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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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meiner Rednerliste habe ich Fotos von Petitiers Siegeln geschickt, auch an Ihren Freund, um ihnen die Programmänderung zu erklären. Deshalb könnte eine Menge Leute davon wissen, besonders, wenn sie sich mit Linear B auskennen. Aber ich will damit keinesfalls behaupten, dass er wirklich von dem Vlies weiß, sondern nur, dass die Polizei zu diesem Schluss kommen könnte.» Er lehnte sich zurück, damit die Kellnerin ihre Teller abräumen konnte. «Ich hätte sie gleich einfordern sollen», sagte er reumütig. «Meine Kollegen haben mir alle dazu geraten.»
    «Tatsächlich?», fragte Gaille.
    Nico nickte. «Petitier hatte kein Anrecht auf diese Siegel. Juristisch gesehen war er verpflichtet, die Behörden einzuschalten, anstatt mit ihnen um die Welt zu jetten und Vorträge zu halten. Im Grunde hätte ich also die Polizei informieren und ihr die Sache überlassen müssen. Aber da niemand wusste, wo sich Petitier aufhielt oder wo er seinen Wohnsitz hatte, wäre es nicht leicht gewesen, ihn aufzuspüren. Und wenn er gemerkt hätte, dass die Polizei hinter ihm her ist, wäre er vielleicht wieder untergetaucht, und wir hätten nie erfahren, was er gefunden hat. Und wozu die ganze Mühe? Er wollte ja sowieso zu uns kommen, um uns seine Entdeckungen zu zeigen und ausführlich darüber zu berichten. Es erschien mir völlig überzogen, ihm gleich die Polizei auf den Hals zu hetzen.»
    Die Kellnerin kehrte mit drei Gläsern zurück, die sie großzügig mit Metaxa füllte. «Eine Sache verstehe ich nicht», sagte Gaille, nachdem sie angestoßen hatten. «Wenn Petitier tatsächlich das Vlies gefunden hat und damit an die Öffentlichkeit gehen wollte, warum hat er sich nicht einfach an die Presse gewandt? Warum hat er dafür eine archäologische Konferenz gewählt?»
    Nico nickte, als hätte er sich die Frage auch schon gestellt. «Er muss ihm bewusst gewesen sein, dass er illegal handelt. Vielleicht wollte er sich damit legitimieren, seiner Bekanntgabe einen möglichst akademischen Rahmen zu geben.»
    Nach einem kurzen Flackern gingen die Lampen wieder an. Die plötzliche Helligkeit ließ Knox blinzeln. Er lehnte sich zurück und bedauerte es fast, dass die intime Atmosphäre vorbei war. «Aber warum gerade auf dieser Konferenz? Was hat das Vlies mit Eleusis zu tun?»
    «Mehr, als Sie glauben.» Nico schaute die beiden schelmisch an. «Was wissen Sie über die Legende vom Vlies?»
    «Nur das Übliche», sagte Knox.
    «Dann will ich Ihnen gern ein paar Hintergrundinformationen geben. Zunächst mal ist es eine unserer ältesten Heldenlegenden. Da sie bei Homer erwähnt wird, reicht sie also mindestens bis ins siebte oder achte Jahrhundert vor Christus, ziemlich sicher sogar bis ins späte Bronzezeitalter oder noch weiter zurück. Im Wesentlichen geht es darum, dass gegen Phrixos und Helle, die Zwillinge des Königs Athamas, ein Komplott geschmiedet wurde. Denn deren böse Stiefmutter Ino manipulierte die Weissagung eines Orakels dahingehend, dass beide geopfert werden sollten, um eine Hungersnot zu beenden. Im letzten Moment schickte Poseidon jedoch einen fliegenden, goldwolligen Widder, um den Zwillingen zur Flucht zu verhelfen. Als der Widder übers Meer flog, stürzte Helle tragischerweise ins Wasser und ertrank an einem Ort, der seither Hellespont heißt. Phrixos schaffte es bis Kolchis, das heute in Georgien liegt. Aus Dankbarkeit gegenüber Poseidon opferte er dort den Widder und hängte sein Vlies in einen heiligen Hain.»
    Gaille verzog das Gesicht. «Ich fand das dem Widder gegenüber immer ein bisschen ungerecht.»
    «In griechischen Mythen sollte man besser kein Tier sein», pflichtete Nico ihr bei. Er nahm die Hand vor den Mund und stieß einen tiefen, zufriedenen Rülpser aus. «Jedenfalls blieb das Vlies bis zur Zeit Jasons in Georgien. Jason war zwar der rechtmäßige König von Thessalien, doch sein Onkel hatte die Herrschaft übernommen. Und die wollte er nur abgeben, wenn Jason sich erst selbst bewies und das Vlies zurückbrachte. Jason baute ein Schiff, die Argo, und versammelte die bedeutendsten griechischen Helden um sich, die Argonauten, mit denen er nach Kolchis segelte. Sie mussten die üblichen Hindernisse überstehen – feuerspeiende Stiere und Drachen und Metallriesen und so weiter. Aber am Ende brachte Jason das Vlies im Triumphzug zurück nach Thessalien und beanspruchte den Thron für sich. Das ist es eigentlich schon, zumindest, was dieses Vlies anbelangt.»
    « Dieses Vlies?», wiederholte

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