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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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anwesend, die den Weltraumrat unterstützten.
    Ihr erster Eindruck von der Qualität dieser Delegierten war nicht unbedingt der beste. Denn der Rat war seit Jahrzehnten mit nichts anderem als sogenannten Vorbereitungs-und Beratungstätigkeiten beschäftigt; seit dem Sonnensturm war der Krieg mit dem Himmel »kalt« gewesen. Deshalb galt die Arbeit für den Rat nicht gerade als Auszeichnung für einen Karriere-Beamten.
Womöglich war dieser Raum voller Bob Paxtons, Fanatikern mit irrem Blick oder sonstigen Luschen. Aber sie sollte sich nicht zu einem vorschnellen Urteil hinreißen lassen; wenn es nämlich eine neue Bedrohung für die Erde gäbe, wäre sie zu ihrer Abwehr hauptsächlich auf diese Männer und Frauen angewiesen.
     
    Bob Paxton, der sich selbst zum Vorsitzenden ernannt hatte, schnippte mit dem Finger gegen ein Glas, um die Versammlung zur Ordnung zu rufen. Der Rest der Tafel widmete dem ersten Menschen auf dem Mars sofort ehrfürchtig seine ganze Aufmerksamkeit.
    Diese Sitzung habe einen zweifachen Zweck, erklärte Paxton. »Zuerst, um der Vorsitzenden Fingal eine Übersicht über die Ressourcen zu geben, die ihr zur Verfügung stehen. Zweitens, um sich spezifisch auf die Anomalie zu konzentrieren, die sich derzeit dem Jupiterorbit nähert …«
    »Und an dieser Stelle«, warf Bella ein, »lade ich Professor Carel ein, seinen Beitrag zu diesen Bemühungen zu leisten.«
    Paxton gab grimmig und widerwillig nickend seine Zustimmung.
    Dann sprachen sie über die Verteidigung des Sonnensystems.

{13}
FESTUNG SOL
    Paxtons Präsentation war ein Kaleidoskop aus Aufzählungspunkten, Kurven und Bildern, die zum Teil dreidimensional und animiert waren; die Hologramme schwebten über der Mitte des Tisches wie Werbespots für phantastische Spielsachen. Aber das Thema war ernst genug.
    »Seit dem Sonnensturm-Tag haben wir auf der Erde und im Weltraum beträchtliche Summen in die Beobachtung des Alls investiert …«
    Bella hatte den Eindruck, dass die Erde mit elektronischen Augen förmlich gepflastert war, die auf allen Wellenlängen ins All spähten. Dies umfasste Anlagen der NASA wie die altehrwürdige Deep Space Network -Kette aus Beobachtungsinstrumenten in Spanien, Australien und der Mojave-Wüste, einer Überwachungsanlage für Asteroiden im erdnahen Bereich namens LINEAR in New Mexico und weitere Einrichtungen der Weltraumbeobachtung. Das riesige Radioteleskop in Arecibo diente nun kaum noch der Astronomie, sondern es wurde hauptsächlich für die Suche nach unnatürlichen Signalen von den Sternen eingesetzt.
    Die Beobachtungsastronomen schwammen plötzlich auch im Geld und vermochten bislang unbezahlbare Träume zu verwirklichen. Bella studierte Bilder des phantasielos benannten »Sehr Großen Teleskops« in Chile, eines »Extrem Großen Teleskops« in Marokko und eines Monsters namens Eule, des »Überwältigend Großen Teleskops« an einem Standort mit der Bezeichnung Kuppel C in der Antarktis. Dort war ein hundert Meter durchmessender, monströser Spiegel auf genügend Stahl
gebettet, um einen zweiten Eiffelturm daraus zu errichten. Die Eule war damit beschäftigt, die Geburt der ersten Sterne im Weltall zu fotografieren, und - was noch wichtiger war - die Oberflächen von Planeten nahe gelegener Sterne zu kartieren.
    Die Einrichtungen im Weltraum waren nicht weniger eindrucksvoll. Die erfolgreichste der neuen Raumsternwarten war die »Cyclops-Station«, die die Erde in einem stabilen Lagrangepunkt umkreiste. Bei dieser Station war ein Teleskop mit einer einzelnen, sehr großen »Fresnel«-Linse montiert worden - kein Spiegel, sondern eine Streulinse.
    Unter besonderer Berücksichtigung dessen, wonach diese automatisierten Augen Ausschau hielten, hatten die alten SETI-Jünger ein Jahrhundert theoretischer Studien ausgewertet. Es wurden Strategien entwickelt, um Signale aller Arten bis hin zu sehr kurzen Impulsen zu entdecken - zum Beispiel Streublitze gebündelter Laserstrahlen bis zu einer Länge von einer Milliardstel Sekunde.
    Paxton erwähnte auch kleinere Augen, eine ganze Armada, die im Sonnensystem bis zum Jupiterorbit stationiert worden war. Er rief eine dreidimensionale Abbildung von Deep Space Monitor X7-6102-016 auf, der in der Umlaufbahn um den Saturn postiert worden war.
    »Das sind unsere robotischen Wächter, sozusagen unsere Streikpostenkette«, sagte Paxton dröhnend. » DSM X7-6102-016 ist ein typischer Vertreter dieser Spezies: die fortschrittlichste wissenschaftliche Ausrüstung, aber

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