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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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ramponiert und ich fürchte, es sind mindestens zwölf Stunden Fahrt. Halten wir das durch?«
    »Wir werden Pausen machen und Kaffee trinken. Außerdem habe ich in den letzten Tagen schon andere Dinge überstanden.«
    Sandino beobachtet sie voller Staunen. »Und was ist, wenn dieser Killer-Typ uns verfolgt?«, sagte er nach längerem Schweigen.
    »Wie Sie richtig bemerkten, wird er uns folgen. Aber darüber müssen wir nachdenken, wenn er zu einer wirklichen Gefahr für uns wird.«
    Wahrscheinlich hatte sie damit gar nicht unrecht. Auf jeden Fall wurde sie mit der Situation viel besser fertig als er selbst.
    »In welche Richtung fahren wir jetzt?«
    »Im Moment Richtung Montpellier und dann weiter nach Narbonne. Es ist wohl besser, ich schaue jetzt doch einmal auf einer Karte nach.« Langsam ließ sie den Wagen am Straßenrand ausrollen, fasste dann unter das Handschuhfach und holte wie selbstverständlich einen Straßenatlas hervor, als sei es ihr eigener Wagen.
    »Also, da gibt es einmal die Mittelmeerroute über Barcelona, Zaragoza nach Burgos. Etwa 1.030 Kilometer oder neun Stunden. Dann haben wir die Strecke am Nordatlantik nach Toulouse, Bayonne und Burgos. Etwa 880 Kilometer oder acht Stunden. Was ist Ihnen lieber? Ich bevorzuge die kürzere Variante über Narbonne, Toulouse, Bayonne, Burgos.«
    »Ich schließe mich da ganz Ihrer Meinung an. Wie weit ist es denn von Burgos nach Cebreiro?«
    »Etwa 330 Kilometer oder drei Stunden.«
    »Also, wie ich befürchtet hatte, circa zwölf Stunden.«
    »Na gut, dann fahren wir einfach mal so lange, bis wir total müde sind«, sagte Alina ermutigend und fuhr los.
     
    Nachdem sich ihr Auto eine Weile durch den Verkehr gekämpft hatte, fragte Alina ihn nach einer Weile: »Sind Sie schon einmal auf dem Jakobsweg gepilgert? Für einen Geistlichen müsste das doch zur Pflichtübung gehören.«
    »Was den Jakobsweg betrifft«, gab ihr Sandino nüchtern zur Antwort, »ist man im Vatikan geteilter Meinung, das Pilgern zu den keltischen Kultorten der Früh- und Steinzeit ist dort nicht beliebt.«
    »Ich spreche von den christlichen Pilgerstätten!«
    »… die sich auf dem Weg geografisch überlagern, ja ich weiß. Sternenweg und Jakobsweg sind die Synonyme für die Esoteriker. Sicherlich gibt es auch tief religiös inspirierte Pilger, die den Glauben an die Kirche nicht infrage stellen. Ihnen ist die Kirche ja auch wohlgesinnt.«
    »Ich verstehe nicht, worin das Problem der Kirche liegt?«
    »Nun, was als ein Ausdruck religiöser Frömmigkeit beginnt, kann für die Kirche ernste Folgen haben. Denn durch das Beschreiten des Weges besteht die Möglichkeit, innere Ruhe und tiefe Einsichten zu finden, und das ist für uns nicht unproblematisch. Denn die selbst erlangte Erkenntnis des Einzelnen setzt sich über jegliche Autorität hinweg und macht damit jede hierarchische Organisation mit all ihrer Macht und all ihren Dogmen überflüssig. Das Wertesystem der Kirche ist dann hinfällig, und die christliche Religion gilt möglicherweise nicht mehr.«
    »Die Kirche hat Angst davor, wenn Menschen ihren inneren Frieden finden?«, fragte Alina fassungslos.
    »Die Einsamkeit des Caminos ist die beste Grundlage dafür, sie sensibilisiert die Sinne und weitet das Bewusstsein. Denn der Pilger gerät durch seinen eigenen Laufrhythmus in einen meditativen Zustand. Mönche beschrieben diesen Zustand mit den Worten habitare secum , was soviel bedeutet wie: bei sich zu sein, den inneren Frieden zu finden.«
    »Ich kann es kaum fassen, die Kirche hat Angst davor, dass Menschen sich selbst und ihre Umwelt erkennen?«
    »So ist es. Denn es macht aus Pilgern nicht nur rebellische Christen, im schlimmsten Fall kehren sie der Kirche ganz den Rücken zu. Das ist auch der Grund, warum die offizielle Kirche damit gewisse Probleme hat.«
    »… und damit ein gespanntes Verhältnis zum Jakobsweg. Dabei stehen ja gerade im Evangelium die Jesus-Worte: ›Erkenne, was dir vor Augen liegt, und was dir verborgen war, enthüllt sich dir.‹ «
    »Wissen Sie auch, in welchem Evangelium das steht?«, fragte Sandino ernst. »Schon die Kirchenväter wie Irenäeus, Hippolytus und Epiphanius haben dieses Evangelium gefürchtet und als häretisch bekämpft, und zwar aus dem gleichen Grund, wie es heute in manchen Kreisen mit dem Jakobsweg geschieht. Sie sprechen hier vom Thomas-Evangelium, einer apokryphen Schrift, die 1945 in Oberägypten gefunden wurde.«
    »Und was denken Sie vom Thomas-Evangelium?«
    Sandino sah sie

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