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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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beziehungsweise der größte Teil ihrer Definition - sich nun in einem sicheren Speicher in einem leeren Maschinenraum der Aurora .
    »Ich wurde auf Cyclops willkommen geheißen«, sagte Athene. »Ich wurde dort geschützt. Aber ich wurde geboren, um hier zu sein und den Schild zu steuern . Natürlich habe ich, das heißt diese Kopie von mir, keine Erinnerung an den Sonnensturm selbst. Es ist eine Art Fortbildung für mich, hier auf die Datenspeicher zuzugreifen. Ich muss mich damit vertraut machen,
was an jenem Tag geschah, als ob ich ein x-beliebiger Besucher wäre. Das ist demütigend.«
    »Und dürfte ich höflich fragen«, sagte Bob Paxton missmutig, »warum, zum Teufel, du uns alle hierher gelotst hast?« Es war das erste Mal seit seiner Ankunft an Bord, dass er etwas sagte.
    Bella legte die flache Hand auf den Tisch - eine zurückhaltende Geste, die dennoch die Aufmerksamkeit auf sich zog. »Weil das hier neutrales Territorium für Erdlinge und Spacer ist oder dieser Bezeichnung zumindest am nächsten kommt. Irgendwie scheinen wir die Q-Bomben-Krise überstanden zu haben, obwohl wir uns die ganze Zeit in den Haaren hatten. Wir müssen uns jetzt irgendwie arrangieren.«
    »Ich habe gehört«, sagte Alexej, »dass Sie nach Weihnachten zurücktreten werden.«
    »Mehr noch«, knurrte Paxton. »Die Madame Vorsitzende hier wird wahrscheinlich einem Kriegsverbrechertribunal überstellt. Genauso wie ich.«
    Lyla runzelte die Stirn. »Aber was ist mit den Angriffen auf die Aufzüge? Wer wird dafür zur Verantwortung gezogen?«
    »Ich werde mich gern vor Gericht verantworten«, sagte Athene bestimmt, »wenn es diejenigen schützt, deren Handlungen ich beeinflusst habe.«
    Alexej lachte. »Man kann doch keine KI vor Gericht stellen.«
    »Natürlich geht das«, sagte Bella. »Athene hat auch Rechte. Sie ist eine juristische Person. Aber mit Rechten gehen nun einmal Pflichten einher. Man kann ihr genauso den Prozess machen wie mir. Obwohl ich nicht glaube, dass man ein Strafmaß für sie finden würde, falls sie schuldig gesprochen wird …«
    »Diese Gerichtsverhandlungen werden unter den Augen der Öffentlichkeit stattfinden«, sagte Athene. »Vor Gerichten, die aus Vertretern der Erde und der Spacer -Gemeinschaften zusammengesetzt
sind. Wie auch immer das Ergebnis ausfällt, ich hoffe, dass es Teil des Versöhnungsprozesses sein wird. Die Heilung.«
    »Wir alle haben das getan, das wir tun zu müssen glaubten«, sagte Bella. »Aber das gehört jetzt alles der Vergangenheit an. Die Q-Bombe hat alles geändert. Wir haben nun eine völlig andere Situation.«
    Lyla musterte sie neugierig. »Inwiefern?«
    »Da wäre zunächst einmal die Politik …«
    Die Debatte, die Athene der ganzen Menschheit im Rahmen der Entscheidungsfindung zur Ablenkung der Bombe aufgezwungen hatte, war ein kurzer, aber traumatischer Schock für das politische System gewesen. Vielleicht hatten sich hier die Spannungen entladen, die sich seit Jahrzehnten unter einer immer enger verbundenen Menschheit aufgeschaukelt hatten. Und dann hatte die Debatte sich zum Selbstläufer entwickelt und war nicht mehr zu stoppen.
    »Alles ist im Fluss seit der Abstimmung. Es gibt neue Splittergruppen, neue Interessen-und Protestgruppen, neue Lobbyistengruppen. Auf der Erde fallen die letzten Schranken zwischen den alten Nationen. Im ganzen System ignorieren die Leute die alten Regeln und schließen sich mit Gleichgesinnten zusammen, egal auf welcher Welt sie zufällig leben. Wir erleben die Geburtsstunde einer vernetzten Demokratie, einer sich selbst korrigierenden Massen-Intelligenz, ob uns das nun gefällt oder nicht. Vielleicht war es gut, dass unsere erste große Übung bei der Erhebung unserer kollektiven Stimme einen Gegenstand hatte, der die gesamte Menschheit mobilisierte - vielleicht haben die Erstgeborenen uns sogar einen Gefallen getan. Aber diese Stimme wird nun nicht mehr verstummen.«
    Alexej sah seinem Vater ins Gesicht. »Schau mal, Dad. Die Dinge müssen sich auch im Weltraum ändern. Ich meine die Beziehung zwischen den Spacern und der Erde.«
    »Zwischen dir und mir, meinst du wohl«, sagte Bill Carel.

    »Das auch. Die Vorstellung, dass die Erde dem Weltraum ihren Willen aufzwingen kann, ist eine Illusion - egal, wie viele Antimaterie-Kriegsschiffe ihr baut.«
    Im Dezember 2070 hatte es keine Unabhängigkeitserklärung gegeben; es gab keine Spacer -Nationen, und zurzeit waren alle Spacer Kolonisten, deren Treuepflicht formell einer der alten

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