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Wächter des Mahlstroms

Wächter des Mahlstroms

Titel: Wächter des Mahlstroms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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mathematischen Gehirne des Weltalls Platz und Reihenfolge der verbleibenden Karten im Stapel wußten, der sich vor dem Mann befand, dem ein 50-Kredit-Chip nach dem anderen abgenommen wurde.
    Joan hätte sich natürlich auf geistigem Wege die Karten anschauen oder im Geist des Bankhalters nachforschen können – doch sie tat keines von beidem – noch nicht. Immerhin war dies ein Spiel zwischen ihr und Sturm – es ging um nichts Ernstes. Die Aussichten standen gar nicht mal schlecht für sie, denn Clouds unheimliche Fähigkeit, komplizierte mathematische Aufgaben zu lösen, nützte ihm hier wenig. Hier ging es um mehr oder weniger einfache Zahlenfolgen, um Serien, um Arrangements. Ihre jahrelange kybernetische Ausbildung glich seinen Geschwindigkeitsvorteil mehr als aus.
    »Möchten Sie spielen, Madame oder Sir? Oder sind Sie zusammen ...?«
    »Wir gehören zusammen, vielen Dank. Wir nehmen die nächste Runde – für tausend.« Cloud legte die Note in den samtausgekleideten Kasten.
    Zwei dünne Kartenstapel lagen zur Rechten des Bankhalters auf dem Tisch; der eine Stapel mit den Bildern nach oben, der andere mit der Rückseite nach oben. Der Mann nahm die oberste Karte aus dem Schuh, drehte sie herum und legte sie auf den offenen Stapel.
    »Kreuz zehn«, verkündete er und schob Cloud eine Tausend-Kredit-Note zu. »Was möchten Sie setzen, Sir und Madame?«
    »Wir wollen unsere Chance nutzen. Zweitausend im Kasten«, sagte Cloud und legte seinen Gewinn auf den ersten Schein. »Eine ablegen.«
    »Eine ablegen.« Der Bankhalter nahm die nächste Karte, hielt sie so, daß weder er noch die Spieler sie sehen konnten, und legte sie auf den verdeckten Stapel. »Was möchten Sie setzen, Sir und Madame?«
    »Noch eine ablegen.«
    »Eine ablegen.«
    »Wir nehmen die hier«, und im nächsten Augenblick lagen viertausend Kredit im Kasten.
    Die übernächste Karte verdoppelte den Gewinn.
    Die achttausend Kredit wurden zu sechzehntausend und schließlich zu zweiunddreißigtausend, und der Bankhalter verlor die Fassung. Er schien sich kaum noch beherrschen zu können.
    »Vielleicht sollten wir Schluß machen«, schlug Joan vor. »Schließlich wollen wir dem Mann nicht sein ganzes Geld wegnehmen.«
    »Ein hübscher Trick, nicht wahr? Aufhören, solange man vorn liegt!« sagte der Bankhalter spöttisch. »Warum versuchen Sie's nicht noch einmal?«
    »Wenn Sie darauf bestehen«, sagte Cloud. »Aber ich warne Sie – das kostet Sie noch einmal zweiunddreißigtausend.«
    »Das glauben
Sie
, Junge – ich bin da anderer Meinung«, dachte er. Aber er sagte höflich: »Welche Karte spielen Sie, Sir und Madame?«
    »Wir machen mit!« sagte Cloud. »Aber hören Sie zu, Sie schnellfingriger Zauberer – ich weiß genausogut wie Sie, daß die oberste Karte der Kreuzkönig ist und die Karte darunter die Karo Drei. Wenn Sie also gesund bleiben wollen, mein Junge, sollten Sie hübsch langsam machen und ganz sicher geben, daß Sie nur eine Karte anheben und nicht zwei – und daß Sie sie von oben nehmen und nicht etwa von unten!«
    Der Mann starrte ihn entgeistert an, deckte den Kreuzkönig auf und bezahlte seinen Verlust.
    Am nächsten Tisch sah die Entwicklung ähnlich aus, ebenso am dritten. Am vierten Tisch jedoch ließen sie ihre Gewinne nicht anwachsen, sondern setzten nur einzelne Tausend-Kredit-Noten. Sie verloren – gewannen – verloren – verloren – gewannen – verloren – gewannen – verloren. Nach zwanzig Spielen lagen sie nur um zweitausend Kredit vorn.
    »Joan, ich glaube ich hab's«, sagte Cloud schließlich. »Jetzt kommen Acht, Sechs, Bube, Fünf, Zwei?«
    »Nein, glaube ich nicht. Acht, Sechs, Bube, Drei, Eins – das ist meine Vermutung. Dann die Pik Drei und das Herz-As. Zwei und eins im Wechsel.«
    »Hmm. Möglich ... Aber glauben Sie wirklich, der Bursche ist so schlau?«
    »Davon bin ich überzeugt, Sturm. Er ist der beste Bankhalter, den der Laden hier hat. Er versteht sein Geschäft.«
    »Na, wenn Sie fertig sind, mir Komplimente zu machen, wie wär's mit einem Spielchen?« fragte der Mann unbehaglich lächelnd.
    »QX. Wir nehmen die Acht für tausend ... und wie Sie sehen, ist es tatsächlich die Acht ... nun legen Sie die Sache ab, aber natürlich, ohne hinzuschauen ... wir nehmen den Buben für zweitausend ...«
    Inzwischen war der Empfangschef an den Tisch getreten, begleitet vom Geschäftsführer des Lokals. Die beiden Männer verfolgten stumm, wie Cloud drei Geldscheine aus dem Kasten nahm und einen

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