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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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euer Gespräch vorhin erzählt hast. Was meinte sie damit?»
    «Weiß ich nicht.»
    «Doch, du weißt es.»
    «Lass uns hier verschwinden», sagte er. Es hatte geregnet, sodass die Luft nach dem verrauchten, warmen Restaurant klar und erfrischend war. «Das war wirklich lecker», sagte er und klopfte sich auf den Bauch. «Jedenfalls weiß Nico, wo man gut essen kann.»
    Gaille sah ihn schief an. «Komm schon, Daniel», sagte sie. «Worüber habt ihr gesprochen? Hattet ihr Streit?»
    «Eigentlich nicht.» Er zuckte mit den Schultern. «Sie war nur der Meinung, ich hätte mehr tun können, um diesen Polizisten daran zu hindern, auf Augustin einzuprügeln.»
    «Was?» Gaille wirkte erbost. «Aber ich dachte, sein Kollege hätte dich festgehalten.»
    «Hat er auch. Claire findet nur, dass ich mich schneller hätte losreißen können, wenn ich es versucht hätte.»
    «Hättest du das denn gekonnt?»
    Er zögerte einen Moment, ehe er antwortete. «Ja», gab er zu. «Das hätte ich wohl.»

II
    Kiko spürte die Unruhe seiner Mutter, als sie neben ihm im Himmelbett lag. Nervös war sie schon seit dem Abendessen gewesen, das sie gemeinsam mit den Bediensteten eingenommen hatten, die nicht für das Bankett gebraucht wurden. In der Küche hatten sie an einem groben Holztisch gesessen, an dem man sich schnell einen Splitter hätte einfangen können. Nach diesem aufregenden Tag war das Essen eine ungeheure Wohltat gewesen, was auch an dem fröhlichen Geplauder des Schlosspersonals, an der Wärme der Öfen sowie dem Anblick und Geruch der ganzen leckeren Gerichte gelegen hatte, die für das Bankett zubereitet wurden: Lachs, Schweinebraten, Wild, Hühner in Walnusssoße, rote Bohnen mit Granatapfel und Koriander. Da diese Gerichte natürlich nicht für sie bestimmt waren, hatten sie herzhaft beim Lammeintopf mit Kartoffeln und Zwiebeln zugeschlagen.
    Als sie gerade mit warmem Brot die letzten Reste auf ihren Tellern verputzt hatten, waren Alexei Nergadse und zwei seiner Freunde hereingekommen. Während Alexei das Menü mit den Köchen besprach, waren seine Freunde am Tisch stehengeblieben, hatten Eliso und Lila angeglotzt und Witze gerissen, die Kiko nicht verstanden hatte. Doch alle anderen waren rot geworden. Seitdem war seine Mutter voller Unruhe. Und Kiko wusste, dass sie in Gedanken bei seinen Schwestern war.
    Trotzdem war er beinahe schon eingeschlafen, als sie aus dem Bett schlüpfte. Beinahe. Er drehte sich auf die Seite und sah sie in ihrem weißen Nachthemd durchs Zimmer huschen. Sie öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinaus. Er richtete sich auf und schaltete die Nachttischlampe an. «Wo willst du hin, Mama?»
    «Oh», sagte sie. «Du bist ja noch wach.»
    «Ja. Ich bin wach.»
    «Ich schaue nur mal nach deinen Schwestern. Ich will wissen, ob bei ihnen alles in Ordnung ist.»
    «Du kommst doch zurück, oder?»
    «Schlaf jetzt einfach, mein Liebling.»
    «Aber ich habe Angst», sagte er. «Was machen wir überhaupt hier? Können wir nicht nach Hause fahren?»
    «Es ist nur für ein paar Tage.»
    «Wo ist Papa? Ich will zu Papa.»
    «Bitte, mein Liebling. Du musst jetzt tapfer sein. Du musst. Ich kann deine Schwestern nicht alleinlassen. Nicht hier, nicht heute Nacht.»
    «Dann komme ich mit.»
    «In ihrem Zimmer ist kein Bett für dich.»
    «Für dich auch nicht.»
    «Ja, aber ich bin es gewöhnt, an ungemütlichen Orten zu schlafen. Schließlich muss ich mir ein Bett mit deinem Vater teilen.»
    Wenn sie normalerweise Witze auf Kosten seines Vaters machte, waren sich die beiden nur umso näher. Doch in dieser Nacht und in diesem unheimlichen Schloss funktionierte das bei Kiko nicht. Er zog die Mundwinkel so weit wie möglich nach unten. «Warum machst du dir immer solche Sorgen um Eliso und Lila?», fragte er. «Warum machst du dir keine Sorgen um mich?»
    Sie seufzte und kam zurück zum Bett. «Deine Schwestern haben ein bestimmtes Alter erreicht», erklärte sie und nahm seine Hand. «In der Gegenwart von so schönen Mädchen wie deinen Schwestern kann man Männern nicht immer vertrauen. Du hast die beiden vorhin doch gesehen.»
    «Bitte geh nicht.»
    «Dir geschieht nichts», sagte sie und schaltete das Licht aus. «Versprochen.» Sie küsste ihn auf die Stirn, ging dann wieder zur Tür und öffnete sie. «Träum schön», murmelte sie, ehe sie davonhuschte.
    Träum schön! Er zitterte unter der Decke, und seine Angst vor Ungeheuern wuchs. Geräusche, die nichts bedeutet hatten, als seine Mutter neben ihm

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