Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Vorteil – er konnte nicht sterben. Zumindest nicht durch die Hand von einem Wesen, das hier auf der Erde geboren war.
»Ich weiß, dass Sie keinen Grund haben, mir zu glauben, Danger. Vor dem heutigen Abend hatten Sie noch nie von mir gehört. Aber Sie kennen Acheron. Haben Sie je gehört, dass er einem Dark Hunter etwas angetan hat? Denken Sie doch mal nach. Wenn Ash wirklich ein Daimon wäre, weshalb würde er dann die Dark Hunter unterstützen und sie beschützen?«
»Weil er uns benutzt, um gegen seinesgleichen zu kämpfen, damit seine Mutter ihn nicht tötet.«
Alexion erstarrte. Wo zum Teufel kamen all diese Lügen her?
Acheron würde ausflippen, wenn er das hörte. Genauer gesagt, kein Dark Hunter würde das Ganze überleben. Acheron würde sie allesamt töten, ohne mit der Wimper zu zucken. Was die Existenz seiner Mutter anging, ging Acheron keinerlei Risiko ein.
Und er zeigte keinen Funken Gnade.
»Was wissen Sie von der Frau, von der behauptet wird, sie sei seine Mutter?«, fragte er in der Hoffnung, dass Acheron nicht ausgerechnet diesen Moment wählte, ihm nachzuspionieren.
»Dass sie ihn aus dem Reich der Daimons vertrieben hat und er uns jetzt benutzt, um sich an ihr und seinen Leuten zu rächen.«
Er schnaubte abfällig. »Das ist ja wohl das Albernste, was ich je gehört habe. Und glauben Sie mir, mir ist schon eine Menge Schwachsinn zu Ohren gekommen. Es ist eine idiotische Lüge.«
Sie schnaubte ebenfalls. »Das Problem ist nur, dass ich Ihnen nicht über den Weg traue. Keinen Zentimeter weit.«
»Aber Kyros trauen Sie?«
Er sah die Antwort in ihren dunklen Augen. Nein, sie vertraute auch Kyros nicht. Doch es sprach für sie, dass sie ihrem Dark-Hunter-Bruder nicht in den Rücken gefallen war. Sie schützte Kyros immer noch. Dafür konnte er sie nur bewundern.
»Danger, hören Sie doch auf Ihr Herz und Ihren Instinkt. Was sagen sie Ihnen?«
»Dass ich meinen Squire schnappen, so schnell wie möglich von hier verschwinden und euch das Ganze allein ausfechten lassen soll.«
Er stieß ein düsteres Lachen aus.
Danger wünschte, sie könnte dasselbe tun, doch leider fand sie die Situation nicht im Geringsten witzig. »Aber das kann ich ja wohl nicht tun, oder? Also weiß ich nicht, wem ich glauben soll, und ich bin frau genug, es auch zuzugeben. In beiden Geschichten gibt es eklatante Lücken. Damit muss ich eine Antwort auf die Frage finden, wer hier den ›Ich habe Übles im Sinn‹-Teil unterschlägt.«
Alexion sah sie amüsiert an. »Dann will ich es mal so erklären: In unserer Welt gibt es nur selten Schwarz oder Weiß. Manchmal hat das, was wir als gut empfinden, auch eine abgrundtief böse Seite, und das abgrundtief Böse wird Ihnen immer erzählen wollen, dass es das Gute ist. Es wird wohl niemals freiwillig zugeben, dass es schlecht ist.«
Danger legte den Kopf schief. Er klang genauso wie Vater Anthony, der Priester ihrer Pariser Gemeinde, als sie noch ein junges Mädchen gewesen war. »Und wenn ich Sie nun fragen würde, ob Sie auf der Seite des Guten stehen?«
»Das tue ich. Aber ich werde nicht zögern zu tun, was nötig ist, um die Menschen und Acheron zu schützen. Ich bin hier, um diejenigen zu retten, die gerettet werden können.«
»Und der Rest?«
Er wandte den Blick ab.
»Sie werden uns töten.« Das war eine Feststellung.
Ihre Blicke begegneten sich. Seine Augen schimmerten in einem tiefen, satten Grün – unirdisch und nicht einmal ansatzweise menschlich. »Nein. Sie treiben sich durch ihre Dummheit selbst in die Verdammnis. Ich muss zugeben, dass es mich nicht im Mindesten kümmert, wer von euch überlebt und wer nicht. Ich bin hier, um zu tun, was getan werden muss, damit die Ordnung gewahrt bleibt.«
»Welche Ordnung?«
»Die Ordnung unserer Existenz. Unseres Universums. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Am Ende werden diejenigen sterben, die sich gegen Acheron stellen und die Menschheit zu vernichten versuchen, und zwar durch meine Hand.«
Es war unglaublich. Er gab also zu, dass er derjenige war, der sie am Ende irgendwann töten würde. »Dann sind Sie also unser Richter?«
Seine Miene war grimmig. »Euer Richter, eure Geschworenen und euer Vollstrecker.«
Seine Worte ließen ihre Wut auflodern. Sie trat so dicht vor ihn, dass sich ihre Zehenspitzen beinahe berührten. »Und wie kommen Sie darauf, dass ausgerechnet Sie aufs Geratewohl entscheiden können, wer leben darf und wer sterben muss? Woher wissen Sie denn, dass Ihre Entscheidung die
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