Waechter des Labyrinths
denken, es war Ihr Freund Augustin. Glauben Sie wirklich, dass der Täter seelenruhig zuschauen wird, wenn Sie Ihre Nase in seine Angelegenheiten stecken? Vor allem dann, wenn Sie etwas herausfinden?»
«Nein», räumte Knox ein. «Wahrscheinlich nicht.»
III
Unter dem Polizeirevier von Omonia gab es eine Tiefgarage für die Privatfahrzeuge der leitenden Beamten. Doch dieses Mal hatte Angelos Migiakis keine Lust, sein eigenes Auto zu nehmen. Er setzte sich hinter das Steuer eines Polizeiwagens, legte den ersten Gang ein, fuhr vor die Garagenwand und ließ mit dem Fuß auf der Bremse den Motor aufheulen, sodass die Reifen qualmten und die Luft nach verbranntem Gummi zu stinken begann.
Theofanis klopfte gegen das Beifahrerfenster, machte dann die Tür auf und stieg ein. «Dieses Interview hat Sie wohl etwas auf die Palme gebracht, was?»
«Hast du gehört, was dieses Arschloch gesagt hat?»
«Habe ich.»
«Knox hat uns unterstellt, dass wir Pascal aus der Intensivstation holen! Wie kommt er darauf? Wie kommt er darauf, solche Scheiße zu verbreiten?» Angelos jagte den Motor weiter in den roten Bereich, um seine Wut zu unterstreichen. «Für wen hält er uns denn?»
«Keine Ahnung, Sir.»
Theofanis’ Stimme hatte einen seltsamen Unterton. Angelos lockerte den Fuß auf dem Gaspedal und starrte ihn finster an. «Das hast du nicht getan, oder? Bitte sag mir, dass du das nicht getan hast.»
«Was getan, Sir?»
«Das weißt du verdammt nochmal genau: herumposaunt, dass Pascal bei uns in Gewahrsam genommen werden soll.»
Theofanis verzog das Gesicht. «Ich habe nur laut darüber nachgedacht.»
«Mein Gott!»
«Sie wollten doch, dass wir Knox unter Druck setzen, um zu irgendeiner Einigung zu kommen. Ich dachte, das würde helfen.»
«Ja. Das war ein voller Erfolg!» Der Gestank nach verbranntem Gummi, der den Wagen erfüllte, wurde plötzlich so beißend, dass er Angelos in die Kleidung und unter die Haut zu dringen schien. Er schaltete den Motor aus, stieg aus dem Wagen und marschierte zurück ins Revier, wo er die Tür so heftig zuknallte, dass der diensthabende Beamte zusammenzuckte. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, besann er sich aufs Praktische und wandte sich an Theofanis, der ihm gefolgt war. «Also», sagte er, «ich will, dass es für Knox und seine Anwältin vor diesem verfluchten Krankenhaus keine Pressekonferenzen mehr gibt, die jeden daran erinnern, dass Pascal dort drinnen liegt. Verstanden? Und wo wir schon mal dabei sind: Knox hat gesagt, er hätte auf der Intensivstation davon gehört. Wie ist er dort reingekommen, verdammt? Ich dachte, du hättest jemanden vor der Tür postiert?»
«Er muss sich irgendwie reingeschlichen haben. Ich kümmere mich darum, dass das nicht wieder passiert.»
«Das wäre auch besser so. Und ich will, dass wir alles wissen, was in diesem Krankenhaus geschieht. Wenn jemand herumschnüffelt, Journalisten oder sonst wer, will ich darüber informiert werden. Wir müssen diese verdammte Geschichte abschließen, ehe sie aus dem Ruder läuft. Hast du mich verstanden?»
«Ja, Chef. Habe ich.»
ZEHN
I
Das Island war total überfüllt, alle Tische und Barhocker waren besetzt, und im Eingangsbereich warteten schon die nächsten Gäste auf einen freien Platz. Der schnurrbärtige Oberkellner zuckte ein wenig zusammen, als er Gaille und Knox kommen sah. Er schaute sich um, als hoffte er, dass wie durch ein Wunder Platz für einen weiteren Tisch entstand, aber für diesen Andrang waren die Räumlichkeiten des Restaurants einfach nicht geschaffen. Überall gab es Torbögen, Nischen und Winkel, jeder verfügbare Quadratzentimeter wurde bereits genutzt. Die Gäste saßen so dicht zusammengedrängt, dass den Beleibteren die Tischkanten in die Magengruben stießen.
«Hier!», rief Nico vom anderen Ende, stand auf und winkte sie überschwänglich zu sich heran. Sie schlängelten sich an den Tischen vorbei zu einer Nische, in der Nico eine Bank für sich allein hatte. «Wein?», fragte er und hob eine halbleere Karaffe.
«Gerne», sagte Gaille.
«Für mich nicht», sagte Knox.
«Ich war so frei und habe schon bestellt», meinte Nico und schenkte trotz Knox’ Antwort allen drei Retsina ein. «Ich hoffe, das ist Ihnen recht.» Er legte eine Hand auf seinen Bauch, als hätte er seit Tagen nichts gegessen.
«Sie wissen bestimmt, was am besten ist.»
«Ich habe mir noch eine Freiheit herausgenommen.» Er griff in seine Jacketttasche und zog ein paar zusammengeheftete
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