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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Gaille krabbelte schnell in sichere Entfernung. Wie sie davongekommen war, wusste sie immer noch nicht genau.
    «Er ist angeleint», murmelte Iain, der von seiner Flucht zurückgekehrt war.
    Als sie in das schummrige Licht spähte, sah sie es schließlich auch: Der Hund trug ein Würgehalsband, an dem eine schwarze Leine befestigt war, die in der Dunkelheit verschwand. «Petitier muss ihn zur Bewachung hiergelassen haben», sagte sie mit bebender Stimme.
    «Hunde», meinte Iain düster. «Ich hasse Hunde.»
    «Habe ich bemerkt», entgegnete sie trocken. Als sie aufstehen wollte, fuhr ihr ein so heftiger Schmerz durchs linke Bein, dass sie sich gleich wieder hinsetzen musste. «Mein Knöchel», sagte sie mit verzerrtem Gesicht und zog Schuh und Strumpf aus. Ihr Fuß war schmutzig und voller Blasen, schien zum Glück aber unverletzt. Sie versuchte erneut aufzustehen, zuckte wieder zusammen und ließ sich auf den Boden zurückfallen. Mit dem Hund, der nur wenige Meter entfernt wütend bellte, war es eine fast komische Situation. «Ich habe ihn mir verdreht, als ich hingefallen bin.»
    Iain setzte seinen Rucksack ab und kramte Verbandszeug hervor. Dann schnitt er ein Stück Kreppverband ab, wickelte ihn fest um ihren Knöchel und befestigte ihn mit ein paar Sicherheitsnadeln. «Besser?», fragte er.
    «Ein bisschen», sagte sie. «Aber was machen wir jetzt?»
    «Warte hier. Ich sehe mich mal um.»
    Während sie dasaß, beruhigte sich ihr Herzschlag langsam. Der Hund kläffe weiter und zerrte wütend an der Leine. Sie war tief bestürzt, dass ein Lebewesen ihr derart offensichtlich etwas Böses wollte. Doch selbst dieser Höllenhund konnte seine Wut nicht für alle Ewigkeit aufrechterhalten. Nach einer Weile wurde er etwas ruhiger und lief knurrend und mit gefletschten Zähnen so nah vor ihr auf und ab, wie es ihm die Leine erlaubte.
    «Hey!», rief Iain. «Komm hier hoch.»
    Als sie aufschaute, sah sie ihn vor der untergehenden Sonne auf dem Dach stehen. «Gute und schlechte Nachrichten», sagte er. «Es gibt anscheinend keine Möglichkeit, ins Haus zu kommen, aber hier oben müsste es für heute Nacht gehen. Unten vor der Treppe ist ein Tor, der verfluchte Köter kann also nicht hoch, selbst wenn er sich losreißen sollte.»
    «Und was ist mit deinem Zelt? Musst du nicht irgendwo Heringe reinschlagen und so?»
    «Es baut sich von allein auf», erwiderte er. «Einfacher geht’s nicht. Es muss nur einmal aufgeschlagen werden, und schon steht es. Pass auf, ich komme runter und helfe dir, dann mache ich uns Pasta. Mein Gott, die haben wir uns jetzt wirklich verdient. Alles andere kann bis morgen warten, wenn es wieder hell ist.»

III
    Nadja erledigte ihren E-Mail-Verkehr und fügte ein paar kleine Artikel in ihren Blog ein, der sich nur lohnte, wenn sie ihn aktuell hielt. Eigentlich hatte sie noch etwas über die neuesten Entwicklungen im Fall eines Anwalts für Menschenrechte schreiben wollen, der unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen war. Aber sie konnte sich einfach nicht richtig darauf konzentrieren und schaltete schließlich den Laptop aus. Letztlich war es ein erfolgreicher Tag gewesen, und sie hatte sich endlich die Belohnung verdient, die sie gestern hatte aufschieben müssen. Sie sah in der Minibar nach, aber die kleinen Flaschen entsprachen nicht ihrem Stil. Also zog sie sich um und ging hinunter in die Lobby.
    Die Hotelbar war verwaist und dunkel, es sah nicht so aus, als würde sie bald wieder öffnen. Sie verließ das Hotel und schaute sich um. Unter den Wagen, die am Straßenrand parkten, konnte sie keinen schwarzen Mercedes entdecken. Nachdem sie sich den Schal umgewickelt und die Sonnenbrille aufgesetzt hatte, spazierte sie eine Weile durch Plaka, bis sie Hunger verspürte. Oder besser gesagt, Durst.
    Obwohl die Nacht noch jung war, wurden die dunklen Straßen nur gelegentlich von den Lichtern der Cafés, Restaurants und Geschäfte erleuchtet, sodass keine richtige Atmosphäre aufkam. Leichter Nieselregen setzte ein. Sie zog ihren Mantel fest zu und schmiegte sich in den Stoff. Ein Zittern überfiel sie, obwohl es trotz des böigen Winds gar nicht so kalt war. Erinnerungen. Es war eine Nacht wie diese gewesen, nur dass sie nicht allein gewesen war. Jedenfalls nicht zu Beginn des Abends.
    Sie kam an einen Platz, auf dem abgehärtete Touristen im Freien zu Abend aßen. Sie drehte sich um und ging in die andere Richtung. Sie brauchte jetzt unbedingt einen Drink. Das ging ihr häufig so, wenn sie

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