Knox.
    «Klar. Dieser Nergadse und seine Bande wollten das Vlies. Deswegen haben sie Petitier und Antonius ermordet. Dann haben sie Sie und diese Nadja entführt.»
    Knox schüttelte den Kopf. «Nergadse hat Antonius ermordet, da gebe ich Ihnen recht. Aber nicht Petitier. Mich hat er nur entführt, weil er glaubte, ich hätte Petitier umgebracht, um das Vlies in meinen Besitz zu bringen. Wieso sollte er das glauben, wenn er es selbst getan hätte?»
    Theofanis runzelte die Stirn und hielt ihm den Umschlag hin. «Dann schauen Sie sich das mal an», sagte er.
    Knox nahm den Umschlag. Er enthielt grobkörnige Standfotos einer Überwachungskamera, die einen Mann in einer Outdoorhose und T-Shirt zeigte. Er trug eine Baseballkappe, die er tief ins Gesicht gezogen hatte, sodass man ihn nicht richtig erkennen konnte. «Woher haben Sie die?», fragte er.
    «Charissa, die Anwältin, mit der Sie befreundet sind, hatte vorgeschlagen, dass wir das Material der Überwachungskamera in der Hotellobby von dem Nachmittag überprüfen sollten, an dem Petitier getötet wurde. Dieser Mann hier traf eine Stunde vor Petitier ein. Er bestellte an der Bar einen Kaffee, setzte sich dann an einen Tisch und beobachtete die Tür. Man kann sehen, dass er seine Tasse nicht einmal angerührt hat. Aber nachdem sich Petitier angemeldet hatte, folgte er ihm einen kurzen Moment später zum Fahrstuhl. Jede Wette, dass er auf Petitier gewartet hat.»
    «Ja», stimmte Knox ihm zu. «Wissen Sie, wohin er gegangen ist?»
    Theofanis schüttelte den Kopf. «Wir überprüfen noch die anderen Bänder.»
    «Und Sie glauben, er könnte der Mörder sein?»
    «Wir würden jedenfalls gern mit ihm sprechen. Erkennen Sie ihn?»
    Knox schaute sich die Fotos erneut an. Es war weder Nergadse noch einer der anderen Georgier, so viel stand fest. Und er ähnelte auch keinem der Konferenzteilnehmer. Trotzdem kam er Knox irgendwie bekannt vor, auch wenn er nicht wusste, woher. «Ich weiß es nicht», sagte er und gab Theofanis den Umschlag zurück. «Aber ich nehme an, dass Augustin dadurch entlastet ist.»
    «Wir haben immer noch ein paar Fragen an ihn», entgegnete Theofanis. «Was war zum Beispiel in der Tasche, die er mit zum Flughafen genommen hat?»
    Die Antwort kam Knox so plötzlich in den Sinn, dass er lachen musste. «Rosen», sagte er.
    «Wie bitte?»
    «Als Claire aus dem Terminal kam, hatte sie einen riesigen Strauß weißer Rosen im Arm. Und die waren vorher in der Tasche.»
    «Er hätte sie auch im Flughafen kaufen können.»
    «Hätte er, sicher», meinte Knox. «Er hat sich ja auch nur eine geschlagene Woche den Kopf darüber zerbrochen, wie er ihr eine schöne Ankunft bereiten kann. Da hätte er es dann natürlich auch dem Zufall überlassen, ob er am Flughafen irgendwelche Blumen bekommt.» Mit einem Mal hatte er genug von Theofanis, genug von den ewigen Verdächtigungen und der beständigen Absicht, Schuld zu finden. Er sprang vom Behandlungstisch und zuckte zusammen, als er auf dem Boden landete. «Ich muss los», sagte er. «Ich muss nach Kreta.»
    «Ohne unsere Erlaubnis werden Sie nirgendwo hinfliegen.»
    «Dann geben Sie mir Ihre verdammte Erlaubnis! Oder wollen Sie lieber einen Ihrer Kollegen holen und mich neben Augustin ins Bett stecken?»
    Theofanis hielt seinem Blick ein paar Sekunden stand, seufzte dann und gab nach. «Heute Nacht kommen Sie hier nicht mehr weg», sagte er. «Den letzten Flug haben Sie bereits verpasst. Aber wenn Sie wollen, fahre ich Sie zurück nach Athen, und morgen früh können Sie dann gleich losfliegen.»

NEUNUNDDREISSIG

I
    Als Gaille im Morgengrauen erwachte, zwitscherten die Vögel vor dem Fenster. Iains Atem kitzelte sie am Hals, und sie spürte seinen Arm um ihre Taille. Aber das alles war nicht der Grund, warum sie aufgeschreckt war. Es lag daran, dass ihr plötzlich etwas eingefallen war, das er am vorigen Abend kurz vor dem Einschlafen gesagt hatte. «Ich hasse Athen. Das Schlimmste an meinem Job ist, dass ich mein halbes Leben damit vergeude, hin- und herzupendeln.» Im Grunde eine völlig harmlose Äußerung, wenn er danach nicht so gekünstelt gelacht hätte. In dem Moment hatte sie sich nicht viel dabei gedacht. Doch jetzt kam es ihr vor, als hätte er zu spät bemerkt, dass er etwas Dummes gesagt hatte, und davon ablenken wollen.
    Sie drehte sich langsam auf den Rücken, neigte den Kopf zur Seite und beobachtete, wie er

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