Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Eines können Sie mir glauben – er braucht keinen, der für ihn spioniert. Wenn er etwas wissen will, findet er es schon selbst heraus.«
»Wie denn?«
Er musste all seinen Willen zusammennehmen, um nicht die Hand auszustrecken und ihre Wange zu berühren, um herauszufinden, ob sie so weich war, wie sie aussah. Ihre Haut war von einer makellosen Schönheit und würde sich unter seiner Zunge zweifellos noch viel weicher anfühlen …
»Ich habe es genauso gemeint, wie ich es gesagt habe. Acheron ist durchaus fähig, selbst herauszufinden, was er wissen will. Spionieren ist so ziemlich das Letzte, wofür er mich braucht.«
Danger spürte, wie die Wut in ihr aufstieg, als sie sich erneut der Anziehungskraft bewusst wurde, die dieser Mann auf sie ausübte, der so offenkundig nicht bereit war, ihre Fragen zu beantworten. Sie war nicht sicher, ob sie ihn küssen oder ihm einen Tritt verpassen sollte.
Sein Blick durchbohrte sie. Nervtötend. Und so intensiv, dass er sich wie eine Berührung anfühlte.
Mit einem Mal überkam sie das unerklärliche Bedürfnis, ihn zu streicheln. Atemlos trat sie vor, fest entschlossen, sein Verlangen gegen ihn zu verwenden, stellte sich auf die Zehenspitzen, so dass sich ihre Wangen beinahe berührten, und sah zu, wie er die Augen schloss und scharf den Atem einsog.
»Wieso sind Sie wirklich hier?«, flüsterte sie, als er keine Anstalten machte zurückzuweichen.
Seine Stimme war tief und belegt. »Um Sie zu beschützen.«
Danger hätte nicht verblüffter sein können, wenn er mit der Wahrheit herausgerückt wäre und zugegeben hätte, dass er Acherons Vollstrecker war. Sie trat einen Schritt zurück. Es war schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, während dieser Mann sie anstarrte, als stellte er sie sich gerade splitternackt vor. »Wovor?«
Noch immer lag dieser lüsterne Ausdruck in seinen unheimlichen grünen Augen. »Vor denen, die Sie gern tot sehen möchten. Sie befinden sich in einer sehr heiklen Lage, Danger. Der Abtrünnige wird Sie auf der Stelle töten, wenn er herausfindet, dass Sie ihn verraten haben.«
Seltsam – Kyros hatte sich erstaunlich verständnisvoll gezeigt.
»Er kann mich nicht töten, das wissen Sie doch ganz genau. Kein Dark Hunter kann einem anderen Schaden zufügen.«
Er hob eine Braue. »Glauben Sie das wirklich? Es steht nirgendwo, dass ein Dark Hunter einen anderen nicht mit Handschellen an einen Zaun oder sonst wo anketten und ihn dann dort sitzen lassen kann, bis die Sonne aufgeht. Sie können einander nicht verletzen, das stimmt, aber es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, ihren Feinden zu schaden, ohne sich dabei selbst zu gefährden.«
Oh, das war ein Schlupfloch, das ihr noch nie in den Sinn gekommen war. Ihm hingegen sehr wohl, wie es schien.
»Und woher wissen Sie das? Wie viele Dark Hunter haben Sie denn schon dem Tageslicht ausgesetzt, nachdem sie Ihnen ihr Vertrauen geschenkt hatten?«
Er lachte verbittert. »Wenn ich Sie oder sonst jemanden tot sehen wollte, Danger, müsste ich wohl kaum warten, bis die Sonne aufgeht.«
»Wovor müssen Sie mich dann beschützen?«
Er wandte den Blick ab. »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Versuchen Sie’s.«
»Nein«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Selbst wenn ich es täte – Sie würden mir nicht glauben.«
Sie steckten in einer ausweglosen Situation. Sie würde ihm erst vertrauen, wenn er ihr einen plausiblen Grund dafür gab – und wahrscheinlich nicht einmal dann –, und das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war ein Kerl im Haus, dem sie nicht über den Weg traute. »In diesem Fall werden Sie sicher verstehen, wenn ich Sie bitte, in ein Hotel zu gehen, während Sie hier für Acheron spionieren, ja?«
Er stieß ein kurzes, drohendes Lachen aus. »Sie haben sich heute Abend mit Kyros getroffen, und er hat versucht, Sie für seine Rebellion zu gewinnen. Haben Sie ihm abgekauft, was er Ihnen erzählt hat?«
Woher wusste er davon? Schließlich hatte sie das Treffen nicht an die große Glocke gehängt. Verdammt. Er war derselbe Geheimniskrämer wie Acheron und ging ihr allmählich auf die Nerven. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
Er trat näher. Seine Gegenwart schien den gesamten Raum auszufüllen, übermächtig und doch seltsam tröstlich. Es war, als wäre etwas in seinem Innern, das beruhigend auf sie wirkte. Ganz zu schweigen von seinen Pheromonen, die in Flaschen abgefüllt und verkauft werden sollten. Er verströmte eine Aura der
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