Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Körper aufzulösen, um den Weg von der hiesigen Welt nach Katoteros anzutreten. Kurz darauf befand er sich im Thronzimmer, wo Simi ihn bereits erwartete.
»Alexion!«, rief sie und stürzte sich begeistert in seine Arme. »Du bist wieder da!«
Sie löste sich von ihm und musterte ihn mit gerunzelter Stirn, als er ihre Umarmung nicht mit derselben Freude erwiderte. »Aber du bist ja so traurig. Warum bist du traurig, Lexie? Waren die Daimons gemein zu dir? Wenn sie dir wehgetan haben, geht Simi sofort hin und frisst sie alle auf.«
Acheron löste sie behutsam von Alexion. »Er muss jetzt eine Weile allein sein, Sim.«
»Aber …«
»Ist schon gut.« Acheron nahm sie bei der Hand.
Wortlos ging Alexion den Korridor entlang zu seinen Räumen. Sein Inneres fühlte sich so kalt an, dass er Zweifel hatte, ob ihm jemals wieder warm werden würde.
Zum allerersten Mal hasste er sein Zuhause. Hasste alles hier. Und am meisten hasste er Acheron.
Bis zu dem Augenblick, als er die Tür zu seinem Zimmer öffnete. Er blieb abrupt stehen und schnappte nach Luft, als er sah, was eigentlich völlig unmöglich war.
Das konnte doch nicht sein, es war …
Da, mitten in seinem Zimmer, stand eine Frau in einem roten Gewand. Danger.
Er brachte keinen Laut hervor.
Sie sah sich verwirrt um. »Wo bin ich?«
Er durchquerte den Raum und nahm sie in die Arme. Sie fühlte sich völlig real an.
Lebendig …
Konnte so etwas möglich sein? Durfte er es wagen zu glauben, dass all das hier wirklich passierte?
Er vergrub das Gesicht an ihrem Hals, sog ihren köstlichen Duft tief ein und weinte.
»Alexion, allmählich machst du mir wirklich Angst.«
Lachend löste er sich von ihr. »Wie bist du hergekommen?«
»Ich habe keine Ahnung. Zuerst hatte ich noch fürchterliche Schmerzen, dann wurde auf einmal alles dunkel, und auf einmal war ich hier.« Sie ließ sich gegen ihn sinken. »Wo sind wir hier?«
»In meinem Zimmer. Du bist in Katoteros.«
Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Das verstehe ich nicht.«
Er ebenso wenig.
»Du dachtest doch nicht ernsthaft, dass ich das Ganze so enden lasse, oder?«
Alexion drehte sich um und sah Acheron lächelnd im Türrahmen stehen.
»Nur der Schmerz bringt uns weiter«, sagte Alexion und zitierte damit die Worte, die er so oft aus Acherons Mund gehört hatte.
Acheron zuckte die Achseln. »Aber am Ende werden wir mit großer Freude belohnt.« Sein Blick schweifte zu Danger, ehe er sich wieder Alexion zuwandte. »Du hast mir viel zu lange und zu treu gedient, als dass ich dich im Stich lassen könnte, Alexion. Ich konnte ihr Leben nicht retten, ohne allzu große Veränderungen im Universum zu verursachen, aber wenigstens das hier kann ich dir geben.«
Alexion war dankbar und erstaunt zugleich über sein Verhalten. Er hätte nie gedacht, dass Acheron so etwas für ihn tun würde … niemals. »Aber du hasst es, Leute in deinem Haus zu haben.«
Acheron stieß resigniert den Atem aus. »Ach, was soll’s. Ich habe mich an dich gewöhnt. Und auch an Danger werde ich mich gewöhnen.«
Danger schnappte nach Luft. »Was? Ich werde also hierbleiben? Bei Alexion? Wirklich?«
»Nur wenn du willst«, erwiderte Acheron.
Danger schluckte gegen die aufsteigenden Tränen an, schlang die Arme um Alexion und drückte ihn fest an sich. »Ich kann das alles nicht glauben.«
»Ich bedauere, was du verloren hast, Danger«, sagte Acheron ruhig. »Diese Existenz ist bei weitem nicht perfekt.«
Alexion sah Panik in ihren Augen aufflackern. »Muss ich etwa auch Blut trinken, um am Leben zu bleiben?«
Alexion schüttelte den Kopf. »Nur unser Einstein muss das tun. Aber du wirst ebenso wie er keinen Geschmackssinn mehr haben.«
Danger lachte. »Ich schätze, damit kann ich leben. Wer braucht schon Geschmacksknospen? Ich ernähre mich eben von Popcorn.«
Acherons Blick wurde weich. »Wenn du jetzt vielleicht deinen Dämon herbeirufen würdest, Alexion. Ich will sie mit ihrer Schwester Simi bekannt machen und euch beide eine Weile allein lassen.«
Alexion runzelte die Stirn. »Es scheint dich nicht zu verblüffen, dass Simi eine Schwester hat. Wie kommt das?«
»Ich weiß schon sehr lange, dass sie nicht der einzige Dämon ihrer Art ist. Der Schluss lag nahe, dass auch sie irgendwo Familie haben muss.«
Trotzdem war Alexion geschockt, dass Acheron ihm ein so großes Geheimnis vorenthalten hatte. »Wieso hast du uns nichts davon gesagt?«
»Simi gefiel die Vorstellung so gut, dass sie ganz allein auf der Welt
Weitere Kostenlose Bücher