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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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dort hängen lassen, er wagte aber auch nicht, die Schlinge zu durchtrennen und Antonius herunterzuholen, falls es sich doch um Mord handelte. Und wenn er seine neuen Freunde bei der Athener Polizei benachrichtigte, würden sie sicherlich fragen, was er dort zu suchen hatte, und ihn wieder in die Mangel nehmen. Was er brauchte, war ein Vermittler.
    Im Nachbarhaus wurde der Baulärm so laut, dass Knox keinen klaren Gedanken fassen konnte. Er verließ das Haus auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen war, trat durch die Pforte und ging ein Stück die Straße hinunter. Dann rief er Charissa an und berichtete ihr von Nergadse, Nadja und Antonius. «Meine Güte!», murmelte sie, nachdem er ihr alles erzählt hatte. «Wo Sie sind, ist immer was los, oder?»
    «Ich glaube, ich verstehe langsam», sagte er. «Ihr Schwager hat die Fotos von den Siegeln per E-Mail an eine Menge Leute geschickt, auch an Antonius. Der muss sie entziffert und die Zusammenhänge begriffen haben. Er hat dringend Geld gebraucht. Ich meine, wirklich dringend. Deshalb hat er Leute gesucht, die für diese Informationen zahlen würden. Unglücklicherweise hat er sich an eine Familie gewandt, die Nergadse heißt.»
    «Dieser Mann, den Sie erwähnt haben?»
    «Das ist einer von ihnen, ja.»
    «Und Sie glauben, die haben ihn ermordet?»
    «Die Möglichkeit besteht.»
    «Mein Gott!», murmelte Charissa.
    «Würden Sie die Polizei für mich anrufen?», fragte er. «Ich habe keine Lust, den Beamten einen weiteren Todesfall erklären zu müssen. Und Sie sagen besser auch Nico Bescheid. Antonius war sein Freund.»
    «Ich kümmere mich darum», versprach sie. «Und passen Sie auf sich auf.»
    «Das werde ich», versicherte er ihr.

IV
    Die Caldera-Wand war so steil, dass Gaille selbst dann schwindlig wurde, wenn der Weg relativ breit und der Boden eben war. Aber das war nur selten der Fall. Mehrere Abschnitte bestanden aus blankem Schiefer und ließen ihr keine andere Wahl, als sich auf den Hintern zu setzen und vorsichtig hinabzurutschen. Sie kamen an einer liegenden Ziege vorbei. Man hätte denken können, dass sie schlief, wäre ihr aus dem Maul kein Blut getropft und sie nicht von Fliegen eingehüllt gewesen, die in einer Wolke davonschwirrten, als sie sich näherten. Der Gedanke, dass selbst Ziegen von diesen Felswänden abstürzen und zu Tode kommen konnten, stärkte Gailles Zuversicht nicht gerade. Sie schaute bedrückt weg, als sie über den Kadaver stieg. Doch Gaille, die gedacht hatte, nun das Schlimmste überstanden zu haben, wurde bald eines Besseren belehrt. Sie kamen an einen Busch, der seitlich aus einer Felsspalte wuchs und den Weg fast vollständig versperrte. Iain hielt sich einfach an den Zweigen fest und schwang sich ungeachtet des jähen Abgrunds unter ihm auf die andere Seite. «Ein Kinderspiel», versicherte er ihr. «Du schaffst das.»
    «Ich kann nicht», sagte Gaille.
    «Natürlich kannst du», entgegnete er. «Wenn der Busch mich samt meinem Rucksack hält, dann wird er dich erst recht halten.»
    «Es muss doch noch einen anderen Weg geben», meinte sie. «Petitier kann hier niemals mit seinem Maultier runtergegangen sein.»
    «Aber jetzt sind wir nun mal hier.» Er streckte ihr seine Hand entgegen. «Na los. Ich lasse dich nicht fallen, versprochen.»
    Sie zögerte einen Moment und nahm dann Iains Hand. Sie fühlte sich trocken und rau an, aber sein Griff war beruhigend fest. Mit der anderen Hand klammerte sich Gaille am Busch fest und schwang sich dann auf die andere Seite.
    Er zwinkerte ihr zu, als er sie losließ. «Na, also», sagte er.
    «Ich habe einfach Höhenangst.»
    «Ich weiß.» Er betrachtete den Pfad, der vor ihnen lag. «Aber wir beeilen uns besser. Das Ganze dauert länger, als ich dachte.»
    «Ich bemühe mich.»
    «Das weiß ich doch.» Er drehte sich um und marschierte los. Zum Glück wurde der Weg jetzt etwas besser. Als sie den Fuß der Felswand erreichten, senkte sich die Sonne bereits über den Bergen im Westen, und die Dämmerung setzte ein. Durch einen schmalen Saum aus Walnussbäumen gelangten sie auf die fruchtbare Ebene. Umgestürzte, mit Moos und Flechten überzogene Steinmauern grenzten die einzelnen Felder voneinander ab, auf denen Wein, Gerste, Tomaten, Orangen- und Limonenbäume wuchsen und deren üppig grüne Blätter und junge Früchte in der Abendsonne wie erlesene Schmuckstücke funkelten. Gaille war jedoch so erschöpft, dass sie all das kaum wahrnahm und unendlich erleichtert war, als sie in der

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