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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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einen Flachmann aus Ton zum Vorschein und ließ ihn reihum gehen. »Whisky? Es ist zwar kein besonders gutes Getreide, aber auch kein schlechter Stoff.«

    Emeline lehnte ab; Grove und Batson nahmen jeder einen Schluck.
    Grove verwickelte Emeline in ein Gespräch über ihre Reise vom frostigen Amerika hierher.
    »Ich habe Monate dafür gebraucht; ich fühle mich nun wie ein gestählter Globetrotter.«
    Grove strich sich über den Schnäuzer. »Amerika soll sich von Europa deutlich unterscheiden, habe ich gehört. Keine Menschen …«
    »Niemand außer uns. Nichts ist vom modernen Amerika herübergerettet worden außer Chicago. Es wurde keine einzige Spur von Menschen außerhalb der Stadtgrenzen gefunden - kein einziger Indianerstamm. Wir sind niemandem begegnet, bis die Forscher aus Europa im Mississippi-Delta auftauchten.«
    »Auch keiner dieser Menschenaffen und Untermenschen und Vormenschen, von denen es in Europa nur so zu wimmeln scheint?«
    »Nein.«
    Mir war ein Flickenteppich von einer Welt, eine Komposition aus Zeitscheiben: Proben, die anscheinend von allen Epochen der Menschheitsgeschichte genommen worden waren und aus der Urzeit der Hominiden-Familien, den Vorläufern der Menschheit.
    »Es hat den Anschein, dass es nur Menschen waren, die die Neue Welt erreichten«, sagte Emeline. »Die älteren Arten sind nie so weit gekommen. Aber wir haben eine wahre Menagerie dort, Kapitän! Mammuts und Höhlenbären und Löwen - für die Jäger unter uns hängt der Himmel voller Trophäen.«
    Grove lächelte. »Scheint ja das reinste Paradies zu sein. Ohne die ganzen Komplikationen dieser älteren Welt - die wohl Amerikas grundsätzliches Handicap waren. Und Chicago hört sich nach einem Ort der unbegrenzten Möglichkeiten an. Ich hatte mich für Josh gefreut, als er sich dafür entschied, nach dieser Sache mit Bisesa Dutt und dem Auge dorthin zurückzugehen.«

    Emeline zuckte unwillkürlich zusammen, als sie diesen Namen hörte. Sie wusste nämlich, dass ihr Mann Gefühle für diese verschwundene Frau mit ins Grab genommen hatte, und Emeline war in den Tiefen ihrer Seele hoffnungslos und hilflos eifersüchtig auf eine Frau gewesen, der sie niemals begegnet war. Sie wechselte das Thema. »Sie müssen mir von Troja erzählen.«
    Er verzog das Gesicht. »Es gibt schlechtere Orte, und er gehört uns - gewissermaßen. Alexander hat die Stadt, und viele andere, quasi am Wegesrand gegründet, als er sein Reich der Ganzen Welt errichtet hat. Er nennt sie Alexandria am Ilium.
    Überall, wo Alexander hinkam, hat er Städte errichtet. Und in Griechenland und Anatolien und anderswo hat er neue Städte auf den Ruinen der alten gebaut: Es gibt ein neues Athen und ein neues Sparta. Auch ein Theben, obwohl das dem Vernehmen nach ein Sühneakt war, weil er die alte Version vor der Diskontinuität zerstört hatte.«
    »Und Troja hat einen ganz besonderen Stellenwert für den König«, sagte Bloom. »Es wird Sie vielleicht interessieren, dass der König sich für einen Abkömmling von Herakles von Argos hält und am Anfang seiner Regentschaft als Achilles-Kopie aufgetreten ist.«
    »Also haben Sie sich dort niedergelassen«, sagte Emeline zu Grove.
    »Ich befürchtete, dass meine paar Briten in einem großen Meer aus Mazedoniern und Griechen und Persern untergehen würden. Und wie jeder weiß, wurde Großbritannien ausgerechnet durch Flüchtlinge des trojanischen Krieges kolonisiert. Ich glaube, es amüsierte Alexander, dass wir eine Kausalkette schlossen, indem ein neues Troja durch Nachkommen der Trojaner gegründet wurde.
    Er hat uns eine Gruppe Frauen aus seinem Tross zur Verfügung gestellt und uns dann uns selbst überlassen. Das ist ungefähr fünfzehn Jahre her. Es war hart, bei Gott, aber wir
haben es geschafft. Und es gibt heute keinen Unterschied mehr zwischen ›Tommy‹ und ›Sepoy‹! Wir sind eine völlig neue Kreation, könnte man sagen. Aber ich sollte die Philosophie lieber den Philosophen überlassen.«
    »Und was ist mit Ihnen, Kapitän? Hatten Sie jemals eine Familie?«
    Er lächelte. »Ach, ich war immer etwas zu beschäftigt damit, mich um meine Männer zu kümmern. Und ich habe eine Frau und ein kleines Mädchen zu Hause - oder hatte.« Er warf einen Blick auf Batson. »Bens Vater war einer meiner Unteroffiziere, ein rauer Bursche aus dem Nordosten Englands, aber einer der Besseren seiner Sorte. Er wurde leider von den Mongolen verstümmelt - aber nicht, bevor er ein Techtelmechtel mit einer von Alexanders

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