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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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«Es ist nicht in Ordnung. Wirklich nicht. Verzeih mir, Nico. Du musst mir verzeihen.»
    «Ich verzeihe dir, Vater. Und ich komme zum Essen. Frag Mutter, ob sie ein paar Spanakopitas macht. Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich die vermisst habe.» Er legte auf und sah überrascht, wie stark seine Hände zitterten. Dann tropfte ihm etwas auf die Finger, und er merkte, dass auch er weinte.

II
    Gaille erwartete jeden Moment, dass Michail in die Höhle kam, doch die Zeit zog sich in die Länge. Er hatte es noch nicht wieder versucht. Ihr Adrenalinspiegel sank, Arme und Schultern taten ihr von der Anspannung schon weh, und noch immer umklammerte sie den Stiel der Spitzhacke. Als sie ihn loslassen wollte, merkte sie, dass ihre Hände so mit Blut verkrustet waren, dass sie an dem Holz festklebten. Sie musste sie sich an den Dornen oder am Schiefer aufgerissen haben. Als sie ihre Hand vom Stiel löste, rissen die Schnitte wieder auf und pochten furchtbar.
    Sie riskierte einen Blick durch die niedrige Öffnung. Staub und Mücken tanzten im Sonnenlicht, aber von Michail war nichts zu sehen. Leise Hoffnung kam in ihr auf. Vielleicht war ihm klargeworden, dass er sie in der Höhle nicht kriegen würde, und hatte aufgegeben. Vielleicht war Hilfe eingetroffen. Oder vielleicht wartete er einfach, bis sie von allein rauskam und nachschaute. Allmählich hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt, sie konnte jetzt Dinge sehen, die ihr zuvor verborgen geblieben waren. Ein Generator mit einem perlenartigen weißen Plastiktank, in dem ein orangefarbenes Stromkabel steckte, daneben eine Holzkiste. Sie vergewisserte sich noch einmal, dass Michail nicht zurückgekehrt war, und schaute dann in der Kiste nach, ob sie etwas Nützliches finden konnte. Sie enthielt alte, mit Benzin gefüllte Wasserflaschen, deren Geruch an ihren Händen haften blieb, sowie eine Taschenlampe mit Batterien. Nachdem Gaille sie angeschaltet hatte, entdeckte sie eine weitere Nachbildung des Diskos von Phaistos, der sie an die in den Felsen gemeißelten Symbole erinnerte. Als sie jetzt die Scheibe betrachtete und das Dreieck und die Wellenlinie im Zentrum einer der Spiralen sah, kam ihr die Vermutung, dass es sich bei dem Diskos um eine Art Landkarte handelte und eine Seite zu dieser Höhle führte. Sie schaute sich die Spirale auf der anderen Seite an. In ihrem Zentrum befand sich eine Rosette, das Symbol des minoischen Königreiches. Sie legte den Diskos wieder weg und richtete die Taschenlampe auf die nächstliegende Wand. Auf dem Fels waren schwache Spuren einer antiken Bemalung zu erkennen, die hinaufreichte bis an die zerklüftete Decke und zum Ende der Höhle, wo ein Gang in der Dunkelheit verschwand. Sie überlegte, ob sie losgehen und sich ein Versteck suchen sollte, entschied sich aber dagegen. Den Eingang der Höhle konnte sie verteidigen, war Michail aber erst einmal drinnen, wäre sie verloren.
    Der Schein der Taschenlampe wurde schwächer, offenbar waren die Batterien schon alt. Da Gaille das Licht vielleicht noch brauchen würde, schaltete sie die Lampe aus, legte sie wieder in die Kiste und kehrte auf ihren Posten zurück. Je mehr Zeit verging, ohne dass Michail sich rührte, desto größer wurde ihre Hoffnung. Doch dann hörte sie draußen Geräusche, und all ihre Hoffnung zerplatzte. In der Höhle wurde es wieder dunkler. «Na, fühlt es sich schon ein bisschen einsam an?», fragte er.
    «Lassen Sie mich in Ruhe.»
    «Es ist herrlich hier draußen. Eine Menge Moos, auf dem du liegen könnest.»
    «Hauen Sie ab.»
    «Das geht leider nicht. Ich habe deinem Freund mein Wort gegeben. Und mein Wort halte ich immer.»
    Er hatte etwas vor, sie konnte es ihm anhören. Sie nahm die Spitzhacke und hob sie hoch. Nur ein Hieb , betete sie im Stillen. Mehr will ich nicht .
    Sie hörte Geräusche in der niedrigen Öffnung, dann kam seine Baseballkappe zum Vorschein, darunter sein Kopf. Ohne zu zögern, schlug sie mit der Spitzhacke zu. Doch zu ihrem Entsetzen rollte der Kopf einfach weg und blieb in der Höhle auf der Seite liegen. Und dann sah sie, dass nicht Michail zu ihr hochschaute, sondern Iain. Sie schrie und ließ die Spitzhacke fallen. In diesem Moment tauchte Michail mit einem blutverschmierten Messer in der Hand auf. Sie drehte sich um und lief blindlings ins Innere der Höhle. Aber der Boden war so glatt, dass sie ausrutschte, eine kurze Rampe hinabstürzte und mit Ellbogen, Knien und Kopf gegen den Felsen krachte. Sie rappelte sich auf und

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