Waechter des Labyrinths
fertig.»
«Ich werde hierbleiben müssen», sagte Edouard. «Ihr Vater hat mich gebeten …»
«Sie kommen mit.»
«Ja, aber ich …
«Ich sagte, Sie kommen mit», entgegnete Michail. «Sprechen Sie mit meinem Vater vom Wagen aus.» Ehe Edouard weiter protestieren konnte, drehte er sich um und ging in die Küche, wo er Boris Anweisungen gab.
«Machen Sie sich keine Sorgen», sagte Davit unerwartet freundlich. «Alles wird gut.»
«Ich bin Historiker», meinte Edouard achselzuckend und ging zu dem großen Mann, der in einem Sessel saß. Er spürte, dass er schweißnass war. «Solche Sachen …» Er schüttelte den Kopf.
«Kann ich verstehen», sagte Davit. «Es dauert ein bisschen, bis man sich daran gewöhnt hat.»
Seufzend setzte sich Edouard. «Sie kommen mir irgendwie bekannt vor», sagte er. «Sind wir uns schon einmal begegnet?»
«Glaube ich nicht. Aber vielleicht gucken Sie Rugby?»
«Genau!», meinte Edouard und schnippte mit den Fingern. «Die Tiflis Lions! Sie spielen dort Lock.»
«Das war mal», sagte Davit grinsend.
«Vor ein paar Jahren habe ich gesehen, wie Sie im Halbfinale Pavel umgerissen haben. Was für ein Spiel!»
«Pavel war ein guter Mann beim Line-out. Der beste, gegen den ich jemals gespielt habe.»
«Sie habe ihm ordentlich die Hölle heiß gemacht.»
«Wir haben trotzdem verloren.»
«Bei solchen Spielen gibt es eigentlich keinen Verlierer.»
«Man merkt, dass Sie noch nie professionell Sport getrieben haben.»
Edouard grinste. «Pavel ist der Held meines Sohnes. Er will unbedingt Lock werden. Aber der arme Junge kommt leider nach mir. Es wäre schon ein Wunder, wenn er groß genug wird, um Scrum-half zu spielen.»
«Das ist die beste Position», versicherte ihm Davit. «Da kriegt man nicht ständig was auf die Knochen, sondern da kriegt man Ruhm und alle Frauen.»
«Erzählen Sie ihm das.»
«Kann ich machen, wenn ich Sie mal bei einem Spiel sehe. Ich könnte ihm auch Pavel vorstellen, wenn Sie wollen.»
«Würden Sie das tun? Das würde ihm gefallen. Ehrlich, er verehrt diese Spieler. Ich wäre für ein Jahr sein Held, wenn Sie …»
«Wollt ihr beide den ganzen Tag verquatschen?», fragte Boris, der mit Michail und dessen Nutte vor der Tür stand.
«Komm ja schon», sagte Davit und stemmte sich hoch.
«Verflucht», murmelte Edouard, dem wieder flau zumute wurde. «Und wenn wir gesehen werden? Wenn sich jemand an uns erinnert?»
«Keine Sorge», brummte Davit und deutete mit einem Nicken auf Michail. «Wer wird sich an Sie erinnern, wenn man unseren Morpheus da sieht?» Obwohl er leise gesprochen hatte, musste Michail ihn gehört haben. Er drehte sich sofort zu ihnen um und kam mit einem so kalten Blick auf sie zumarschiert, dass Edouard und Davit erstarrten. Ohne innezuhalten, öffnete er seinen Ledergürtel, zog ihn aus den Schlaufen, führte ein Ende wieder durch die Schnalle und wickelte das lose Ende zweimal um seine Faust, damit er die so entstandene Schlinge besser halten konnte. Er hob sie hoch und täuschte einen Angriff auf Edouard vor, drehte sich aber im letzten Moment zu Davit um. Michail warf ihm die Schlinge über den Kopf und zog sie so schnell zu, dass dem großen Mann keine Zeit blieb, seine Finger dazwischenzustecken. Dann riss er Davit mit einem kräftigen Ruck über die Sessellehne. Die Dielenbretter bebten, als er auf den Boden krachte und Michail ihn hinter sich herzerrte. Davit trat mit den Füßen um sich und versuchte vergeblich, sich aus der Lederschlinge zu befreien, die sich immer enger um seinen Hals zog und ihm die Luftröhre zudrückte, bis sein Gesicht anschwoll und dunkelrot anlief.
Edouard schaute entsetzt zu. Davit war nur in Schwierigkeiten geraten, weil er ihn hatte beruhigen wollen. Er hatte das Gefühl, etwas tun zu müssen, aber er war vor Angst wie gelähmt. Davit schlug auf den Boden wie ein Ringer, der aufgeben will, doch Michail ließ sich noch nicht erweichen. Erst als Davits Bewegungen schwächer wurden und seine Augen schon fast hervortraten, ließ Michail schließlich gleichgültig den Gürtel fallen, sodass Davit seine Fingerspitzen unter die Schlinge schieben konnte, um sie zu lösen. Schließlich drehte er sich auf die Seite und atmete hustend und keuchend ein.
Michail hockte sich hin, hob seinen Gürtel auf und steckte ihn wieder durch die Schlaufen seiner Jeans. Dann packte er Davit am Haarschopf und hob seinen Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. «Ich brauche dich lebend», sagte er. «Das ist dein
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