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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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zunehmenden Dunkelheit vor sich das Haus sah.
    Der Hund musste geschlafen haben, bis sie beinahe über ihn gestolpert waren. Doch dann sprang der riesige Deutsche Schäferhund sofort auf und jagte über den zerfurchten Boden direkt auf sie zu. Iain zögerte keine Sekunde, lief Hals über Kopf davon und ließ Gaille allein. Sie stieß einen gellenden Schrei aus und legte sich schützend die Arme vor Hals und Gesicht, als sich das Tier mit geiferndem, offenem Maul auf sie stürzte.

VIERUNDZWANZIG

I
    Über Athen war die Nacht hereingebrochen. Die Straßen gehörten der Jugend. Hübsche Mädchen redeten aufgeregt in modische, schmale Handys, junge Männer in Lederjacken saßen rittlings auf fetten Motorrädern und ließen wie brunftige Hirsche beifallheischend ihre Maschinen aufheulen.
    In einem Imbiss bestellte sich Knox ein Hühnergyros und verschlang es an einem der Stehtische. Und nun? Er wagte es nicht, Augustin zu besuchen, weil er befürchtete, dass die Nergadses oder die Polizei dort auf ihn wartete. Aber er musste Claire erzählen, was geschehen war. Vor allem musste er wissen, wie es seinem Freund ging. Er rief im Krankenhaus an und wurde mit der Intensivstation verbunden. «Er schläft noch», sagte Claire, als sie ans Telefon kam. «Aber das war nicht anders zu erwarten. Die Ärzte haben ihn in ein künstliches Koma versetzt, um die Gehirnschwellung zu stoppen. Ich glaube, es hilft. Und die Ergebnisse der Ultraschalluntersuchung sind auch nicht so schlecht wie befürchtet. Es sind keine Knochensplitter ins Gehirngewebe gedrungen, was die Hauptsache ist. Im Moment gibt es also keine Notwendigkeit zu operieren.»
    «Das ist ja phantastisch», sagte Knox.
    «Es geht ihm noch nicht besser», warnte sie ihn. Wahrscheinlich wollte sie nicht nur seine, sondern auch ihre Hoffnungen dämpfen.
    «Ja, aber das ist schon mal ein guter Anfang.»
    «Möglicherweise.»
    «Pass auf, Claire», sagte er. «Es sind ein paar Dinge passiert, von denen du wissen solltest.» Er erzählte ihr, dass Gaille nach Kreta geflogen war, von seinem Vortrag, von Antonius, Nadja und den Nergadses. Er bat sie, wachsam zu sein und das Krankenhaus nur zu verlassen, wenn es unbedingt nötig war.
    Nachdem er fertig war, wirkte sie ein bisschen verdutzt, so als hätte sie nicht gedacht, dass sich die Welt außerhalb der Intensivstation weiterdrehte. «Daniel», begann sie, «ich habe gestern Abend ein paar Dinge gesagt …»
    «Vergiss es.»
    «Ich war völlig fertig. Ich habe es wirklich nicht so gemeint.»
    «Das weiß ich.»
    «Du wirst es Augustin nicht erzählen, oder? Wenn er wieder gesund wird, meine ich?»
    «Natürlich nicht.»
    «Er würde mir das nie verzeihen.»
    «Claire! Er würde dir alles verzeihen. Außerdem hattest du recht. Ich hätte schneller reagieren müssen. Aber es war alles so unwirklich, verstehst du? Ich konnte es einfach nicht glauben.»
    «Ich weiß.»
    Als er aufgelegt hatte, fühlte er sich besser. Angespornt. Aber angespornt wozu? Er musste sich hinsetzen und über alles nachdenken, er musste Entscheidungen treffen und Pläne machen. In sein Hotel konnte er nicht zurück, Michail Nergadse wusste, dass er dort wohnte. Vorhin hatte er ein Internetcafé gesehen, das erleuchtet war wie ein Spielsalon und aus dem Kriegsgeräusche der Computer drangen, an denen die Spieler ihre elektronischen Welten retteten. Er ging dorthin zurück, setzte sich an einen dunklen Platz, von dem aus er die Tür im Auge behalten konnte, öffnete den Internetbrowser und begann über die Nergadses zu recherchieren. Je mehr er über sie erfuhr, umso mehr entsetzte ihn ihre Macht, ihr obszöner Reichtum und ihre schamlose Missachtung von Gesetzen. Entgeistert schaute er sich Fotos der Familie vor ihrem Schloss und ihrer Villa in Tiflis an, Schnappschüsse vom Besteigen ihres Privatjets oder bei der Ankunft per Hubschrauber auf ihrer Superjacht.
    Und Nadja hatte recht gehabt. Während Ilja und einige andere männliche Mitglieder der Familie Nergadse Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens waren, war über Michail kaum etwas in Erfahrung zu bringen. Als ihm nichts anderes mehr einfiel, kam er auf die Idee, alternative Schreibweisen des Namens in die Suchmaschine einzugeben. Als er es mit «Michael Nergadse» versuchte, erhielt er die meisten Treffer, die ihn zu seiner Überraschung auf Websites von Zeitungen und Blogs aus Florida führten. Und sie alle berichteten über einen Unglücksfall, der sich erst kürzlich dort ereignet

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