Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
Vom Netzwerk:
hatten die Handwerker im Haus. Das Hämmern und Bohren machte es ihm unmöglich, etwas zu hören. Er klopfte laut und schaute dann hinauf zu den Fenstern im ersten Stock. Niemand war zu sehen. Der Briefkasten an der Gartenpforte quoll über mit Werbung. Seine Besorgnis wuchs. Vielleicht hatte Antonius den Baulärm so sattgehabt, dass er sich aus dem Staub gemacht hatte, versuchte er sich zu beruhigen. Doch da Petitier tot war und Michail Nergadse frei herumlief, fiel es Knox schwer, sich keine Sorgen zu machen.
    Ein schmaler Weg führte am Haus entlang. Die Farbe blätterte von den Wänden. Knox sah ein Schiebefenster, das ein paar Zentimeter geöffnet war, sodass Luft ins Haus kam. Es ließ sich mühelos hochschieben. Bestimmt hätte Antonius alles verschlossen, wenn er für ein paar Tage verreist wäre. Knox vergewisserte sich, dass er nicht beobachtet wurde, und kletterte dann hinein. Im Haus roch es säuerlich, als würde etwas verfaulen. «Hallo!», rief er. «Jemand zu Hause?»
    Keine Antwort. Er ging durch einen kurzen Korridor in die Küche. Die Fensterjalousien waren heruntergelassen, die Hintertür war durch Kisten und Kartons versperrt. Auf einem Teller lag eine angebissene Brotscheibe, die von Schimmel überzogen war.
    Er ging zurück in den Flur und trat dann in ein düsteres Zimmer mit einem billigen Kieferntisch und Stühlen, deren Fugen mit einer dicken Schicht aus weißem Klebstoff zugespritzt waren. Die Wände waren so feucht, dass sich die alte Tapete ablöste. Durch die Ritzen der Jalousie warf das strahlende Sonnenlicht ein Gittermuster auf den braunen Teppich. Geöffnete Umschläge und Papiere waren darauf verstreut: Rechnungen, Mahnungen, Forderungen, wütend formulierte Briefe von kleinen Händlern und Ladeninhabern. Zeugnisse eines aus dem Ruder gelaufenen Lebens.
    Das Hämmern nebenan wurde so heftig, dass die Wände wackelten und Staub aufgewirbelt wurde, der Knox im Hals kratzte. Er musste husten und legte rasch die Hand vor den Mund, damit niemand ihn hörte.
    Auf dem Tisch stapelten sich Bücher, die so aussahen, als hätte Antonius sie erst vor kurzem durchgeblättert. Knox schaute sie sich genauer an: Robert Graves, Apollonius und andere Werke mit einem offensichtlichen Bezug zum Goldenen Vlies. Daneben lagen einige Internetausdrucke. Er sah sie durch. Berichte über reiche Leute, die Kunst oder antike Artefakte aufkauften, ihre Namen unterstrichen oder mit einem Marker hervorgehoben. Er musste nicht lange suchen, bis er einen Artikel über Ilja Nergadse entdeckte, der den Erwerb eines georgischen Goldschatzes aus Turkmenistan feierte.
    Der Anrufbeantworter blinkte. Knox drückte mit dem Knöchel auf die Abspieltaste, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Meistens folgte auf den Piepton nur Stille, doch eine Frau brüllte Beleidigungen, und ein Mann forderte eine Zahlung ein. Die letzten beiden Nachrichten waren von Nico, der besorgt klang und um Rückruf bat. Das Band kam zum Ende und spulte sich zurück. Knox hatte schon die ganze Zeit eine böse Vorahnung gehabt, doch nun machte er sich auf das Schlimmste gefasst. Er ging zurück in den Flur, und als er sich zur Treppe umdrehte, sah er das, was er ungefähr erwartet hatte.

II
    Als Michail wieder in seinem Haus war, wuchs seine Wut. Zum einen war Olympia noch nicht aufgetaucht, obwohl er ihr am vergangenen Abend klare Anweisungen gegeben hatte. Zum anderen kamen seine Männer beim Aufspüren des Volvo-Besitzers nicht voran. Während er mit verschränkten Armen auf der Treppe stand und beobachtete, wie sie am Telefon und vor dem Internet saßen, überlegte er, an wem er seine Wut auslassen sollte. Schließlich hatte er Konsequenzen angekündigt. Es wurde Zeit, ihnen zu zeigen, dass er meinte, was er sagte.
    In dem Moment klingelte es an der Tür. Mit Sicherheit war es Olympia. Er hatte gewusst, dass sie irgendwann kommen würde. Nutten wie sie konnten einfach nicht anders. Doch als er aufmachte, sah er vor der Tür einen Teenager mit strähnigem Haar auf einem Moped sitzen. «Michail Nergadse?», fragte der Junge und hielt eine braune Papiertüte hoch. «Ich soll was abgeben.»
    «Von wem?»
    «Von einem Mann.» Der Junge deutete vage über die Schulter. «Seinen Namen hat er nicht gesagt. Er hat mir nur diese Tüte und zwanzig Euro gegeben.»
    «Ich bin Nergadse», sagte Michail.
    «Wenn Sie das sagen», meinte der Junge.
    Die Tüte war zugeheftet. Michail riss sie auf und zog ein Prepaid-Handy heraus. «Du kannst jetzt gehen»,

Weitere Kostenlose Bücher