Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
seine Gattung typischen eigentümlichen Singsang-Tonfall. »Ich an deiner Stelle würde den Mund nicht so voll nehmen. Ich habe mich nur zu alldem bereiterklärt, weil du behauptet hast, du könntest mich aus den Fängen der Göttin befreien. Allerdings hast du mir nicht gesagt, dass du mich einem anderen ihrer Art auf den Hals hetzt.«
Stryker erstarrte. »Was willst du damit sagen – einem anderen ihrer Art?«
»Das war kein Mensch, sondern etwas anderes. Er sprach meine Sprache und atlantäisch. Er kannte den Befehl, den die atlantäischen Götter den meinen gaben, um uns unter Kontrolle zu halten. Kein Mensch kennt diesen Befehl, nur die Götter.«
Stryker schnaubte abfällig. »Alexion ist kein Gott, sondern nur ein Diener, genauso wie du.«
»Er spricht aber nicht wie ein Diener«, wandte Caradoc ein. »Und er ist auch nicht wie ein Mensch zerborsten. Ich habe ihm jede Menge tödlicher Schläge zugefügt, trotzdem hat er weiterhin Widerstand geleistet.«
Stryker bleckte die Zähne und wich zurück, als der Dämon drohend näher kam. Ob es ihm gefiel oder nicht – bei einem Kampf gegen den Charonte konnte er nur verlieren.
»Du hättest ihm nicht gehorchen müssen. Er ist kein Gott und kann dir deshalb auch nichts tun.«
Caradoc legte den Kopf schief und musterte ihn nachdenklich. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Ich werde ihn nicht noch einmal angreifen. Das Risiko übersteigt den Nutzen bei weitem. Die Göttin würde mich töten, wenn ich einem Mitglied ihrer Familie etwas antun würde. Selbst hier würde sie mich jagen und meine Existenz vollständig auslöschen. Such dir einen anderen Dummen.«
Der Dämon schlang seine Flügel um sich und stolzierte davon.
Stryker stieß einen Fluch aus. Er hasste Situationen wie diese. Sie gingen ihm noch mehr gegen den Strich als die Menschen.
Eines Tages würde er beide Rassen erbarmungslos auslöschen.
»Was machen wir jetzt?«, wollte Trates wissen.
»Hol Xirena.«
Trates lachte nervös. »Xirena? Wieso? Sie ist die schlimmste aller Charontes und gehorcht noch nicht einmal Apollymi, geschweige denn uns. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie wir sie bändigen könnten.«
Ein Lächeln breitete sich langsam auf Strykers Zügen aus. »Ich weiß. Genau aus diesem Grund will ich sie ja haben. Sie fürchtet sich nicht vor einem Diener. Sie wird mit Alexions Herz zurückkommen und sich nicht darum scheren, was Apollymi dazu sagt.«
11
Die Fahrt zu Kyros’ Haus erwies sich als totaler Reinfall. Er war nicht zu Hause, und sein Squire weigerte sich, sie ins Haus zu lassen, bevor er zurückgekehrt war. Seufzend stand Danger neben Alexion auf der Veranda von Kyros’ weiß und blau gestrichenem Herrenhaus aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg.
In Aberdeen war es sehr ruhig. Nur eine leichte Brise ließ die Blätter der Eichen links und rechts der weißen Treppe erbeben. Die alte Stadt am Mississippi besaß einen besonderen Charme, nicht zuletzt, weil es den Anschein hatte, als wäre die Zeit hier stehen geblieben.
Am liebsten mochte Danger die kleine katholische Kirche, die das Flair vergangener Zeiten verströmte. Sie liebte diese kleine Stadt, die wie ein historisches Juwel im Verborgenen blühte, fernab der allgemeinen Öffentlichkeit.
Mit seinem urban-chicen Outfit aus schwarzem Rollkragenpullover, schwarzen Wollhosen und dem weißen Kaschmirmantel wirkte Alexion merkwürdig deplatziert. Er sah aus, als sei er soeben von einem Mailänder Laufsteg herabgestiegen. Und unglaublich maskulin und gut aussehend, zum Anbeißen …
Was hatte dieser Mann nur an sich? Könnte er seine sexuelle Anziehungskraft in Flaschen abfüllen und verkaufen, wäre er garantiert reicher als Bill Gates.
Und du hast wichtigere Dinge, über die du nachdenken solltest, als die Frage, wie er nackt aussieht.
Das stimmte, trotzdem hätte sie sich am liebsten auf ihn gestürzt, auch wenn ihr dieser scheinbar unbezähmbare Drang allmählich auf die Nerven fiel. Sie wünschte, sie wäre konzentriert und sachlich – so, wie sie es von sich gewohnt war.
»Was machen wir jetzt?«, fragte sie und schob ihre unzüchtigen Gedanken entschlossen beiseite. »Hier auf ihn warten?«
»Nein, es könnte Stunden dauern, bis er zurück ist. Wir sollten eine Weile herumfahren. Wenn die Daimons sich mit Kyros verbündet haben, sind sie heute Nacht sicher auf Beutezug. Wo halten sich hier am meisten Menschen auf?«
Danger dachte einen Moment nach. Tupelo war recht weitläufig, und abgesehen von
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