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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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tastete sich an der Wand entlang. Ihre Schuhe sogen sich mit dem Tropfwasser voll, das in kleinen Pfützen auf dem Boden stand und so kalt war wie ihre Angst.
    Hinter sich hörte sie, wie Michail am Starterseil des Generators zog. Der Motor sprang sofort an, im Nu leuchteten überall Lampen auf, sodass Gaille dem Schutz der Dunkelheit entrissen und der Gewalt Michails ausgeliefert war.

III
    Knox’ Beine waren vor Erschöpfung schon ganz weich, und als er auf den losen Steinen das Dickicht der dornigen Sträucher überquerte, verdrehte er sich mit schmerzhafter Regelmäßigkeit die Knöchel. Er hatte das Gefühl, die Caldera schon seit Stunden zu umkreisen, dabei konnten es in Wirklichkeit erst zwanzig Minuten sein. Direkt am Abhang war der Boden so tückisch, dass er die Felskante weit umgehen musste und dadurch nicht sehen konnte, was unten vor sich ging. Doch schließlich erreichte er die Stelle, die er angepeilt hatte, einen Felsvorsprung, der aussah wie ein auf der Seite liegender Tannenzapfen. Nachdem er sich von dort wieder einen Weg an den Felsrand gebahnt hatte, befand er sich hoch über dem gelben Ginstermeer und konnte die Lichtung darin sehen. Doch niemand war mehr dort.
    Und nun?
    Er keuchte und hatte Seitenstechen, das bis zu seinen geschwollenen Rippen ausstrahlte. Er kniete sich hin, legte sich dann auf den Bauch und beugte sich über den Rand, um einen Weg nach unten zu suchen. Die Möglichkeiten hätten besser, aber auch schlechter sein können. Das obere Drittel fiel beinahe senkrecht ab, war jedoch so zerklüftet, dass selbst ein unerfahrener Kletterer wie er ausreichend Halt finden musste. Darunter wurde es weniger steil und ging in einen Hang mit loser Erde und Schiefer über, der direkt in den Ginster führte.
    Nachdem er sich einen Moment ausgeruht hatte, legte er sich wieder auf den Bauch, griff mit jeder Hand eine Wurzel, rutschte mit den Beinen über die Kante und suchte mit den Füßen nach Vorsprüngen und Spalten, bis er Halt gefunden hatte. Er ließ eine der Wurzeln los, hielt sich an der Felskante fest und hangelte sich hinab. Ohne nach unten zu schauen, machte er weiter und hatte beständig das Gefühl, kaum voranzukommen. Doch schließlich hatte er das Ende des ersten Abschnitts erreicht. Der Hang war zwar noch immer steil, bestand aber nun aus Kalksteinlinien, die mit unterschiedlicher Geschwindigkeit verwittert waren und eine Reihe riesiger Stufen gebildet hatten. Hier konnte er etwas Zeit gutmachen. Vorsichtig drehte er sich um, bis er mit dem Rücken zur Felswand stand, und sprang auf die Kante mehrere Meter unter ihm, die Beine angewinkelt, um den Aufprall abzufedern. Er schwankte ein wenig, achtete aber darauf, dass er gegen den Felsen prallte und nicht über den Abhang stürzte. Dann rappelte er sich auf, rieb sich den Schotter von den Händen und schaute hinunter, um die nächste Stufe zu suchen. Als er dieses Mal hinuntersprang, knickte er jedoch um und stolperte in die falsche Richtung, sodass er geradewegs auf die dritte Stufe stürzte und von dort auf die vierte. Obwohl er wild mit den Armen fuchtelte, um das Gleichgewicht wiederzufinden, knallte er mit einer solchen Geschwindigkeit auf den Hang darunter, dass es Selbstmord gewesen wäre, wenn er versucht hätte anzuhalten. Also lief er weiter, vertraute der Schwerkraft und der Beweglichkeit seiner Beine, in denen das Blut pumpte. Erde und lose Steine rutschten unter seinen Füßen nach unten, bis er taumelnd und schlingernd in die Ginstersträucher krachte, deren Dornen ihm das Hemd zerrissen, aber auch seinen Sturz abbremsten.
    Einen Moment lag er in den Zweigen, schöpfte Atem und überprüfte, ob er sich verletzt hatte. Sein ganzer Körper pochte und schmerzte, aber er schien sich nichts gebrochen oder gerissen zu haben. Er stand vorsichtig auf und kämpfte sich durch die Ginstersträucher und Schlingpflanzen zur Lichtung vor. In der Felswand war eine niedrige Spalte, aus der Licht und das Brummen eines Generators drangen. Er holte tief Luft, hockte sich hin und krabbelte auf allen vieren hinein.

DREIUNDVIERZIG

I
    Gaille bemerkte, dass die Lampen jeweils durch kurze weiße Verlängerungen mit dem Hauptkabel verbunden und die Anschlüsse gegen die Feuchtigkeit mit Klebeband umwickelt waren. Sie erzeugten unheimliche Lichtlöcher in der Dunkelheit. Sie kam in einen weiteren Stollen, in dem Quarz- und Calciumschichten funkelten. Automatisch schaute sie nach oben und sah, wie hoch die Decke der Kammer war. Der Boden

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