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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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was beinahe ebenso gut war. Jetzt, da ich ihn kennengelernt hatte, konnte ich in seine Träume eindringen.
    Du darfst niemandem schaden, ermahnte ich mich selbst, als ich davonging, seine Karten sicher verstaut im Reißverschlussfach meiner Handtasche. Ich war immer noch ganz zittrig, doch auf dem Weg zu Noah gewann meine Entschlossenheit schließlich die Überhand.
    Ich würde Phillip Durdan nichts tun.
    Aber das hieß nicht, dass ich es ihm nicht heimzahlen würde.
     
    Noah ließ mich an meiner Wohnung aussteigen. Er wollte noch Amanda besuchen und sich überzeugen, dass sie etwas zu Abend aß, bevor seine jüngere Schwester Mia ins Krankenhaus kam, um über Nacht zu bleiben. Er fragte mich, ob ich ihn begleiten wolle. Ich wollte nicht.
    Nachdem ich ihren Vergewaltiger gesehen hatte, konnte ich Amanda nicht gegenübertreten. Es war mir nicht möglich, dazusitzen und die Tatsache zu bejammern, dass sie meinen Freund um den Finger wickelte, wenn ich doch wusste, was sie durchlitten hatte. Und ich hätte mir lieber die Augenlider abgeschnitten, als zuzusehen, wie Noah um sie herumwuselte, während seine Reaktion auf meine drohende Auslöschung nicht ganz so … ritterlich gewesen war. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass er um mich hätte herumwuseln sollen.
    Ja, ich bin eine Idiotin. Obwohl Noah gesagt hatte, ich sollte nicht eifersüchtig sein. Obwohl ich es war, mit der er zusammen sein wollte. Sehen Sie, er mochte das alles ja wirklich glauben, aber ich wusste, dass er immer noch Gewissensbisse hatte, weil er Amanda wegen ihres Seitensprungs am liebsten geschlagen hätte. Schuldgefühle in Kombination mit Beschützerinstinkt sind ein starker Antrieb.
    Und außerdem, muss ich gestehen, wurde ich die Furcht nicht los, dass er nur eine gewisse Zeit lang mit einem Freak wie mir zusammen sein wollte, bevor er sich wieder nach einem »normalen« Mädchen umschaute.
    O ja, ich bin ein einziges jämmerliches Häufchen Unsicherheit.
    Normalerweise hätte ich mir jetzt meine Jogginghose angezogen, mir eine Portion Cornflakes geholt – und damit meine ich eine Riesenportion – und mir
Sinn und Sinnlichkeit
angesehen und die besten Passagen mitgesprochen, während mein Kater Fudge auf meinem Schoß schnarchte. Stattdessen beschloss ich, meiner Taille und Jane Austen etwas Gutes zu tun und der Einladung zu folgen, die mein Vater mir im Badezimmer meines Büros »überbracht« hatte.
    Ich wollte Hadria besuchen. Da es ohnehin sein musste, konnte ich es auch jetzt gleich tun, und vielleicht würde ein Besuch bei ihr mich darüber aufklären, welche Art von Gefahr mir drohte – und wie ich ihr entgehen konnte. Außerdem war sie alt und konnte mir bestimmt eine Menge beibringen.
    Wenn ich jemals im Traumreich akzeptiert und geschätzt werden wollte, musste ich mehr über dieses Reich lernen. Man stelle sich nur vor, dass mich die Leute dort tatsächlich für einen Bösewicht hielten! Um den Bösewicht zu geben, bin ich gar nicht gewieft genug. Die Oberste Wächterin dagegen …
    Ach was, über sie wollte ich nicht nachdenken. Nicht gerade jetzt, da ich ohnehin schon so niedergeschlagen war. Wenn ich noch länger solch einen Flunsch zog, konnte ich mir bald die Unterlippe über den Kopf ziehen. Ich neigte zwar des Öfteren zu Selbstmitleid, aber deshalb sollte es doch nicht mein ganzes Leben bestimmen. Ich hatte Entscheidungen zu treffen und einen Kampf zu gewinnen.
    Ich ging ins Schlafzimmer, das mit seinen orientalisch anmutenden orangefarbenen Wänden und der lila Bettwäsche sehr gemütlich wirkte. Ich ließ mich auf die Tagesdecke fallen und schob mir ein Kissen unter die Wange. Ich war so müde, dass ich bestimmt sofort einschlief. Während mein Körper in dieser Welt neue Kräfte tankte, würde ich im Traumreich Stärkung für Geist und Seele finden.
    Normalerweise konnte ich bei meinem Übergang ins Traumreich selbst bestimmen, an welchem Ort ich ankommen wollte – zumindest annähernd. Ich musste diese Fähigkeit noch genauer testen, aber wenn mich meine Erinnerung nicht trog, konnte ich mich im Traumreich »teleportieren«, genau wie Morpheus. Damit kam man rasch von einem Ort zum anderen, aber ich wusste nicht genau, wie es ging. Daher erschien es mir nach wie vor sicherer, dort tatsächlich zu reisen oder die Traumwelt meinen Bedürfnissen anzupassen – auch wenn es mühsamer war. Ich musste dauernd an die Szene aus
Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall
denken, in der das Ungeheuer auf links

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