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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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weiß wo. Die besten Meeresfrüchte in Athen, und nicht zu teuer. Jedenfalls nicht für die Qualität. Ich reserviere uns einen Tisch, wenn Sie wollen.»
    «Klingt gut. Und wann?»
    Er schaute auf seine Uhr. «Sagen wir halb zehn. Bis dahin müsste ich eigentlich alles erledigt haben. Jedenfalls, wenn ich ein Taxi finde.»
    «Gehen Sie beide schon vor», sagte Charissa. «Ich bringe Nico ins Hotel und komme dann zurück.»
    Durch ein Tor gelangten Knox und Gaille auf den Personalparkplatz. Vor dem Eingang standen ein Fernsehteam und mehrere Journalisten rauchend und lachend zusammen und warteten darauf, dass etwas passierte. In der Dämmerung fiel es Knox und Gaille nicht schwer, an ihnen vorbeizuschlüpfen und unbehelligt die Marmorstufen hochzulaufen. Die Frau an der Information beschrieb ihnen den Weg zur Intensivstation eins, warnte sie aber vor, dass die Polizei, abgesehen von seiner Verlobten, keine Besucher zu Augustin ließ.
    In den hohen, breiten Gängen leuchteten Ballonlampen wie eine Kette aus Monden. Auf den mit Schlangenlinien gemusterten Fliesen klapperten die Absätze. Monitore, Infusionsständer, Wäschekörbe und andere Krankenhausutensilien stapelten sich an den Wänden, die man, um etwas Heiterkeit in das Gebäude zu bringen, früher wohl einmal pastellfarben gestrichen hatte. Nun aber wirkten sie ausgebleicht und trübe. Ein Wimmern durchdrang die Stille, ausgelöst durch Angst oder Schmerz. Knox zuckte zusammen und musste daran denken, wie er vor Jahren die Intensivstation eines anderen griechischen Krankenhauses besucht hatte. Damals hatte er sich von seiner Schwester Bee verabschieden wollen, die, wie er an jenem Tag erfahren hatte, sterben musste. Seitdem konnte er das gedämpfte, bedrückende Echo an diesen Orten, das brutale Weiß der Einrichtung, das dumpfe, traumähnliche Gefühl, eher zu schweben, als zu gehen, nicht mehr ertragen. All das zeugte für ihn nur von der Unfähigkeit, diejenigen zu schützen, die man liebte.
    Vor der Flügeltür der Intensivstation saß ein Polizist auf einem harten Stuhl und las ein Magazin. «Mist», murmelte Knox. Er hatte gehofft, dass die Polizei dem Krankenhauspersonal lediglich aufgetragen hatte, keine Besucher vorzulassen, aber keine Wache postiert hatte. Vor der Wand stand ein Wagen mit einem Herzmonitor. «Lenk ihn ab», bat er Gaille.
    Sie nickte und ging los, um eine Frage zu stellen. Der Polizist schüttelte den Kopf. Sie fragte ihn etwas anderes, lächelte und berührte ihn am Arm. Gaille hatte ein unglaublich entwaffnendes Lächeln, es konnte Gletscher zum Schmelzen bringen. Der Polizist erhob sich, entfernte sich ein Stück mit ihr, zeigte dann den Gang entlang, lachte und winkte ab. Knox zog den Kopf ein und schob den Wagen durch die Flügeltür in die Intensivabteilung. Er ließ ihn vor der Wand stehen, wusch sich in einem Waschbecken die Hände mit Desinfektionsmittel, trocknete sie ab und öffnete die Tür zur eigentlichen Station. Hinter dem Empfangstresen plauderten zwei Krankenschwestern mit gedämpften Stimmen; er schnappte etwas von fehlenden Lieferungen auf. Claire saß in der hinteren Ecke am Fußende eines der vier Betten. Obwohl sich Knox auf alles gefasst gemacht hatte, war es ein Schock, Augustin zu sehen. Überall waren Schläuche und Monitore der lebenserhaltenden Geräte, über seinem Brustkorb befand sich ein Gerüst, damit die Bettdecke nicht auf seinem Oberkörper lag, sein Kopf war weiß bandagiert, auf Mund und Nase saß eine Sauerstoffmaske, seine Wangen waren geschwollen, unnatürlich und unheimlich verfärbt.
    Claire musste sein Kommen gespürt haben, denn sie schaute auf. Sie wirkte abgespannt, grau und gequält, von ihrer früheren Freude war nichts übrig geblieben. Sie runzelte die Stirn und blinzelte, als wüsste sie nicht, wer er war. Dann legte sie einen Finger vor die Lippen, stand auf und kam zu ihm nach draußen.
    «Wie geht es ihm?», fragte er.
    «Welchen Eindruck macht er denn?»
    Knox wusste nicht, was er sagen sollte oder was Claire von ihm hören wollte. In solchen Situationen erwiesen sich normale Sätze und die Konventionen des menschlichen Verhaltens als unzureichend. Er nahm sie in den Arm, drückte sie an sich und strich ihr über das Haar. Es dauerte eine Weile, bis ihre Anspannung nachließ, doch dann weinte sie hemmungslos, und ihre Schultern zitterten vor Kummer, Schmerz und Angst – nicht nur wegen Augustin, dachte er. Es war einer der grausamen Aspekte solcher Tragödien, dass sich gute

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