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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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Marketenderinnen angefangen hatte, wie sich später herausstellte. Als der arme Batson schließlich an einer Wundinfektion gestorben war, wollte die Frau Ben nicht behalten, weil er eine größere Ähnlichkeit mit Batson als mit ihren anderen Kindern hatte. Also habe ich ihn adoptiert. In Erfüllung meiner Pflicht.«
    Ben Batson lächelte ihnen zu; er wirkte ruhig und gelassen.
    Emeline war jedoch der Ansicht, dass er weit mehr getan hatte als nur seine Pflicht. »Ich finde, dass Sie eine großartige Arbeit geleistet haben, Kapitän Grove.«
    »Ich glaube, dass Alexander sich gefreut hat, als wir um Troja baten«, sagte Grove. »Er muss normalerweise auf Zwangsverpflichtete zurückgreifen, um seine neuen Städte als Stützpunkte auf einem ansonsten leeren Kontinent zu bevölkern. Ich habe sowieso den Eindruck, dass Europa eher ein Reich der Neandertaler als der Menschen ist.«
    »Reich?«, sagte Bloom unwirsch. »Dieses Wort würde ich hier nicht verwenden. Ein Depot für Menschenmaterial vielleicht. Die Steinmänner sind stark, leicht zu zähmen und haben eine große Fingerfertigkeit. Die Griechen haben mir gesagt, der Umgang mit einem Steinmann sei mit der unterschiedlichen Handhabung eines Elefanten und eines Pferds zu
vergleichen - ein klügeres Tier, für das man nur eine andere Technik benötigt.«
    Groves Gesicht glich einer Maske. »Wir benutzen die Neandertaler«, sagte er. »Wir würden ohne sie überhaupt nicht auskommen. Aber wir beschäftigen sie. Wir bezahlen sie mit Lebensmitteln. Konsul, sie haben eine Art Sprache, sie stellen Werkzeuge her, sie beweinen ihre Toten, wenn sie sie begraben. Ja, Mrs. White, es gibt alle möglichen Arten von Untermenschen. Läufer und Menschenaffen und eine bestimmte robuste Sorte, deren ganzer Lebensinhalt darin zu bestehen scheint, mitten im Wald zu sitzen und Früchte zu futtern. Die anderen Varianten können Sie sich mehr oder weniger als Tiere vorstellen. Aber Ihr Neandertaler ist weder ein Pferd noch ein Elefant. Er ist mehr Mensch als Tier!«
    Bloom zuckte die Achseln. »Ich nehme die Welt so, wie sie eben ist, Verehrteste. Soweit ich weiß, haben Elefanten Götter, und Pferde auch. Sollen sie sie anbeten, wenn es sie tröstet! Was für einen Unterschied macht das für uns?«
    Sie verfielen in ein Schweigen, das vom Grunzen der Steinmänner und dem Patschen ihrer bloßen Füße untermalt wurde.
     
    Das Land wurde fruchtbarer und war nun in vieleckige Parzellen unterteilt, auf denen geduckte bretterbudenartige Behausungen standen. Das Land wurde von glitzernden Kanälen durchzogen. Das waren also Babylons berühmte Bewässerungskanäle, sagte Emeline sich. Grove erklärte ihr, dass viele dieser Wasserläufe durch den willkürlichen Prozess der Zeitscheibensegmentierung unterbrochen und unter der Regentschaft von Alexander wieder hergestellt worden waren.
    Schließlich erkannte sie am westlichen Horizont Gebäude, komplexe Wände und ein Bauwerk, das wie eine Stufenpyramide anmutete - alle grau und verschwommen durch die Entfernung. Rauch von vielen Feuern stieg empor, und beim Näherkommen sah Emeline Soldaten, die auf Wachtürmen Ausschau hielten.

    Babylon! Sie schauderte mit einem Gefühl der Unwirklichkeit; zum ersten Mal seit der Ankunft in Europa hatte sie wirklich den Eindruck, dass sie in die Vergangenheit zurückreiste.
    Die Mauern der Stadt waren an sich schon beeindruckend: ein dreifacher Ring aus gebrannten Ziegelsteinen und Bruchsteinen, der einen Umfang von fast fünfundzwanzig Kilometern gehabt haben musste und um den sich auf ganzer Länge ein Wassergraben zog. Sie gelangten zu einer Brücke über den Wassergraben. Die Posten schienen Bloom zu kennen und winkten die Gruppe einfach durch.
    Sie näherten sich dem prächtigsten Tor in der Stadtmauer. Es war ein hoher Torbogen zwischen zwei massiven rechteckigen Türmen. Um das Tor zu erreichen, mussten die Steinmänner den Phaeton eine Rampe bis zu einer Plattform hinaufziehen, die vielleicht fünfzehn Meter über dem Boden lag. Das war selbst für die Neandertaler ein hartes Stück Arbeit - sie grunzten vernehmlich.
    Das Tor selbst ragte zwanzig Meter oder noch höher über Emeline auf, und sie legte bei der Durchfahrt den Kopf in den Nacken. Das, murmelte Bloom, war das Ischtar-Tor. Beide Seiten bestanden aus polierten Steinen - eine herrliche königsblaue Wand, auf der Drachen und Stiere einen Reigen vollführten. Die Steinmänner indes würdigten dieses Wunder keines Blicks, sondern hielten den

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