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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Blätter hervor. «Augustins Vortrag», sagte er und reichte sie Knox. Klebrige Fingerabdrücke verschmierten das weiße Papier. «Falls Sie den Text später noch durchlesen wollen.»
    «Danke», sagte Knox und steckte die Blätter weg. «Sehr aufmerksam.»
    «Gern geschehen.» Sein Blick schweifte an Knox vorbei, und sein Gesicht strahlte plötzlich. «Ah», sagte er. «Perfektes Timing.» Zwei Kellner machten Platz auf ihrem Tisch und begannen, Platten mit Meeresfrüchten, einen Korb mit warmem, knusprigem Brot und eine Auswahl an Soßen und Beilagen aufzutragen. Nico verharrte für einen Moment wie ein Priester vor der Segnung, dann griff er mit erstaunlicher Anmut nach der Schüssel mit Taramas, schaufelte sich gut ein Drittel der Paste auf den Teller und garnierte sie mit drei gegrillten Garnelen. Als er eine nahm und hineinbiss, triefte ihm die Knoblauchbutter von den Lippen. «Bei uns in Griechenland gibt es die besten Meeresfrüchte der Welt», verkündete er. «Wissen Sie, was unser Geheimnis ist?»
    «Nein.»
    «Salz!», meinte er triumphierend und wedelte mit der Hand. «Das Mittelmeer ist wie eine große Marinade aus Salz, in der die Fische ihr ganzes Leben lang eingelegt werden, bis sie bei uns auf dem Tisch landen. Da muss man doch an Gott glauben, oder?»
    Knox lächelte. «Schade nur, dass man nicht zu viel Salz essen sollte.»
    «Das trifft nur für Sie zu, mein Lieber. In meinem Zustand hat man das große Privileg, sich um solche Dinge keine Gedanken mehr machen zu müssen.»
    «In Ihrem Zustand?», meinte Gaille. «Was meinen Sie?»
    «Entschuldigen Sie», erwiderte Nico. «Ich dachte, Sie wüssten Bescheid. Jeder weiß es. Es ist ja kein Geheimnis. Mein Herz, verstehen Sie? Zu viele Steroide als Jugendlicher. Ich war Gewichtheber. Ein guter, wie ich selbst sagen muss. Ich hatte natürlich die körperlichen Voraussetzungen: eher breit als groß. Zugegeben, nicht ganz so breit wie jetzt. Für Fußball, meine andere große Leidenschaft, absolut unnütz, aber perfekt fürs Gewichtheben. Bei uns zu Hause lagen immer Gewichte herum. Eine Familientradition. Ich habe mit Gewichtheben angefangen, bevor ich lesen konnte. Ich war so etwas wie ein Wunderkind, wenn man bei einer so stumpfsinnigen Tätigkeit denn überhaupt von Wunderkind sprechen kann. Mit fünfzehn kam ich in die Nationalmannschaft. Mein Trainer hat von Olympia erzählt. Ich habe von Medaillen geträumt. Von Gold . Ich hätte meine Seele dafür verkauft. Steroide schienen ein unbedeutender Preis zu sein. Und jetzt schauen Sie mich an!» Er lachte auf. «Und natürlich habe ich es nicht einmal zu den Spielen geschafft. Meine Schultern sind vorher kaputt gegangen.»
    «Das tut mir leid», sagte Gaille.
    Nico winkte ab. «Ich war selbst schuld. Ich war ein Betrüger. Die Leute sagen mir immer, dass ich damals ja nur ein Kind gewesen sei und noch zu jung, um solche Entscheidungen allein zu treffen, dass mein … mein Trainer mich dazu gezwungen haben muss. Aber so jung war ich nun auch wieder nicht. Ich wusste ganz genau, dass ich betrüge. Wozu sonst diese heimlichen Reisen ins Trainingslager in den Ostblock? Warum sonst die ganze Geheimniskrämerei? Mir war das alles egal. Ich war genauso scharf darauf wie jeder andere. Ich habe darauf bestanden . Ich dachte, ich wäre dafür bestimmt, verstehen Sie? Außerdem lebe ich ja noch, oder?» Er sprach abgehackt und atemlos und fand dazwischen immer noch Zeit zum Essen. Er griff mit einem üppig gebutterten Stück Brot quer über den Tisch und fischte nach einer Venusmuschel. «Am meisten tun mir meine alten Teamkameraden leid. Die sind alle vor langer Zeit gestorben. An Herzleiden, von diesen verfluchten Steroiden. Alle bis auf einen. Der konnte das Warten nicht mehr ertragen und hat Tabletten genommen. Warten kann schrecklich sein.» Er lächelte fröhlich und knabberte an einer gegrillten Sardine. «Aus diesem Grund veranstalte ich auch diese Konferenzen. Die halten mich beschäftigt. Man muss ein Ziel haben, das ist das Wichtigste. Und es scheint zu funktionieren. Meine Ärzte versichern mir ständig, dass ich nur noch ein paar Monate zu leben habe, aber das haben sie mir schon vor sieben Jahren gesagt. Die haben doch keine Ahnung, oder?» Er lachte und winkte ab. «Und sobald man den Gedanken akzeptiert hat und die Furcht überwunden, ist es seltsam befreiend. Ich werde jedenfalls keine Tabletten nehmen, das steht fest. Ich will das Beste aus der Zeit machen, die mir noch bleibt.» Er nahm sich

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