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Wächter des Mahlstroms

Wächter des Mahlstroms

Titel: Wächter des Mahlstroms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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Schema, ob nun bewußt oder unbewußt, stets charakteristisch ist für den jeweiligen Menschen. Je geschickter der Bankhalter ist, desto komplexer, präziser, kompletter und ausgeprägter ist das Schema. Doch jedes Schema, so kompliziert es auch sein mag, ist lösbar; und sobald es gelöst ist, könnten die Karten genausogut offen auf dem Tisch liegen.
    Andererseits ist es einem Bankhalter zwar unmöglich, ein Spiel in eine wirkliche Zufallsfolge zu bringen, doch er kann durch natürliches Mischen so nahe an den Zufallsstatus herankommen, daß die Sequenzen sehr kurz ausfallen und daher nur schwer zu lösen sind. Außerdem helfen ihm Ähnlichkeiten in der Abfolge. Und das Schlimmste ist der Obolus an das Haus – die Herz-Sieben, Karo-Sieben und Kreuz-Sieben, die machen insgesamt fünf Komma sieben-sieben Prozent aus. Auf diese Weise steht mathematisch fest, daß meine Begleiterin und ich gegen einen Bankhalter verlieren würden, der seine Karten nicht präpariert.«
    »Das ... überrascht mich doch sehr«, sagte der Geschäftsführer – und das war nicht gelogen. Der Empfangschef hatte ebenfalls die Augenbrauen hochgezogen. »Bisher war es immer der Gast, der durch Manipulation verloren hat, nicht das Haus.« Es soll an dieser Stelle angemerkt werden, daß der Geschäftsführer bisher nicht einmal indirekt bestritten hatte, daß die »Glücks«-Spiele des Hauses präpariert waren. »Vielen Dank für Ihre Information. Übrigens – Sie haben dies doch noch nicht oft gemacht, oder?«
    »Nein.« Cloud erwiderte das Lächeln des Geschäftsführers. »Wir versuchen es heute zum erstenmal. Warum?«
    »Ich dachte mir nur, daß ich bestimmt von Ihnen gehört hätte, wenn Sie damit schon unterwegs gewesen wären. Unser Gespräch hat mich natürlich davon abgebracht, mit Ihnen zu spielen. Ich werde aber weiter geben – jeder Bankhalter, mit dem Sie bei uns spielen, wird sein Bestes tun, Ihnen wirklich eine Zufallsreihe zu bieten.«
    »Einverstanden. Aber wir haben unser System ja schon erprobt, und daran waren wir in erster Linie interessiert. Was machen wir nun mit dem angebrochenen Abend, Joan? Kehren wir zum Schiff zurück?«
    »Ach nein! Dies ist der gemütlichste Ort, an dem ich seit unserem Start von Tellus gewesen bin – und wenn ich das Schiff in der nächsten Woche nicht wiedersehe, tut es mir nicht leid. Warum schicken Sie nicht einen Boy los mit etwas Geld, damit er uns ein Schachspiel kauft? Wir könnten dieses Zimmer für den Rest des Tages mieten und unser Spiel fortsetzen.«
    »Das ist nicht erforderlich – so etwas haben wir hier«, sagte der Empfangschef hastig. »Ich lasse das Spiel sofort holen.«
    »Nein, nein – das kostet Sie nichts, bitte!« wehrte der Geschäftsführer ab. »Ich stehe noch in Ihrer Schuld. Sie sind natürlich meine Gäste ...«
    Er schwieg einen Augenblick lang und fuhr dann in seltsam verändertem Tonfall fort. »Aber Schach ... Janowick ... Joan Janowick, was nun wirklich kein gewöhnlicher Name ist. Sind Sie etwa die ehemalige Großmeisterin Joan Janowick? Die Dame hat den Titel abgegeben – und müßte eigentlich viel älter sein als Sie.«
    »Oh, Sie haben durchaus die Richtige vor sich. Ich habe meinen Titel aus Zeitmangel abgegeben, doch ich spiele noch immer, sooft ich kann. Es schmeichelt mir, daß Sie von mir gehört haben.« Joan setzte ein strahlendes Lächeln auf, als hätte sie soeben einen sehr sympathischen Menschen kennengelernt. »Und Sie? Es tut mir leid, daß wir uns vorhin nicht richtig vorgestellt wurden ...«
    »Bitte – ich möchte Ihnen Empfangschef Althagar vorstellen, den Stellvertretenden Geschäftsführer. Mein Name ist Thlasoval.«
    »Oh, ich habe von Ihnen gehört, Meister Thlasoval! Ich kenne Ihr Spiel gegen Rengodon aus Centralia. Ihr Schlußangriff mit Springer und Läufer war einzigartig!«
    »Vielen Dank. Jetzt bin
ich
aber geschmeichelt, daß Sie von mir gehört haben. Doch Commander Cloud ...?«
    »Nein, von ihm haben Sie noch nie gehört. Vielleicht werden Sie das auch nie – trotzdem können Sie mir glauben, daß er ziemlich oben auf der Rangliste stünde, wenn er Zeit genug fürs Turnierspielen hätte. Auf unserer bisherigen Reise hat er ein Spiel gewonnen, ich habe ein Spiel gewonnen, und beim dritten Spiel sind wir jetzt beim vierundachtzigten Zug.«
    Das Spiel traf ein, und die beiden Tellurier stellten rasch die Figuren auf, wußten sie doch genau, wohin jeder einzelne Stein gehörte.
    »Sie haben jeder nur zwei Bauern, einen

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