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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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war jedoch so glitschig, dass sie wegrutschte und sich an der Wand festhalten musste. Kaum ließ sie los, rutschte sie wieder weg und schlug mit dem Knöchel gegen den Felsen. Die Haut riss auf, und Blut sickerte hervor.
    Mit Kreide waren französische Wörter an die Wände geschrieben worden. Gefiederter Kopf , las sie und Rinderfell . Symbole des Diskos von Phaistos, entdeckt und markiert von Petitier. Ein weiterer Beweis dafür, dass es sich bei der Scheibe um eine Karte handelte, die hergestellt worden war, um diesen Ort zu finden und sich darin zu orientieren. Aber wozu? Ein niedriger Überhang zwang sie, sich auf allen vieren weiter vorwärtszubewegen. Sie krabbelte durch ein Spinnennetz, und Fäden, Fliegen und Dreck verfingen sich in ihrem Haar.
    Vor der linken Wand lag eine umgekippte Lampe. Als Gaille sie umdrehte, sah sie, dass sie sich in einer großen Kammer mit gerippter Decke und mehreren flachen Gruben im Boden befand. An den Wänden standen ein paar Kisten mit Artefakten, vor allem Votivgaben und Knochenfragmente. In der Antike hatte man Höhlen häufig als Friedhöfe benutzt, daher galten viele von ihnen als heilige Ahnenstätten. Als sie die Lampe wieder hinlegte, huschte ein Albinoinsekt in die Dunkelheit, was auf ein geschlossenes Ökosystem hinwies.
    Sie folgte dem orangefarbenen Kabel bis zu einem Hügel aus losem Schotter, einem antiken Steinschlag, durch den Petitier einen mehrere Meter langen Tunnel gegraben hatte. Sie hoffte, sich auf der anderen Seite wie am Eingang der Höhle verteidigen zu können, doch sie gelangte direkt in einen neuen Stollen, der kein Versteck bot. Auch hier hatte Petitier reichlich Hinweise auf seine Ausgrabungen hinterlassen, und trotz ihrer Bedrängnis fiel Gaille auf, wie akribisch er gewesen war. Er hatte nicht einfach wahllos mit einem Spaten herumgebuddelt und nach Beute gesucht, wie sie das fast erwartet hatte, er hatte große Anstrengungen unternommen, um …
    Plötzlich hörte sie Michail hinter sich. Sie wirbelte mit hämmerndem Herzen herum, aber sie war allein. Es musste das Echo in der Höhle sein. Doch die Angst trieb sie weiter. Die Höhle gabelte sich, über jedem Gang waren Symbole in den Fels gemeißelt, die Petitier mit Kreide eingekreist hatte. Das Kabel führte in den linken Gang, sodass Gaille die klassische Wahl zwischen Licht und Dunkelheit hatte. Um sich besser verstecken zu können, wollte sie instinktiv die Dunkelheit wählen, doch dann fiel ihr ein, dass Michail vielleicht die Taschenlampe mitgenommen hatte. Also lief sie in den linken Gang und kam an einen hohen Felssims. Dort war mit einem ausgefransten weißen Seil eine Holzleiter festgebunden. Sie kletterte schnell hinauf, kniete sich hin, um das Seil zu lösen und die Leiter hochzuziehen, aber die Knoten waren feucht und zu fest. Und dann hörte sie Michail kommen. Es war zu spät.
    Sie floh tiefer in die Höhle und erreichte den Rand einer abfallenden Felsrampe, die so glatt war, dass sie aussah wie poliert. Sie setzte sich auf den Hintern, rutschte hinab und bremste mit Händen und Füßen. Nun befand sie sich am Eingang eines Gangs, der anders als der Rest der Höhle von Hand in den Fels getrieben worden war. Der Boden war eben, die Decke gewölbt und die Wände glatt und mit Marmor und Edelsteinen besetzt. An manchen Stellen hatte sogar der Putz überdauert, außerdem war die Bemalung vor kurzem gereinigt worden, vermutlich von Petitier, denn auf dem Boden stand noch ein Eimer mit Putzmitteln. Auf der linken Wand war ein junger Mann beim Bocksprung zu sehen. Das Wandbild auf der rechten Seite stellte drei Göttinnen dar, die Mohnblumen, Trauben, Pilze und andere Naturgaben in den Händen hielten, während sich um ihre Füße Schlangen wanden.
    Gaille folgte dem Gang bis zu einer Treppe, die aber nicht weit führte. Ein großer Teil der Decke und der Seitenwände war eingestürzt, und der Schotter lag als unpassierbare Barriere auf den Stufen. Petitier hatte eine kurze Holzleiter an die linke Seite dieser so entstandenen Wand gelehnt und ein Loch in die obere Ecke gegraben, durch das er das Stromkabel geführt hatte, sodass auf der anderen Seite ein schwaches Licht schimmerte. Gaille kletterte die Leiter hoch und hoffte, sich irgendwie hindurchzwängen zu können, aber das Loch war gerade groß genug, um eine Kamera mit Blitz hineinzuhalten und Fotos zu machen. Wieder dachte sie, dass sie Petitier vielleicht falsch beurteilt hatte. Wahrscheinlich hatte er nicht deshalb auf der

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