Wächter
ist nur, dass man, sobald jemand wie Rice einen in die Tasche gesteckt hat, kaum wieder herauskommt«, sagte er betreten. »Und Sie, Bisesa Dutt, müssen entscheiden, was Sie wollen.«
Sie hatte die Entscheidung bereits getroffen. »Ich habe das erreicht, wozu ich hierher gekommen bin. Nun muss ich nach Babylon zurückkehren. Ich bin auf diesem Weg auf diese Welt
gekommen, und es ist die einzige Verbindung zu meiner Tochter. Und ich glaube, dass ich Abdikadir auch wieder nach Hause bringen sollte. Der Hof von Alexander braucht Leute mit klarem Verstand wie ihn.«
Oker ließ sich das durch den Kopf gehen. »Sie haben uns vieles gegeben, Madame Dutt - und sie haben uns nicht zuletzt ein Bewusstsein für unseren Platz in diesem eigenartigen Kaleidoskop vieler Universen vermittelt. Die Kriege von Jacob Rice sind nicht Ihre Kriege; seine Ziele sind nicht Ihre Ziele. Wenn die Gelegenheit günstig ist, werden wir Ihnen helfen, ihm zu entkommen.« Er warf einen Blick auf Emeline und ihre Söhne, die mit einem Kopfnicken ihre Hilfsbereitschaft erklärten.
»Danke«, sagte Bisesa aufrichtig. »Aber was wird aus Ihnen, Professor?«
»Der Grundstein der neuen Sternwarte in New Chicago ist bereits gelegt worden. Mit dem Bau werde ich genug zu tun haben. Aber davon abgesehen …« Er schaute auf die dichte Wolkendecke über ihnen. »Manchmal betrachte ich es schon als ein Privileg, nur hier zu sein, wissen Sie - auf der Welt, die Sie Mir nennen. Ich bin in ein völlig neues Weltall aus verschiedenen Welten versetzt worden, das kein Astronom vor meiner Generation je studiert hat! Aber die Sicht ist immer noch zu schlecht. Ich würde zu gern einmal über die Wolken von Mir emporsteigen - und in einem Luft-Phaeton zum Mond und zu den anderen Welten fliegen. Es übersteigt zwar meine Vorstellungskraft, wie das erreicht werden könnte, aber wenn Alexander der Große schon einen Dampfzug-Dienst einrichten kann, kann das Neue Chicago vielleicht die Sterne erreichen. Was meinen Sie?« Er grinste plötzlich jungenhaft.
Bisesa lächelte. »Ich glaube, das ist eine hervorragende Idee.«
Emeline hielt sich am Arm ihres Sohns Harry fest. »Die Sterne könnt ihr für euch behalten. Alles, was ich will, ist ein Stück Land, das wenigstens für einige Zeit eisfrei ist. Und was die Zukunft angeht - fünfhundert Jahre, sagen Sie? Das wird
für mich und meine Jungen reichen. Das ist allemal genug Zeit für mich.« »Sie sind eine überaus kluge Frau«, sagte Oker.
Ein Jagdhorn ertönte.
Ein Jubel der Vorfreude brandete auf. Männer, Frauen und Kinder setzten sich in Bewegung und rückten sich das Gepäck auf dem Rücken zurecht. Die Pferde wieherten und keilten aus, Geschirr rasselte, und die amorphe Menschenmenge, die die schlammige Straße ausfüllte, formierte sich zu einer Art Prozession.
Plötzlich flammten Lichter auf. Bisesa erschrak. Elektrische Suchscheinwerfer an Wolkenkratzern bestrichen Fassaden, die mit Flaggen und dem Sternenbanner drapiert waren. Der Beifall wurde lauter.
»Alles Requisiten von der Weltausstellung«, sagte Emeline und lächelte unter Tränen. »Ich habe zwar Vorbehalte gegen Jacob Rice, aber ich würde nie bestreiten, dass er Stil hat! Was für eine Art, sich von der alten Dame zu verabschieden.«
Ein Marsch wurde von den in Kompaniestärke angetretenen Trommlern und Musikern intoniert.
Mit einem unwilligen Tröten setzte Rice’ angeschirrtes Mammut die Kutsche des Bürgermeisters ruckartig in Bewegung und führte den Marsch an. Die Menschenmenge war so dicht, dass es eine Weile dauerte, bis die Bewegung sich wellenförmig bis nach hinten fortgepflanzt hatte; erst nach ein paar Minuten hatten Bisesa, Emeline und die anderen genügend Bewegungsfreiheit, um überhaupt gehen zu können. Schließlich schlurfte die große Menschenmenge auf der Michigan Avenue nach Süden in Richtung Jackson Park. Bewaffnete Polizisten mit gelben Armbinden gingen an beiden Seite der dichten Kolonne, um die wilden Tiere fernzuhalten. Sogar die gelben Straßenbahnen fuhren ein letztes Mal ratternd los, obwohl sie ihre Passagiere nur ein kurzes Stück auf ihrer langen Reise transportieren konnten.
Dann stimmten die marschierenden Chicagoer ein Lied an, dessen Takt von den Trommeln und dem langsamen Stampfen der umwickelten Füße vorgegeben wurde. Zuerst verlegten sie sich auf die einschlägigen patriotischen Lieder, darunter die Nationalhymne. Nach einer Weile stimmten sie jedoch ein Lied an, das Bisesa hier schon oft
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