Wächterin der Träume
dachte ich, waren die Oberste Wächterin und ein verrückter Vergewaltiger noch meine geringsten Probleme.
Und weitere Probleme konnte ich wahrhaftig nicht gebrauchen.
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Kapitel zwölf
A us dem Ding ploppen mir ja die Möpse raus!«, rief ich.
Lachend zog Lola mir das Oberteil meines Halloweenkostüms hoch. Ich hatte mich als Wonder Woman verkleidet und trug ein Bustier in Rot und Gold, das allen Naturgesetzen hohnsprach. Zum Glück bestand das Unterteil aus einem Minirock an Stelle der üblichen Hose. Ich würde niemals einen Badeanzug tragen, der nicht einen Teil meiner Oberschenkel verdeckte.
»Mensch, Mädel, du siehst scharf aus«, kommentierte meine Mitbewohnerin begeistert.
»Wirklich?« Ich war natürlich unsicher. Mit sexy Kostümen hatte ich nicht gerade viel Erfahrung. Und das hier war eindeutig sexy mit seiner schimmernden durchsichtigen Strumpfhose und den kniehohen roten Lederstiefeln – ganz zu schweigen von den bondagemäßigen breiten Armbändern, die Geschosse abwehren konnten, und dem dünnen goldfarbenen Lasso, das ich mir um die Taille geschlungen hatte. Ich musste zugeben, dass es gut aussah, wie mein Haar rund um das goldene Diadem auftoupiert war. Ich hatte hübsches Haar.
»Nach einem einzigen Blick auf dich wird Noah wissen, was er sich für heute Nacht wünscht.«
Ich lachte, obwohl mir die Hitze in die Wangen stieg. Ich hatte das Kostüm extra für Noah ausgesucht, weil ich wusste, wie sehr er Superhelden mochte und dass Wonder Woman eine seiner Lieblingsfiguren war.
»Er wird bald hier sein«, sagte ich und griff nach den falschen Wimpern auf dem Garderobentisch. »Könntest du mir wohl die Tube MAC -Lipgloss aus meiner Handtasche holen? Sie liegt im vorderen Fach.«
»Kein Problem«, sagte Lola, salutierte und ging hinaus. Ich strich ein wenig Klebstoff auf den Rand der falschen Wimpern, klebte sie unmittelbar über meine eigenen und drückte sie fest an. Dann machte ich das Gleiche auf der anderen Seite. Ich trug nicht oft falsche Wimpern, aber immerhin oft genug, dass ich nicht lange damit herumzufummeln brauchte.
Als Lola mir das Lipgloss reichte, malte ich meine bereits umrandeten Lippen dunkelrot aus. Perfekt. Ich habe riesige Lippen, aber irgendwie gefallen sie mir, und wenn es geht, bringe ich sie gern zur Geltung. An diesem Abend passte die auffällige Farbe gut zu meinen dunkel umrandeten Augen mit den langen falschen Wimpern.
Ich begutachtete mich im Spiegel. Mit dem Make-up und dem Bustier, das meine Taille eng einschnürte und meinen Busen anhob, wirkte ich wie aus einem Comic-Heft entsprungen. Ich lächelte. Du siehst wirklich verdammt gut aus, sagte ich zu mir selbst.
Es machte mir Spaß, auszugehen und etwas ganz Normales zu tun. Die Probleme beider Welten saßen mir noch immer in den Knochen, doch was die Schwierigkeiten im Traumreich anging, war ich zuversichtlich, und der heutige Abend gehörte allein Noah und mir. Das machte mich glücklich.
Gerade als ich ins Wohnzimmer ging, um das Lipgloss wieder in meine Handtasche zu stecken, klingelte es an der Tür. Ich wollte eine kleine rote Handtasche mitnehmen, in der ich die wichtigsten Utensilien unterbringen konnte – Lipgloss, Puder, Wimpernkleber, Personalausweis und zwanzig Dollar für den Notfall. Die Handtasche würde meinen Gesamteindruck auch nicht stärker stören als der Mantel, den ich über dem Kostüm tragen würde. Es war mild draußen, aber nicht übermäßig warm.
Während ich im Schrank nach einem Mantel suchte, öffnete Lola die Tür. »Ach, du liebes bisschen!«, hörte ich sie rufen. Noahs Kostüm war offenbar klasse. Rasch trat ich aus dem Schrank zurück, um mich so vorteilhaft wie möglich zu präsentieren und gleichzeitig einen ausgiebigen Blick auf Noah zu werfen.
Mir fiel der Unterkiefer runter. »Ach, du liebes bisschen!«
Noah war Batman. Und damit meine ich nicht so einen billigen Batman aus dem Warenhaus. Ich meine, Noah war wirklich Batman. Das Kostüm sah aus wie für ihn gemacht – alles glatt und wohlgeformt und mordsmäßig sexy. Erblasse vor Neid, Christian Bale!
Wegen der Maske konnte ich nicht viel von seinem Gesicht sehen, aber er war von meinem Aussehen offensichtlich ebenso überrascht.
»Gut siehst du aus, Doc«, schnurrte er mit seiner rauhen, sexy Stimme. »Wirklich gut.«
Lola, die zwischen uns stand, grinste wie blöde. »Ihr beiden werdet die ganze Justice League aufmischen. Fehlen nur noch Superman und Flash, und dann kann’s losgehen. Na gut,
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