Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
die Wand gelehnt stand.
Ihr Herz schmerzte bei der Vorstellung, welche Qual er erdulden musste. Er war kreidebleich, und seine Haut fühlte sich klamm an. Er sah so verloren aus, so zutiefst verletzt. So voller Qual. Sie hatte noch nie jemanden gesehen, der solche Schmerzen litt. »Komm, mein Herz«, sagte sie leise. »Ich bringe dich hier raus.«
Alexion legte den Arm um ihre Schultern und stützte sich mit seinem vollen Körpergewicht auf sie, so dass Danger leicht ins Schwanken geriet. Nur gut, dass sie als Dark Hunterin mehr Kraft besaß als ein durchschnittlich gebauter Mann.
Wortlos sah Kyros zu, wie die beiden sein Haus verließen. Nicht dass sie einen Kommentar von ihm erwartet hätte. Er hatte sich bereits entschieden, und sie konnte nur hoffen, dass er irgendwann bitter bereuen würde, was er diesem Mann angetan hatte, der hergekommen war, um ihn zu retten.
»Ich will dir ja nicht zu nahe treten«, sagte sie, als sie Alexion die Stufen hinunterbugsierte, »aber dein Geschmack im Hinblick auf deine Freunde steht meinem offenbar in nichts nach. Jetzt weißt du, wieso ich keine habe, denen ich jederzeit blind vertrauen würde.«
Alexion brachte keinen Laut heraus. Sie half ihm beim Einsteigen, während die Schreie einer Frau ununterbrochen in seinem Kopf widerhallten. Schreie um Hilfe und Unterstützung, so laut und gellend, dass ihm übel und schwindlig wurde. Er konnte sich kaum konzentrieren. Wäre die Frau doch nur ein paar Minuten still, damit er einen klaren Gedanken fassen konnte!
So etwas hatte er noch nie erlebt.
Kein Wunder, dass Acheron so häufig an Kopfschmerzen litt. Wie kam er nur damit zurecht?
Alexion hatte nur eine Stimme in seinem Innern, mit der er sich herumschlagen musste, Acheron hingegen Millionen.
»Es wird alles wieder gut, Alexion.«
Er spürte Dangers kühle Hand auf seinem glühend heißen Gesicht. Spürte, dass sie ihm half … Die Erkenntnis durchfuhr ihn wie eine Gewehrkugel und traf ihn ins Innerste seines Wesens. Niemand hatte ihm je auf diese Weise geholfen. Nicht einmal Acheron. Andererseits war er seit seinem Tod nicht mehr krank gewesen.
Während seines Daseins als Mensch hatte er nur seine Ehefrau gehabt, die jedoch zu nichts zu gebrauchen gewesen war, wenn es ihm einmal schlecht ging. Sie hatte jahrelang ihre Eltern gepflegt, ehe sie gestorben waren, und alles darangesetzt, ihm bloß nicht zur Seite stehen zu müssen, wenn er sie brauchte.
Und auch wenn Kyros ihm in all den Schlachten beigestanden hatte, war er niemals sanft und behutsam mit ihm umgesprungen, was wahrscheinlich besser war.
Doch Danger zeigte keinerlei Scheu, sondern war freundlich und versuchte, ihn zu beruhigen. In diesem Moment gab es nichts Schöneres.
Danger hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, um Alexions Schmerzen zu lindern. Sie raste nach Tupelo zurück, während sie fieberhaft ihr Hirn nach etwas durchforstete, nach irgendetwas, womit sie ihm helfen konnte.
Leider war der Plan, Stryker aufzusuchen und ihm die Seele aus dem Leib zu prügeln, das Einzige, was ihr einfiel.
Sie fuhr in die Garage, sprang aus dem Wagen und lief zur Beifahrerseite, um Alexion beim Aussteigen zu helfen. Mittlerweile sah er noch schlechter aus als zuvor.
Sie strich ihm eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht und wischte ihm den Schweiß von der Stirn.
»Komm, mein Schatz, ich bringe dich ins Haus.«
Er nickte und hievte sich mühsam aus dem Wagen, ehe er sich krümmte, als leide er grauenvolle Schmerzen.
Mitfühlend sog sie den Atem ein. »Ich weiß, dass es wehtut, mein Herz, aber kotz mir bitte bloß nicht auf meine neuen Manolo-Blahnik-Stiefel, sondern sag rechtzeitig Bescheid.«
Sein Stöhnen schlug in ein schmerzerfülltes halbes Lachen um, das ihm jedoch im Halse stecken blieb. Er stützte sich schwer auf sie und ließ sich von ihr zum Haus schleppen. Was nicht gerade leicht war, denn er hatte offenbar mehr und mehr Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
In der Küche stießen sie auf Keller, der dabei war, einen Topf Chili zu kochen, und sie entgeistert ansah. »Was ist passiert?«
»Lange Geschichte«, erwiderte sie und ging weiter in Richtung Diele. »Was tust du überhaupt hier? Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst zu Hause bleiben.«
»Ja, weiß ich, aber ich bin zufällig vorbeigekommen. Und in deinem Wohnzimmer saß ein echt heißes Mädchen und hat sich QVC im Fernsehen angesehen. Ich wusste ja gar nicht, dass du auch Freundinnen hast, die keine Dark Hunterinnen
Weitere Kostenlose Bücher